DER SICHERHEITSDIENST

4 DSD 2 | 2024 LUFTSICHERHEIT auch auf die Sicherheit an den Flughäfen“. Großmann richtete dann den Blick auf das Thema „hybride Kriegsführung“. Dazu zählen auch Cyberangriffe, bei denen Flughäfen ins Visier genommen werden, welche natürlich auch Auswirkungen auf die Luftsicherheit haben. Solche Angriffe seien „jederzeit vorstellbar und sollten in unseren Augen auch ein realistisches Bedrohungsszenario sein“, betonte Großmann. Deshalb sei das Leitmotiv der Luftsicherheitstage „Luftsicherheit im Wandel“, wie er ausdrücklich hervorhob, angesichts der veränderten Lage„absolut maßgeschneidert“. So habe es unmittelbar nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres – wie er als Beispiel anfügte – eine Anschlagsdrohung gegen einen Airbus der Iran Air gegeben, die dazu führte, dass der Hamburger Flughafen für eineinhalb Stunden seinen Betrieb einstellen musste. Insgesamt habe die Polizei im Jahr 2023 einen Anstieg der Bedrohungslagen um 100 Prozent feststellen müssen. Vor dem Hintergrund der Globalisierung komme den Reisebewegungen von Gefährdern im Zusammenhang mit Terrorismus gerade im Luftverkehr eine besondere Bedeutung zu, betonte Großmann. Aktuell kursiere im Internet erneut der Aufruf zu Anschlägen im Luftverkehr. Eine detaillierte Bauanleitung für Sprengsätze, die am Körper getragen werden und der Luftsicherheitskontrolle nicht auffallen sollen, gebe es dazu im Internet. Eingehend auf die gegenwärtige innenpolitische Situation, so beklagte Großmann, dass die gesellschaftliche Situation insgesamt volatil, instabil und von Polarisierung geprägt sei. Das Vertrauen in staatliche Institutionen sinke. Großmann: „Der Ton, so kann man es wohl zusammenfassen, wird insgesamt rauer und aggressiver.“ Die deutschen Flughäfen sind laut des aktuellen Lageberichts „Luftsicherheit“ des Bundeskriminalamts ein attraktives und vermeintlich einfaches Anschlagsziel. Unberechtigte Zutritte in den Sicherheitsbereich von Flughäfen hätten im Jahr 2023 an Intensität zugenommen. Die Flughafenbetreiber hätten in Sachen Sicherheit bereits nachgebessert und erheblich investiert. Großmann bemängelte, dass die Bundespolizei situationsbedingt auch in Tätigkeiten eingebunden gewesen sei, die nicht zu ihrem eigentlichen Aufgabengebiet gehörten: Einsatzkräfte der Bundespolizei zur Kompensation fehlenden Personals der Dienstleister in der Kontrollspur seien nur als Ultima Ratio denkbar! Einen Blick auf die allgemeine Sicherheitslage zu werfen, kündigte Sinan Selen, der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, zu Beginn seiner Ausführungen an; rückte dann aber dennoch die Luftsicherheit in den Fokus. Der Anschlag vom 11. September 2001, so Selen, habe in der Luftfahrtsicherheit alles verändert. Es sei eine Zeitenwende in der Luftsicherheit gewesen; in der Folgezeit wurden größte Anstrengungen unternommen, um Terroristen den Zugang zu Flugzeugen unmöglich zu machen. Dies hätte jedoch dazu geführt, dass in der Folgezeit die Flughäfen als „weiche Ziele“ ausgewählt wurden. Selen belegte dies mit der Aufzählung einