DER SICHERHEITSDIENST

DSDDER SICHERHEITSDIENST 2 | 2024 Fachmagazin für die Sicherheitswirtschaft 76. Jahrgang Postvertriebsstück – DPAG – Entgelt bezahlt | DSA GmbH · Postfach 1201 · 61282 Bad Homburg Bild: # 1360493212 / istockphoto.com Bild: # 1364959185 / istockphoto.com FC060K0529v1000dDE_advert_OPENGATE.indd 1 14/02/2024 16:41:05 Anzeige

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1 DSD 2 | 2024 EDITORIAL Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) Alexander Borgschulze Spannende Zeiten für den Luftverkehr in Deutschland Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrter Leser, hinter uns und der gesamten Luftverkehrswirtschaft liegen spannende Jahre. Nach dem Tief der Coronapandemie erholt sich der Luftverkehr erwartungsgemäß wieder und ist auf dem Weg, das Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Diese Entwicklung bringt einige Herausforderungen und Aufgaben mit sich. Mehr Technik, weniger Mensch? Diese grundlegende Frage stellen sich (gezwungenermaßen) viele Branchen derzeit – auch für die Luftsicherheit ist dies eine stets mitschwingende Fragestellung bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. Der Fachkräftekongress von Arbeitsminister Hubertus Heil Anfang des Jahres macht eins der größten Probleme der gesamten Wirtschaft nochmals sehr deutlich: Alle Wirtschaftsbereiche sind von akutem Fach- und Arbeitskräftemangel betroffen. So wird es auch in unserer Branche zusehend schwieriger, für offene Stellen geeignetes und langfristig verfügbares Personal zu finden – und das, obwohl mittlerweile ein beachtliches Lohnniveau erreicht ist. Es ist fraglich, ob sich diese Arbeitsmarktsituation kurz- bis mittelfristig entspannen wird. Durch die Einführung der neuen CT-Kontrolltechnik hat sich der Kontrollprozess in den vergangenen zwei Jahren in Bezug auf die Kontrollgeschwindigkeit und damit auch auf die Kontrollqualität positiv entwickelt. Damit einher geht eine deutliche Entlastung der Beschäftigten. Innovationen in diesem Bereich müssen auch in Zukunft intensiv vorangetrieben werden. Neben der Frage nach Innovationen und dem Umgang mit sich verstärkendem Personal- und Fachkräftemangel musste sich die Branche mit einigen grundlegenden Änderungen und Novellierungen befassen. Der seit Langem erwartete Gesetzentwurf zur Änderung des Luftsicherheitsgesetzes von der Bundesregierung liegt seit dem letzten Jahr vor. Die Luftsicherheits-Schulungsverordnung entsprach nicht mehr der aktuellen europäischen Vorgabe und Durchführungsverordnung zur Festlegung detaillierter Maßnahmen für die Durchführung der gemeinsamen Grundstandards für die Luftsicherheit. Der BDLS hat die erforderliche Änderung, durch die das Sicherheitsniveau erhöht und die nationale Umsetzung von EU-Vorgaben vereinheitlicht werden soll, befürwortet. In einem schriftlichen Verfahren und auch einer späteren mündlichen Anhörung konnten wir unsere Bedenken und Änderungswünsche anbringen. Wichtig ist nun, dass nach Inkrafttreten der Verordnung zeitnah die seitens der Behörden versprochene Evaluierung durchgeführt wird, um in einem zweiten Schritt weitere praxisnahe Änderungen vorzunehmen. Ein weiteres Verordnungsvorhaben war die zu Beginn des Jahres in Kraft getretene neue Luftsicherheitsgebührenverordnung. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Novellierung zu einer erheblichen Erhöhung der Kosten für die Sicherheitsdienstleister führt. So wird u. a. etwa die Gebühr für eine Zuverlässigkeitsüberprüfung nach § 7 Luftsicherheitsgesetz gemäß der neuen Verordnung nicht mehr bis zu 150 Euro, sondern dann bis zu 211 Euro betragen. Diese und weitere nicht nachvollziehbare Veränderungen in der Gebührenverordnung veranlassen uns, als Verband gegenüber den zuständigen Behörden, auf eine Korrektur hinzuwirken. Für die Luftsicherheitsunternehmen stehen in der kommenden Zeit einige Herausforderungen „auf dem Plan“, die wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern und Partnern bewältigen werden. Wir als Verband und auch unsere Mitgliedsunternehmen werden nicht müde, uns für eine gut vernetzte Luftverkehrswirtschaft einzusetzen, die Optimierungen in den Prozessen im Interesse eines sicheren und attraktiven Verkehrssegmentes angeht. Hierzu ist uns sehr an einer noch engeren Zusammenarbeit, einem Schulterschluss, mit den anderen Verbänden der Luftverkehrswirtschaft gelegen, die wir nun mehr denn je forcieren werden. Die Herausforderungen in der Luftsicherheit werden in den kommenden Jahren nicht weniger werden. Das zeigten zuletzt auch die diesjährigen Luftsicherheitstage, die unter dem Motto „Luftsicherheit im Wandel“ stattfanden. Wir als BDLS, gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen, sind auf diese Herausforderungen gut vorbereitet. Ihr Alexander Borgschulze

2 DSD 2 | 2024 Editorial 1 • Alexander Borgschulze: Spannende Zeiten für den Luftverkehr in Deutschland 1 Luftsicherheit 3 • Peter Niggl: Luftsicherheitstage: Fachkräfte ein existenzielles Problem 3 • Thomas Hoff Andersson: Steuerungsübernahme der Sicherheitskontrollen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) 8 • Erfolgreicher Start in die„Neue Welt“ der Luftsicherheitskontrollen am Flughafen Frankfurt 10 • Christian Huber: Sicherheitskonferenz am Flughafen München 12 • Nicole Oppermann: Gute Mitarbeiter überzeugen, Unternehmenserfolg sichern 14 • Annette Wiedemann: Die Luftsicherheits- Gebührenverordnung (LuftSiGebV) 16 • Martin Zobel: Cybernation Deutschland: Das BSI als verlässlicher Partner in der zivilen Luftfahrt 18 • Prof. Dr. Stefan Goertz: Bedrohungen der Luftsicherheit durch Terroristen 20 • Felicitas Haller: Psychologische Aspekte von Radikalisierung 22 • Dr. Jenny K. Krüger und Dr. Signe Ghelfi: Der vertraute Feind? Innentäter – eine psychologische Einordnung 24 • Rochus Zalud: Sicherheitsplanung: Das Sicherheitskonzept muss angepasst werden! 26 Who is Who der Luftsicherheit – die Mitglieder des BDLS 29 Wirtschaft und Politik 34 • Reinhard Rupprecht: Kriminalität: Statistik, Analyse und Prognose 34 • Silke Zöller: Kritische Infrastrukturen: Jeder KRITIS-Betreiber muss Sicherheit ganzheitlich denken und zur Chefsache machen 37 • Reinhard Rupprecht: Frachtdiebstahl lässt sich verhindern 39 BDSW-Jahresmitgliederversammlung 42 • Silke Zöller: 57. Jahresmitgliederversammlung des BDSW 42 • 7. BDSW-Mitarbeiterpreis verliehen 44 Inhalt Geld und Wert 46 • Hendrick Lehmann: Den richtigen Mix finden 46 Aus- und Weiterbildung 49 • Andrea Metschke: EUropean MOdules in Security Services 49 Wirtschaftsschutz 52 • Holger Köster: Kurzschlusshandlungen gefährden nicht nur die Wirtschaft 52 • Peter Niggl: Hochspannungsmasten warten auf geeigneten Schutz 53 • RA Dr. Berthold Stoppelkamp: Analysen und Hilfestellungen zum Wirtschaftsschutz 55 Bericht aus Berlin 56 • RA Dr. Berthold Stoppelkamp: Weltordnung im Wanken – Zeitenwende für den Wirtschaftsschutz? 56 Büchermarkt 61 Recht 62 • RAin Cornelia Okpara: Arbeitsrecht in Kürze 62 • RA Andreas Paulick: Cannabislegalisierung und Arbeitsrecht 64 Vergaberecht 66 • RA Alexander Nette: Eignung und/oder Präqualifizierung? 66 Europa 68 • Alexander Frank:„INTEL Next Generation“ 68 INTERN 70 • Erster Parlamentarischer Abend der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern des BDSW 70 • Arbeitskreis der Sicherheitsbevollmächtigten in Niedersachsen (AkSiBeNi) 71 Namen und Nachrichten 73 Sicherheit von A bis Z 75 Impressum 79 Das Letzte Wort 80 • Dr. Peter Schwark: Sozialversicherungsbeiträge: Dynamik ohne Grenzen? 80 Anmerkung der Redaktion: Zur leichteren Lesbarkeit wurde auf zusätzliche Bezeichnungen in weiblicher Form verzichtet und nur die männliche Form verwendet. Angesprochen sind natürlich alle Geschlechter. 42 3

LUFTSICHERHEIT 3 DSD 2 | 2024 Luftsicherheitstage: Fachkräfte ein existenzielles Problem Von Peter Niggl Die zurückliegenden eineinhalb Jahre seien„nicht spurlos an den Luftsicherheitsunternehmen vorbeigegangen“, konstatierte der Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), Alexander Borgschulze, in seinen Begrüßungsworten an die rund 240 Teilnehmer der diesjährigen Luftsicherheitstage. Diese gemeinsame Tagung des BDLS und der Bundespolizei fand am 6. und 7. März im Holiday Inn Berlin Airport Conference Centre, in unmittelbarer Nähe des Flughafens BER statt. Borgschulze richtete am Anfang seiner Ausführungen das Augenmerk auf die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Wie in allen Bereichen der Wirtschaft, werde es auch in der Luftsicherheit zunehmend schwieriger, geeignetes und langfristig verfügbares Personal zu finden. Und das, obwohl in der Branche inzwischen„ein beachtliches Lohnniveau erreicht ist“. Aus diesem Grunde hätten sich die Mitgliedsunternehmen des BDLS schon mehrfach zu diesem Thema ausgetauscht. Gemeinsames Ziel sei es, das Image der Branche zu verbessern. Der Verband hätte sich deshalb im letzten Jahr dazu entschlossen, die Kampagne #Machwasmit Sicherheit ins Leben zu rufen. Sie soll helfen, mit dem negativen Image des Tätigkeitsfeldes der Luftsicherheitsfachkraft aufzuräumen, Vorurteile abzubauen und das Berufsbild bekannter und attraktiver zu machen und potenzielle Bewerber für diese Arbeit zu begeistern. Aktuell verfolge der BDLS mit seinen Partnern zudem, so Borgschulze, die Idee der Entwicklung eines Fortbildungsberufes „Fachkraft für Luftsicherheit“, um damit auch den Stellenwert des Berufs „nach vorn zu bringen“. Der BDLS-Präsident verwies dabei auch darauf, dass die Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr„eine Summe im hohen siebenstelligen Bereich“ für Personalrecruiting ausgegeben haben, um das notwendige Personal zu gewinnen. An die Bundespolizei als aufsichtsführende Behörde richtete Borgschulze die Bitte, den Unternehmen in der Luftsicherheit mit einigen „Flexibilisierungen“, wie zum Beispiel der Möglichkeit, Fachkräfte Luftsicherheit bundesweit einsetzbar zu machen, entgegenzukommen, um für Spitzenzeiten besser gewappnet zu sein. Normen Großmann, Leiter der Abteilung Einsatzangelegenheiten im Bundespolizeipräsidium Potsdam, stellte in seinem Grußwort fest, es seien„ganz, ganz viele unterschiedliche Faktoren, die die Sicherheitslage beeinflussen“. Wie er einschätzte, habe der Krieg in der Ukraine„gravierende unmittelbare Auswirkungen auf die nationale Sicherheit und somit Freier Journalist. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit. Peter Niggl Start der 13. Luftsicherheitstage

4 DSD 2 | 2024 LUFTSICHERHEIT auch auf die Sicherheit an den Flughäfen“. Großmann richtete dann den Blick auf das Thema „hybride Kriegsführung“. Dazu zählen auch Cyberangriffe, bei denen Flughäfen ins Visier genommen werden, welche natürlich auch Auswirkungen auf die Luftsicherheit haben. Solche Angriffe seien „jederzeit vorstellbar und sollten in unseren Augen auch ein realistisches Bedrohungsszenario sein“, betonte Großmann. Deshalb sei das Leitmotiv der Luftsicherheitstage „Luftsicherheit im Wandel“, wie er ausdrücklich hervorhob, angesichts der veränderten Lage„absolut maßgeschneidert“. So habe es unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres – wie er als Beispiel anfügte – eine Anschlagsdrohung gegen einen Airbus der Iran Air gegeben, die dazu führte, dass der Hamburger Flughafen für eineinhalb Stunden seinen Betrieb einstellen musste. Insgesamt habe die Polizei im Jahr 2023 einen Anstieg der Bedrohungslagen um 100 Prozent feststellen müssen. Vor dem Hintergrund der Globalisierung komme den Reisebewegungen von Gefährdern im Zusammenhang mit Terrorismus gerade im Luftverkehr eine besondere Bedeutung zu, betonte Großmann. Aktuell kursiere im Internet erneut der Aufruf zu Anschlägen im Luftverkehr. Eine detaillierte Bauanleitung für Sprengsätze, die am Körper getragen werden und der Luftsicherheitskontrolle nicht auffallen sollen, gebe es dazu im Internet. Eingehend auf die gegenwärtige innenpolitische Situation, so beklagte Großmann, dass die gesellschaftliche Situation insgesamt volatil, instabil und von Polarisierung geprägt sei. Das Vertrauen in staatliche Institutionen sinke. Großmann: „Der Ton, so kann man es wohl zusammenfassen, wird insgesamt rauer und aggressiver.“ Die deutschen Flughäfen sind laut des aktuellen Lageberichts „Luftsicherheit“ des Bundeskriminalamts ein attraktives und vermeintlich einfaches Anschlagsziel. Unberechtigte Zutritte in den Sicherheitsbereich von Flughäfen hätten im Jahr 2023 an Intensität zugenommen. Die Flughafenbetreiber hätten in Sachen Sicherheit bereits nachgebessert und erheblich investiert. Großmann bemängelte, dass die Bundespolizei situationsbedingt auch in Tätigkeiten eingebunden gewesen sei, die nicht zu ihrem eigentlichen Aufgabengebiet gehörten: Einsatzkräfte der Bundespolizei zur Kompensation fehlenden Personals der Dienstleister in der Kontrollspur seien nur als Ultima Ratio denkbar! Einen Blick auf die allgemeine Sicherheitslage zu werfen, kündigte Sinan Selen, der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, zu Beginn seiner Ausführungen an; rückte dann aber dennoch die Luftsicherheit in den Fokus. Der Anschlag vom 11. September 2001, so Selen, habe in der Luftfahrtsicherheit alles verändert. Es sei eine Zeitenwende in der Luftsicherheit gewesen; in der Folgezeit wurden größte Anstrengungen unternommen, um Terroristen den Zugang zu Flugzeugen unmöglich zu machen. Dies hätte jedoch dazu geführt, dass in der Folgezeit die Flughäfen als „weiche Ziele“ ausgewählt wurden. Selen belegte dies mit der Aufzählung einer Reihe von Anschlägen, wie zum Beispiel in Moskau, Frankfurt am Main, Brüssel oder Istanbul. Im Bereich der Luftsicherheit wurde darauf mit einer Reihe von Maßnahmen – wie zum Beispiel der Einsatz von Körperscannern – reagiert. Wie Selen konstatierte, könne deshalb die Luftfahrt als Symbol und Pionier für die sichtbare Härtung komplexer Sicherheitssysteme bezeichnet werden. Selen bemerkte außerdem, dass sich in unserer Gesellschaft eine Art Do-it-yourself-Extremismus breitmache. Über völlig neue Strukturen in der Organisation der Luftsicherheit berichte der nächste Referent. Wie Thomas Hoff Andersson, Geschäftsführer für den operativen Flughafenbetrieb (Chief Operating Officer) am BER, in seinen Ausführungen darlegte, ist nunmehr die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH nach Frankfurt/Main der zweite Flughafenbetreiber, der für die Passagier- und Gepäckkontrollen verantwortlich zeichnet. Unter der Überschrift„Next Level“ läuft seit dem 1. Januar 2024 die Umsetzung einer neuen Aufgabenstellung der Flughafenbetreiber. Somit ist die Verantwortung unter anderem für die operative Durchführung der Sicherheitskontrollen für Passagiere und deren Gepäck, die Organisation und Steuerung der Luftsicherheitskontrollen, die Kalkulation und Erhebung Normen Großmann, Bundespolizeipräsidium Thomas Hoff Andersson, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH Erich Kramer, STI Security Training International GmbH Nicole Oppermann, DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst GmbH + Co. KG

5 DSD 2 | 2024 LUFTSICHERHEIT von Luftsicherheitsgebühren sowie die Beschaffung der Sicherheitsausrüstung an den Flughafenbetreiber übertragen worden. Die Cyberluftsicherheit war das Thema von Dr. Timo Hauschild, Fachbereichsleiter Cybersicherheit für Kritische Infrastrukturen beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Auf die selbst gestellte Frage „Wie bedroht ist Deutschlands Cyberraum in der Luftfahrt?“ wartete er mit Zahlen aus dem Jahr 2023 auf. Von den 20 bekannten Störfällen in der zivilen Luftfahrt betrafen 18 die Flughäfen. Von den zwei Fällen, welche den Fluggesellschaften Stress machten, war einer ein menschlicher Fehler. Die Flughäfen hingegen waren zum Beispiel von fünf DDoS-Angriffen und einer Ransomware-Attacke betroffen. Allerdings, das ergab seine „Hitliste“ der Störungen, stehen an erster Stelle immer noch die menschlichen Fehler. Das weite Aufgabenfeld des „Nationalen Lage- und Führungszentrums für Sicherheit im Luftraum“ (NLFZ) erläuterten drei Referenten: Stefan Bremkens, Oberstleutnant der Luftwaffe, Andreas Krebber, Koordinator des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, und Dirk Hasenau, Erster Polizeihauptkommissar und Koordinator der Bundespolizei in der Dienststelle Sicherheit im Luftraum. Sie richtete unter anderem ihr Augenmerk auf das Thema„Renegade“. Der Begriff, aus dem englischen Begriff für „abtrünnig“ abgeleitet, bezeichnet ein ziviles Luftfahrzeug, dessen Flugverhalten den Verdacht aufkommen lässt, möglicherweise als Waffe zur Verübung eines terroristischen oder anders motivierten Angriffs genutzt zu werden. Deshalb gehöre die Führung eines permanenten Lagebildes „Sicherheit im Luftraum“ zu den ständigen Aufgaben des NLFZ. Mit dem komplexen Thema der Luftsicherheitsgebührenverordnung befasste sich als letzter Referent des ersten Konferenztages Erich Kramer, Abteilungsleiter Training, Consulting & Cargo Screening der STI GmbH. Er hielt künftig eine „Abstimmung mit den Behörden über Abrechnungsmodalitäten“ ebenso für wünschenswert wie„Abstimmung über Auditverhalten, insbesondere bei Luftsicherheitskontrollpersonen und Ausbildern“. Kramer bemängelte die oftmals nicht kalkulierbare Preisgestaltung bei den Gebühren. So können die Kosten für die ZuverlässigSinan Selen, Bundesamt für Verfassungsschutz Dirk Hasenau, Bundespolizeipräsidium Stefan Bremkens, Oberstleutnant der Luftwaffe Felicitas Haller, All Service Sicherheitsdienste GmbH Thomas Mania, Bundespolizeipräsidium

LUFTSICHERHEIT 6 DSD 2 | 2024 keitsprüfung von Personen gemäß § 7 Luftsicherheitsgesetz je Person zwischen sechs und 211,50 Euro schwanken. Die „Luftsicherheit aus der Sicht des Bundesministeriums des Innern und für Heimat“ beleuchtete lsabel Schmitt-Falckenberg. Die Abteilungsleiterin im Bundesministerium des Innern und für Heimat widmete sich unter anderem der sich immer schneller entwickelnden Kontrolltechnik an den Flughäfen. Außerdem warf sie einen Blick auf den Perimeterschutz der Airports und deren ständige Gefährdung:„Wo ein Zaun ist, ist auch ein Bolzenschneider!“ Sie sah in den jüngsten Ereignissen die Grundlagen für einen neuen Straftatbestand. Mit einem diffizilen Thema beschäftigte sich Felicitas Haller, Betriebsleiterin Aviation der All Service Sicherheitsdienste. Sie nahm sich des Themas„Psychologische Aspekte von Radikalisierung: Arten/Formen von Innentätern“ an. Dabei fokussierte sie sich auf die „Innentäter“, die nach ihrer Erkenntnis in der Regel Männer über 40 Jahre, gut ausgebildet, auf einer hohen Position sind. Was vom Auditorium mit hörbarem Schmunzeln quittiert wurde, denn die Mehrheit der Tagungsteilnehmer fiel unter diese Kategorie. Als Motive nannte sie: finanzielle Not oder Gier, negative Gefühlslage gegenüber Unternehmen oder fehlende Wertschätzung. Auslöser sei immer eine – meist persönliche – Krise oder ein einschneidendes Ereignis. Außerdem konstatierte sie einen immer größer werdenden Einfluss von Social Media. Oftmals erfolge die Weitergabe von sensiblen Daten, um es damit Außentätern einfacher zu machen. Die Luftsicherheit trat bei den Ausführungen von Arye Sharuz Shalicar, Schriftsteller und Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, in den Hintergrund. Er sprach über seinen Weg vom Underdog im Berliner Bezirk Wedding zu den uniformierten Kräften Israels. In seinem äußerst emotionalen Vortrag beschrieb er die Vorgänge vom 7. Oktober 2023 in Gaza. Er stellte fest, dass für viele Israelis das Morden der Hamas in einer Linie mit dem Holocaust von Nazideutschland stehe. Dem vielleicht drängendsten Problem der Luftsicherheit in der Gegenwart nahm sich Nicole Oppermann in ihren Ausführungen an. Die Geschäftsführerin DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst GmbH + Co. KG und Vizepräsidentin des BDLS beleuchtete die vielfältigen Schwierigkeiten bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter. Auch die Veränderung der Arbeitswelt durch fortschreitende Digitalisierung bereite bei der Mitarbeitergewinnung zunehmend Probleme. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Arbeitswelt kontinuierlich weiterentwickele. Kritische Worte fand Nicole Oppermann zur Darstellung der Tätigkeiten der Luftsicherheit in den Medien, die der tatsächlichen Situation nicht im Geringsten gerecht werde. „Wir sollten die Verzerrungen einer Branche nicht tatenlos hinnehmen“, forderte BDLS-Vizepräsidentin und verwies dabei auf die bereits erwähnte Kampagne #MachwasmitSicherheit! Dass die Kampagne auf Interesse stößt, sei zum Beispiel daran abzulesen, dass die Website bis dato sechs Millionen Mal angeklickt worden war und es kämen „täglich neue hinzu“. Man müsse aber auch registrieren, dass sich die Einstellung zur Berufswelt grundlegend verändert hat. Vor zehn Jahren habe sie von einem Bewerber zum ersten Mal die Frage nach der Work-Life-Balance gehört, mittlerweile gehöre diese zum Alltag. Dies erfordere von Unternehmen, sich auf die neu entstandenen Gegebenheiten einzustellen. Die Moderatoren der 13. Luftsicherheitstage: Oliver Arning (links) und Lars Rebel Dr. Timo Hauschild, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Andreas Krebber, DFS Deutsche Flugsicherung GmbH BDLS-Präsident Alexander Borgschulze und Isabel Schmitt-Falckenberg, Bundesministerium des Innern und für Heimat Arye Sharuz Shalicar, Schriftsteller

WIR MACHEN DIE WELT SICHERER . Erfahren. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung und rund 6.000 engagierten Mitarbeiter*innen tragen wir weltweit Verantwortung für den Schutz des zivilen Luftverkehrs. Wir gewährleisten einen reibungslosen Ablauf der Sicherheitskontrollen und garantieren gleichzeitig eine hohe Servicequalität. In Deutschland verantwortet die I-SEC derzeit im Auftrag von Flughafenbetreibern, Bundespolizei und Behörden die Fluggastkontrollen an den Flughäfen Frankfurt/Main, Bremen, Dortmund und Karlsruhe/Baden-Baden. Hierzu zählt neben der Kontrolle der Passagiere auch die Überprüfung des Hand- und Reisegepäcks. Darüber hinaus führen wir Personal-, Waren- und Fahrzeugkontrollen für die Sicherheit am Flughafen Köln/Bonn durch. Fachkundig. Die strengen Anforderungen in diesem Bereich erfordern gut ausgebildete Fachkräfte. Die in der I-SEC Academy durchgeführten Ausbildungen gewährleisten, dass unsere Kontrollkräfte souverän operieren und Fluggäste und Besatzungen sicher fliegen können. In einem freundlichen und großzügigen Lernumfeld ermöglichen unsere zertifizierten Ausbilder*innen einen schnellen und praxisorientierten Start in eine erfolgreiche Karriere am Flughafen. Innovativ. Die I-SEC arbeitet stets an der eigenen Weiterentwicklung unter Beachtung der neuesten Sicherheitsrichtlinien und Bedrohungslagen. Wir leisten Dienstleistungen stets auf höchstem Niveau und sind immer proaktiv, um den sich entwickelnden Bedürfnissen des Marktes entgegenzukommen. Sicher. Wir sind ein Sicherheitsspezialist, der sich seinen Kunden und seiner Aufgabe verpflichtet hat. Wir verstehen die Bedürfnisse unserer Kunden und überzeugen mit Expertise und Effizienz. Unser Wachstum gestalten wir immer im Bewusstsein der an uns gestellten Erwartung: Sicherheit und Service - Sicherheit als Service! Die I-SEC Deutsche Luftsicherheit SE & Co. KG ist eine Tochter der I-SEC Gruppe und deckt mit derzeit rund 2.200 Mitarbeitern das operative Geschäft an mehreren Flughäfen in Deutschland ab. Unser Fokus liegt auf den Passagier- und Gepäckkontrollen sowie der Absicherung der Flughäfen. I-SEC Deutsche Luftsicherheit SE & Co. KG Kleiner Kornweg 26-28 65451 Kelsterbach Tel: +49 69 66 77 89 - 026 Mail: info-de@i-sec.com Web: www.i-sec.com Kontakt: Meike Hildebrandt Head of Business Development Mitglied im BDLS Anzeige

LUFTSICHERHEIT 8 DSD 2 | 2024 Steuerungsübernahme der Sicherheitskontrollen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) Von Thomas Hoff Andersson Am Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) gibt es seit Beginn dieses Jahres eine bedeutende Veränderung: Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) hat ab dem 1. Januar 2024 die Steuerung der Sicherheitskontrollen für Passagiere und Gepäck am BER übernommen. Vorausgegangen waren gemeinsame Planungen mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und der Bundespolizei mit einer intensiven Projektphase von weniger als einem Jahr. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren ist der BER als Flughafen der Hauptstadtregion Berlin Brandenburg in Betrieb und wurde seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Insbesondere ging und geht es um eine Optimierung der Prozesse, um den Anforderungen eines modernen internationalen Flughafens zu entsprechen und unseren Passagieren einen bestmöglichen Service zu bieten. Bereits im vergangenen Jahr haben viele Maßnahmen zur Digitalisierung und Automatisierung zu vereinfachten und beschleunigten Abläufen geführt. Eine intensive Abstimmung mit unseren Prozesspartnern wie den Fluggesellschaften, den Bodenverkehrsdienstleistern, den Sicherheitsdienstleistern und der Bundespolizei brachten mehr Stabilität und eine höhere Aufenthaltsqualität für unsere Reisenden, die vielfach Wartezeiten einsparen konnten. Zu den Maßnahmen gehörten: • Check-in: Die Anzahl der Self-Service-Automaten (Check-in, automatisierte Gepäckausgabe) wurde deutlich erhöht. In beiden Terminals können Fluggäste heute rund 120 solcher Automaten nutzen. • „BER Runway“: Am BER wurde im August 2022 erstmals an einem deutschen Flughafen ein System eingeführt, mit dem Passagiere ab sieben Tage vor Abflug kostenlos einen Zeitslot für den Zugang zur Sicherheitskontrolle reservieren können. Dieser Service wurde Schritt für Schritt weiter ausgebaut. Die Wartezeiten bis zur Kontrolle betragen in diesen Extraspuren in der Regel weniger als zehn Minuten. • Neuer Service: Der BER hat als erster deutscher Flughafen im vergangenen Jahr das SunflowerUmhängeband eingeführt. Es ist kostenlos erhältlich und bietet Unterstützung für Menschen mit nicht sichtbaren Beeinträchtigungen. • Gut verbunden: Für den Aufenthalt am Flughafen wurde die Kapazität des kostenlosen WLAN-Netzwerks um 100 Prozent erhöht und der Zugriff für die Passagiere erleichtert. Ein wesentlicher Engpassfaktor an allen deutschen Flughäfen sind die Sicherheitskontrollen für Passagiere und Gepäck nach § 5 Luftsicherheitsgesetz. Gleichzeitig ist die Sicherheitskontrolle der wichtigste Teilprozess der gesamten Abfertigung. Daher hat die Dauer der Kontrollen sowie die Art und Weise der Durchführung sowie deren Vernetzung im gesamten operativen Ablauf am Flughafen einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Passagierabfertigung sowie auf die Turnaround-Zeiten und damit die Pünktlichkeiten der Fluggesellschaften. Aus diesem Grund setzten sich deutsche Flughäfen seit mehreren Jahren dafür ein, dass die Flughafenbetreiber selbst die Verantwortung für die Luftsicherheitskontrollen übernehmen können. Die oberste Aufsichtsbehörde der Luftsicherheit in Deutschland, das Bundesministerium des Innern und für Heimat, hat diesem Vorhaben der „Neuen Welt“ vor zwei Jahren erstmalig zugestimmt. So wurde die Fraport, die Betreibergesellschaft des Geschäftsführer Operations/ COO der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH Thomas Hoff Andersson (vl.) Tobias Soppart (Securitas), Aletta von Massenbach (Flughafen Berlin Brandenburg GmbH), Thomas Hoff Andersson (Flughafen Berlin Brandenburg GmbH) und Carsten Glade (Bundespolizeidirektion Berlin)

LUFTSICHERHEIT 9 DSD 2 | 2024 Flughafens Frankfurt am Main, zum 1. Januar 2023 mit der Organisation, Steuerung und Durchführung der Luftsicherheitskontrollen beliehen. Im Herbst 2023 folgte die Beleihung des zweiten deutschen Flughafens – des BER. Der Flughafengesellschaft wurden somit hoheitliche Aufgaben des Bundes zur Organisation, Finanzierung, Steuerung und Durchführung der Luftsicherheitskontrollen gemäß § 5 Luftsicherheitsgesetz übertragen. Dies bedeutete für den Flughafen- betreiber insbesondere: • Übernahme der Steuerung und Organisation der Sicherheitskontrollen; • selbstständige Beschaffung und Betrieb der Kontrolltechnik; • Steuerung von Sicherheitsdienstleistern für Sicherheitsdienstleistungen; • Erstellung und Bekanntgabe von Kontrollstundenprognosen; • selbstständige Kalkulation und Erhebung der Luftsicherheitsgebühr. Die Entscheidung zur Steuerungsübernahme wurde von den Verantwortlichen des Flughafens getroffen, um die Effizienz und Qualität der Sicherheitskontrollen zu verbessern. Durch die direkte Übernahme der Steuerung können Prozesse optimiert, Schulungen intensiviert und Ressourcen effektiver eingesetzt werden. Für die Steuerungsübernahme wurde das Programm „BER Next Level“ am Campus BER initiiert. Für die FBB war das gemeinsame Projekt mit der Bundespolizei von wichtiger strategischer Bedeutung, mit Auswirkungen im operativen Bereich. Die Übergabe der Aufgaben gemäß § 5 Luftsicherheitsgesetz ist durch das BMI und verschiedene Sachbereiche der Bundespolizei sowie in der operativen Umsetzung durch die Bundespolizeiinspektion am BER eng begleitet worden. Die Steuerungsübernahme durch die FBB beinhaltete verschiedene komplexe Inhalte, welche im Rahmen einer gemeinsamen Programmstruktur (FBB & Bundespolizei) umgesetzt wurden, insbesondere um Wissen und Erfahrungen aller beteiligten Prozesspartner, darunter der aktuelle Sicherheitsdienstleister, bestmöglich zu vernetzen. Dies bedeutete auch eine Doppelspitze in der Programmleitung. Für die FBB leitete Katja Gielow das Programm; für die Bundespolizei Holger Pukies. Parallel zum laufenden operativen Betrieb wurden gemeinsam mit der Bundespolizei und dem Sicherheitsdienstleister in einem dreimonatigen Übergabeverfahren die Aufgaben, Schnittstellen und Funktionalität der Prozessabläufe überprüft, bevor die geplante Steuerungsübernahme mit Wirkung zum 1. Januar 2024 am BER vollständig umgesetzt wurde. Während dieses gemeinsamen Parallelbetriebs übernahm die Flughafengesellschaft bereits selbstständig bestimmte Aufgaben und durchlief verschiedene Abläufe gemeinsam mit der Bundespolizei im Sinne einer Übergabe. Der Parallelbetrieb bot die Möglichkeit, potenzielle Probleme zu identifizieren, Fehler zu beheben und Verbesserungen vorzunehmen, bevor die FBB den regulären Betrieb übernahm. Somit konnten wichtige Echtzeiterfahrungen zu Schnittstellenkommunikation und Zusammenarbeit zwischen FBB, Bundespolizei und dem Sicherheitsdienstleister gesammelt werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieser Steuerungsübernahme war die enge Zusammenarbeit zwischen dem Flughafenbetreiber und dem Sicherheitsdienstleister. Durch eine verbesserte Kommunikation und Koordination können jetzt potenzielle Engpässe frühzeitig erkannt und direkt behoben werden. Darüber hinaus wird in der Zukunft auf modernste Technologie der Kontrolltechnik gesetzt, um die Effizienz der Sicherheitskontrollen weiter zu steigern. Unterstützt wird dies durch Modernisierung der Sicherheitskontrollen durch den Einsatz modernster Technologie: der sogenannten CT-Scanner für das Handgepäck. Die neuen Geräte sind bereits an allen acht Sicherheitskontrollspuren im Terminal 2 des BER eingebaut und können noch im ersten Quartal vollständig genutzt werden. Zugleich hat die FBB mit den Vorbereitungen für den Einbau neuer Kontrollgeräte im Terminal 1 begonnen. Insgesamt trägt dieser Schritt zur Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens BER, zu einer wirtschaftlicheren Arbeitsweise, zu mehr Aufenthaltsqualität für die Passagiere und damit zur Verbesserung der Attraktivität des Flughafenstandorts BER und damit der Hauptstadtregion bei. Anzeige

LUFTSICHERHEIT 10 DSD 2 | 2024 Erfolgreicher Start in die „Neue Welt“ der Luftsicherheitskontrollen am Flughafen Frankfurt Ein Jahr nach der Steuerungsübernahme der Luftsicherheitskontrollen am Flughafen Frankfurt durch die Fraport AG ziehen die Beteiligten, allen voran Bundespolizei und der Flughafenbetreiber, ein deutlich positives Fazit: Die„Neue Welt“ der Luftsicherheitskontrollen am Standort Frankfurt ist ein voller Erfolg. Nach einer Anlauf- und Orientierungsphase zu Beginn des Jahres 2023, insbesondere auch für die am Frankfurter Flughafen eingesetzten drei Sicherheitsdienstleister, konnten die neuen Verantwortungsbereiche, Prozesse und Verfahren durch alle verantwortlichen Stakeholder zügig „gelebt“ und produktiv umgesetzt werden. Frasec Aviation Security GmbH, I-SEC Deutsche Luftsicherheit SE & Co. KG und Securitas Aviation Service GmbH & Co. KG stellen dabei den operativen Kern der Luftsicherheitskontrollen im Auftrag der Fraport AG dar und tragen in wesentlichem Maße zu einer erfolgreichen Durchführung bei. Vielfältige Prozesse und Aufgaben in der Luftsicherheit wie beispielsweise das Qualitätsmanagement, die Übernahme und Erneuerung von Luftsicherheitskontrolltechnik, die übergeordnete operative Steuerung und Disposition der Luftsicherheitskontrollen sowie die Entwicklung und Etablierung effizienter und qualitativ hochwertiger Prozesse und Verfahren stehen nunmehr im Verantwortungsbereich des Flughafenbetreibers Fraport AG. Parallel dazu konnte die Neustrukturierung und Organisation von Austauschformaten zwischen lokaler Bundespolizeidirektion – als weiterhin übergeordnete Aufsichtsinstanz der Luftsicherheitskontrollen – dem „beliehenen“ Flughafenbetreiber und Auftraggeber der § 5-Leistungen sowie den beauftragten Sicherheitsdienstleistern am Standort erfolgreich abgeschlossen werden. Dies bildet die Basis einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Sicherheit genießt höchste Priorität Trotz Änderung der Verantwortlichkeiten lautete die oberste Prämisse seit dem ersten Tag der Steuerungsübernahme, das hohe Sicherheitsniveau am Flughafen Frankfurt auch weiterhin zu gewährleisten. In verschiedenen, behördlich durchgeführten Fachaudits und Inspektionen sowie im Rahmen eines nationalen Luftsicherheitsaudits zu Beginn des Jahres 2023 konnten die Erfüllung der Security Compliance und die hohen Sicherheitsstandards am Frankfurter Flughafen bestätigt werden. Auch die nun gemeinsam durch Bundespolizei und Fraport kontinuierlich durchgeführten Verfahrenskontrollen und Fachaufsichten zeigen eine hohe Qualität bei der Umsetzung der lokalen Sicherheitsverfahren. Operative Herausforderungen gemeistert Dass das neue System auch in Lastsituationen funktioniert, zeigte sich erfreulicherweise auch in den Phasen mit saisonal hohem Passagieraufkommen. Allen voran die Reiseverkehre zu den Ferienzeiten wurden gut bewältigt. So konnten Ereignisse mit höheren Wartezeiten in der Häufigkeit und Höhe im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert werden, was maßgeblich zur Zufriedenheit aller Stakeholder, insbesondere der Fluggäste, aber auch der Airline-Kunden beitrug. Sicherheitskontrollspur Vanderlande mit CT-Technik im Terminal 1 am Flughafen Frankfurt

LUFTSICHERHEIT 11 DSD 2 | 2024 Kontrolltechnik modernisieren – Innovationen vorantreiben Maßgeblich beitragend zu reibungslosen Prozessen ohne Wartezeiten waren auch die signifikanten Fortschritte im Bereich der Luftsicherheitskontrolltechnik: So war das Jahr 2023 geprägt durch den Beginn einer Erneuerung der Sicherheitsausrüstung und ihrer Peripherie. Insgesamt konnten mit dem großflächigen Roll-out modernster Gepäckprüfanlagen mit CT-Technik signifikante Verbesserungen für Fluggäste als auch für die Sicherheitsdienstleister und die eingesetzten Luftsicherheitsassistenten umgesetzt werden. Die neue Technik mit ihren optimierten Prozessen sorgt nicht nur für ein aus Passagiersicht komfortableres Kontrollerlebnis ohne Auspacken von elektronischen Geräten und Flüssigkeiten. Auch für die Kontrollkräfte ergeben sich deutliche Vorteile durch die dreidimensionale, detailreichere Bildauswertung. In Summe wurden allein im vergangenen Jahr 25 neue CT-Anlagen am Standort in Betrieb genommen; bis zur Jahresmitte 2024 wird die Zahl der eingesetzten CT-Anlagen auf 40 ansteigen. Auch im Rahmen von verschiedenen Testläufen und Erprobung neuer, innovativer Luftsicherheitskontrolltechnik und zugehöriger Softwareapplikationen geht der Flughafen Frankfurt mit dem Anspruch voran, national und international – gemeinsam mit der Bundespolizei – als Initiator und Motor der Weiterentwicklung von Luftsicherheitsausrüstung zu fungieren. So konnte beispielsweise in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den verantwortlichen lokalen und nationalen Behörden die operative Testung unterschiedlicher CT-Anlagen und neuartiger Kontrollspurkonzepte erfolgreich abgeschlossen werden. Darüber hinaus läuft derzeit eine Testphase zur Sammlung von Realdaten des weltweit ersten WalkThrough-Sicherheitsscanners „QPS Walk 2000“ der Firma Rohde & Schwarz, der an einem Flughafen installiert wurde. Ziel ist es, Daten von möglichst vielen Scanvorgängen realer Passagiere zu sammeln, um weitere Entwicklungen seitens des Herstellers zu ermöglichen. Dabei ist die Nutzung für die Passagiere freiwillig und zusätzlich zur regulären Sicherheitskontrolle, da derzeit noch keine nationale Zertifizierung vorliegt. Personalgewinnung bleibt herausfordernd Auch am Standort Frankfurt war das vergangene Jahr stark geprägt von den aktuellen Herausforderungen der Luftsicherheitsbranche in Deutschland. Aufgrund der weiterhin signifikant veränderten Arbeitsmarktumgebung fällt es den in Frankfurt tätigen Sicherheitsdienstleistern zunehmend schwer, geeignetes Personal zu rekrutieren und erfolgreich auszubilden. Im Jahr 2023 konnten in FRA dennoch über 300 neue Luftsicherheitsassistenten durch die Sicherheitsdienstleister erfolgreich ausgebildet werden. Mit gezielten Maßnahmen und Initiativen der Sicherheitsdienstleister, wie einem Neuaufbau sowie Kapazitätserweiterungen in den Aus- und Fortbildungszentren und einer höheren Anzahl an neuen Ausbildern soll ein nachhaltig positiver Effekt auf die Ausbildungsergebnisse im Jahr 2024 geschaffen werden. Ein Jahr „neue Welt“ – ein Jahr voller Herausforderungen und zukunftsorientierter Projekte zur Modernisierung des Luftsicherheitskontrollprozesses für ein sicheres, effizientes und serviceorientiertes Reiseerlebnis der Fluggäste am Flughafen Frankfurt. Getreu dem Motto: Fraport – Connecting The World With Tomorrow. (vl.) Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen, Kerstin Kohlmetz, Präsidentin Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main, Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender Fraport AG, und Hans-Georg Engelke, Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat, bei der Übergabe der Urkunde zur Beleihung von Fraport mit der Durchführung, Planung und Steuerung der Luftsicherheitskontrollen ab 2023 am 15. November 2021 R&S QPS Walk2000 seit September 2023 im Testbetrieb

LUFTSICHERHEIT 12 DSD 2 | 2024 Sicherheitskonferenz am Flughafen München Von Christian Huber Alle Jahre wieder findet im Februar die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) im Hotel Bayerischer Hof in München statt. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, hochkarätige Politiker mit Delegation, renommierte Entscheidungsträger und Sicherheitsexperten sowie namhafte Medienvertreter besuchen dann die bayerische Landeshauptstadt, um sich über die aktuellen und wichtigsten sicherheitspolitischen Fragen der Welt, aber auch Themen des Völkerrechts oder der Ernährungssicherheit, auszutauschen. Die Sicherheitskonferenz beginnt und endet für viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Flughafen München. Für den Flughafen München ist es eine große Ehre, die vielen renommierten Teilnehmer der MSC begrüßen und nach der Veranstaltung wieder verabschieden zu dürfen. Gleichzeitig aber stellt dieses Ereignis eine besondere Herausforderung für Logistik als auch für Sicherheitsarchitektur parallel zu einem getakteten Flugbetrieb dar. Dies erfordert eine ausgeklügelte Planung im Vorfeld und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen MSC, Polizeibehörden und der Flughafen München GmbH. Ein reibungsloser Ablauf ist der Erfolg einer monatelangen Vorbereitung, Professionalität aller Einsatzkräfte und eines außerordentlichen Engagements aller Beteiligten. Die operative Aufgabenverteilung erfordert zudem viel Flexibilität von allen. Für die Umsetzung notwendiger Aufgaben zur An- und Abreise der rund 250 Delegationen setzen Konzernsicherheit und FMSicherheit rund 2.280 Personalstunden ein. Gemeinsam stellen sie sicher, dass alle Securityvorschriften eingehalten werden und trotzdem eine reibungslose schnelle Abwicklung der Lotsungen durch den Sicherheitsbereich gewährleistet wird. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der längste Konvoi aus 70 Fahrzeugen bestand. Für jeden Vorgang ist dabei eine übergeordnete Sicht auf die Rolle des Flughafens als Ganzes und eventuelle politische Auswirkungen der Entscheidungen unerlässlich. Geschäftsführer der FMSicherheit Flughafen München Sicherheit GmbH Christian Huber Bilder: ATF Pictures / Alex Tino Friedel

DANKE Wir danken den Ausstellern der 13. Luftsicherheitstage für ihre Teilnahme und Produktpräsentationen!

LUFTSICHERHEIT 14 DSD 2 | 2024 Gute Mitarbeiter überzeugen, Unternehmenserfolg sichern Von Nicole Oppermann Der Mangel an qualifizierten Bewerbern, der damit verbundene Wettstreit sowie zeit- und kostenaufwendige Auswahlverfahren machen Personalgewinnung zu einer immer größeren Herausforderung. Motivierte und qualifizierte Mitarbeiter, die einen guten Job machen und nach Möglichkeit auch noch loyal zu ihrem Arbeitgeber stehen, sind aber nicht selten der Schlüssel für langfristigen Unternehmenserfolg. Doch solche Mitarbeiter erst mal zu gewinnen und im besten Fall dauerhaft zu binden, ist nicht mehr wirklich einfach. Laut Aussage der Bundesagentur für Arbeit konnten in Deutschland Ende 2023 knapp 700.000 versicherungspflichtige Stellen nicht besetzt werden. In der Luftsicherheit waren es zum gleichen Zeitpunkt etwa 1.500 Stellen. Schnelle Veränderungen in globalisierten Märkten, politische Konflikte, Finanzkrisen oder Pandemien und die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt führen dazu, dass Mitarbeiter zunehmend schwerer zu finden sind. Dazu kommt, dass sich die Arbeitswelt kontinuierlich weiterentwickelt. Durch Digitalisierung entstehen Jobs, die es vorher noch nicht gab. Und auch Berufsbilder passen sich an. Bisherige Aufgaben fallen weg, andere Aufgaben kommen dazu. Flexibilität ist gefragt. Konkurrenz um Mitarbeiter steigt stetig Bewerber sind heute in der glücklichen Lage, sich aus einer Vielzahl von Jobangeboten das für sie passendste herauszusuchen. Was also können wir tun, um sie davon zu überzeugen, dass wir der richtige Arbeitgeber sind? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt das Ansehen der jeweiligen Branche eine große Rolle. Die Luftsicherheit als Branche und die Beschäftigungsmöglichkeiten werden medial nicht immer nur positiv dargestellt. Allerdings hat sich in der Luftsicherheit bereits viel getan: deutliche Lohnsteigerungen, individuelle Arbeitszeitmodelle, Berücksichtigung persönlicher Interessen, intensive Zusammenarbeit mit Betriebsräten, Behörden und Flughäfen zur Optimierung von Rahmenbedingungen und Arbeitsplätzen, die gewonnene Erkenntnis, dass Luftsicherheit nicht „billig“ sein darf und vieles mehr. Um diese positiven Aspekte mehr in den Vordergrund zu rücken, haben sich die im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) organisierten Unternehmen dazu entschieden, die vom BDLS initiierte Imagekampagne unter dem Titel #Machwas mitSicherheit zu unterstützen. Was haben wir hier getan? Zu Beginn stand die Analyse, was uns in der Luftsicherheit ausmacht und was wir erreichen wollen: • Wir stehen für Fortschritt. Um den sich ständig wandelnden Sicherheitsanforderungen zu begegnen, vereinen wir täglich Mensch und modernste Technik. • Wir stehen für Verlässlichkeit. Jeder unserer Mitarbeiter ist behördlich überprüft und hochwertig ausgebildet. Wir repräsentieren die Sicherheit an den Flughäfen und identifizieren uns über Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und höchste Sicherheit in unserem Handeln. • Wir stehen für Chancenreichtum. Unsere Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung bieten vielfältige und dauerhafte Karrierechancen, auch ohne Vorkenntnisse oder Berufserfahrung. Wir garantieren in einem internationalen Umfeld sichere Arbeitsplätze bei überdurchschnittlicher Bezahlung. • Wir stehen für Wachsamkeit. Wir sind das wachsame Auge unserer Flughäfen. Wir arbeiten mit höchster Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Dabei achten wir auf jedes noch so kleine Detail. • Wir stehen für Unentbehrlichkeit. Vor und hinter den Kulissen sorgen wir für Sicherheit im Luftverkehr. Die Anzahl abgewehrter Gefahren und Jahrzehnte ohne Vorfälle bestätigen unsere Professionalität und unseren besonderen Stellenwert für die Gesellschaft. Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) und Geschäftsführerin der DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst GmbH + Co. KG Nicole Oppermann

LUFTSICHERHEIT 15 DSD 2 | 2024 Da wir in der heutigen Zeit tagtäglich einer Vielzahl von Werbebotschaften ausgesetzt sind, stand für uns an oberster Stelle, einen frischen, modernen und reduzierten Auftritt ins Leben zu rufen, der sich spürbar abhebt. Dies ist uns mit #Machwasmit Sicherheit gelungen. Seit dem Start der Kampagne im September 2023 ist ihr Online-Auftritt mehr als 6 Mio. Mal angeklickt worden und es kommen täglich weitere Klicks dazu. Das zentrale Ziel, die Aufmerksamkeit auf die Branche zu richten, die positiven Merkmale herauszustellen und mit falschen Vorurteilen aufzuräumen, ist mehr als erreicht worden. Die Landingpage mit Informationen und Stellenangeboten der teilnehmenden Unternehmen wird fortlaufend aktualisiert und gerade in Anbetracht des anstehenden Sommerreiseverkehrs wird die Kampagne ein wichtiger Faktor in der Mitarbeitergewinnung bleiben. Innerhalb der Branche beschäftigen wir uns darüber hinaus mit einer bereichsübergreifenden und bundeseinheitlichen Qualifizierung zur „Fachkraft für Luftsicherheit“. Dabei gilt es, verschiedene Hürden zu überwinden, so zum Beispiel fragmentierte behördliche Vorgaben in unterschiedlichen Bundesländern. Diese behindern aktuell den bundesweit flexiblen Einsatz gleichartig qualifizierter Mitarbeiter. Über Branchenaktivitäten hinaus ist eine gut durchdachte firmeninterne Strategie wichtig, die den Personalbedarf nachhaltig und langfristig deckt. Das schließt auch Überlegungen zum Ruf eines Arbeitgebers ein. • Warum sollte sich jemand entscheiden, für uns zu arbeiten? • Warum entscheidet sich jemand, nicht für uns zu arbeiten? • Was sind unsere Alleinstellungsmerkmale? • Was können wir als Arbeitgeber bieten, was andere Unternehmen nicht haben? Wir haben für uns diese Fragen erfolgreich beantwortet und werden bereits seit 2014 vom FOCUS als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet. Arbeitgeber müssen attraktiv sein Als Begriffe sind New Work oder Work-LifeBalance mittlerweile in vieler Munde. Was bedeutet das für uns? Ich hörte in einem Vorstellungsgespräch zum ersten Mal vor etwa zehn Jahren von „Work-Life-Balance“ – von einem 20-jährigen Bewerber, der sich für eine Führungsposition bewarb. Nicht mehr Vergütung und Aufstieg standen im Vordergrund, sondern reduzierte Arbeitszeit, Selbstverwirklichung und ein „gesundes“ Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Für seine Wünsche war der junge Mann bereit, eine geringere Bezahlung zu akzeptieren. Damals für mich eine neue Erfahrung, heute gang und gäbe. Die Einstellung zur Berufswelt hat sich verändert. Mitarbeiter von heute wollen nicht mehr nur für den Beruf leben. Sie nehmen heute ihren Lebensplan als Grundlage und überlegen, wie sie Arbeit darin integrieren können. Gleichzeitig legen sie viel Wert auf Anerkennung, Würdigung und Wertschätzung ihrer Leistungen. Wir haben uns den Entwicklungen der vergangenen Jahre angepasst und erfüllen diese Erwartungen. Wir betrachten unsere Mitarbeiter nicht als homogene Masse, sondern als verschiedene und unverzichtbare Individuen mit persönlichen Stärken und Schwächen. Diese Stärken unserer Mitarbeiter nutzen wir beispielsweise im Rahmen unseres Programms Zukunft. Ein bunter Mix aus Luftsicherheitskontrollpersonal, operativen Führungskräften und Mitarbeitern der Verwaltung erarbeiten gemeinsam Verbesserungsvorschläge für den Arbeitsalltag. Diese reichen von der Optimierung der Dienstplanung über die Gestaltung von Pausenräumen bis hin zur Berücksichtigung von individuellen Anliegen. Daneben haben wir auch ein viel genutztes Benefit-Portfolio entwickelt. Dieses beinhaltet zum Beispiel berufliche und persönliche Weiterentwicklung mit flachen Hierarchien und schnellen Aufstiegschancen, Coachings und individueller Fortbildung, Gesundheitsangebote, Sozialberatung oder gemeinsame Events. Recruiting ist heute eng mit sozialen Medien verknüpft, denn das ermöglicht potenziellen Bewerbern unabhängig von Ort und Zeit, sich nach geeigneten Stellen umzusehen. Wir gehen mit der Zeit und sind in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram, Tiktok oder LinkedIn präsent. Zieht sich der Bewerbungsprozess zu sehr in die Länge, besteht die Gefahr, dass sich Bewerber für einen anderen Arbeitgeber entscheiden. Geht es zu langsam, bis die Bewerbungsunterlagen gesichtet, das Auswahlverfahren geplant und Einladungen ausgesprochen sind, haben die besten Kandidaten in der Zwischenzeit womöglich längst andere Angebote angenommen. Daher sind wir schnell und die erste Kontaktaufnahme zu Bewerbern erfolgt bei uns grundsätzlich innerhalb von 24 Stunden nach Bewerbungseingang. Und wir setzen vom Eingang der Bewerbung über die Einladung zu Informationsveranstaltungen bis hin zum Erstellen von Zu- oder Absagen auf automatisierte Lösungen. Insgesamt ist der Aufwand, den wir als Unternehmen zur Mitarbeitergewinnung betreiben müssen, in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Aber als Branche und als Arbeitgeber müssen wir uns den Herausforderungen stellen, tun das gerne und mit Erfolg. Bild: #621128688 / istockphoto.com

LUFTSICHERHEIT 16 DSD 2 | 2024 Die Luftsicherheits-Gebührenverordnung (LuftSiGebV) Von Annette Wiedemann Die Mühlen der Gesetzgebung in Deutschland mahlen oftmals langsam. Kenner der Luftsicherheit können ein Lied davon singen, weil sich der Gesetzgeber insbesondere bei den zu regelnden deutschen Rechtsgrundlagen zum Thema Luftsicherheit viel Zeit gelassen hat und weiterhin lässt. Holen wir zunächst etwas aus, um zu beschreiben, was damit gemeint ist. Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde die Luftsicherheit seitens der Europäischen Union (damals noch Europäische Gemeinschaft) neu überdacht. Das daraus resultierende Regelwerk war die Verordnung (EG) Nr. 2320/2002. Mit dieser europäischen Verordnung wurde erstmals das Thema Luftfracht/-post in den Fokus gerückt und daraus entwickelten sich die Anfänge der „sicheren Lieferkette“. Als Mitgliedstaat dieser Europäischen Gemeinschaft – und jetzt Europäischen Union – sind wir generell verpflichtet, europäische Verordnungen direkt umzusetzen und anzuwenden, ohne dass es einer nationalen Gesetzgebung bedarf. In Deutschland wurde die VO (EG) Nr. 2320/2002 in Bezug auf Luftfracht am 1. Februar 2006, also erst vier Jahre nach Erscheinen, umgesetzt und die ersten reglementierten Beauftragten durch das Luftfahrt-Bundesamt zugelassen. Auch, wenn europäisches Recht unmittelbar anzuwenden ist, ist es erforderlich, nationale Details, wie beispielsweise deutsche Zuständigkeiten, festzulegen. Diese nationalen Spezifika wiederum traten dann am 15. Januar 2005 mit dem Luftsicherheitsgesetz (LuftSiG) in Kraft. Der aufmerksame Leser erwartet möglicherweise, dass als Vorlage zum deutschen Luftsicherheitsgesetz im Jahr 2005 die EU-Verordnung aus dem Jahr 2002 gedient hätte. Weit gefehlt, zumindest hinsichtlich des reglementierten Beauftragten. Diesen hatte man schlichtweg mit allen Regelungen zur Luftfracht unbeachtet gelassen und so gab es in dem deutschen Regelwerk keinen reglementierten Beauftragten. Die Folge davon war, dass auch die nachfolgenden – auf das Luftsicherheitsgesetz referenzierenden – deutschen Verordnungen, wie die Luftsicherheits-Schulungsverordnung, die Luftsicherheits-Gebührenverordnung und die Luftsicherheits-Zuverlässigkeitsüberprüfungsverordnung, die Beteiligten an der sicheren Lieferkette für Luftfracht/-post weitestgehend unbeachtet ließen/lassen mussten. Seit dem Jahr 2002 wurden also zahlreiche EUVerordnungen zur Luftsicherheit in Kraft gesetzt und in Deutschland entstand ein Wirrwarr an Regelungen, ein bisschen EU, ein bisschen Alt und ein bisschen Neu. Jede Luftsicherheitsbehörde nahm es so, wie es für sie passend erschien. Die Leidtragenden waren diejenigen, die es umsetzen mussten. Im Laufe der Jahre wurden erneut seitens der EU verschiedene Genehmigungs-/Zulassungstatbestände geschaffen und die sichere Lieferkette für Luftfracht/-post erhielt den behördlich zugelassenen „bekannten Versender“. Im Weiteren wurden noch eine sichere Lieferkette für Bordvorräte und eine für Flughafenlieferungen ins Leben gerufen. Die daran beteiligten Unternehmen wurden durch die Behörden zugelassen, inspiziert, beaufsichtigt und auditiert, alles gebührenfrei und somit auf Kosten der Allgemeinheit. Grund war, wie bereits beschrieben, die unvollständige nationale Gesetzgebung. Im Jahr 2020 trat dann endlich die Änderung zum Luftsicherheitsgesetz in Kraft, die mit dem neuen § 9a die Beteiligten der sicheren Lieferkette berücksichtigte. Auf dieser Basis konnten dann auch die nationalen Verordnungen angepasst werden. Beginnend mit dem Entwurf der Luftsicherheits-Schulungsverordnung erhielten die Verbände die Gelegenheit zur Stellungnahme. Das Durcharbeiten dieses umfangreichen Werkes war eine Herausforderung, die jedoch alle Verbände nutzten, um für ihre Mitglieder das Bestmögliche zu erreichen. Weil nur kurze Zeit später den Verbänden der Entwurf der Luftsicherheits-Gebührenverordnung (LuftSiGebV) vorgelegt wurde (ein noch undurchsichtigeres Werk), war dann scheinbar „die Luft raus“, die Kapazitäten etwas erschöpft oder vielleicht auch nicht in Geschäftsführerin der AWiAS Aviation Services GmbH. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Branche und ihr Wissen wurde durch die jahrelange Tätigkeit und Erfahrung in verschiedenen Bereichen der Luftfahrt aufgebaut. Annette Wiedemann

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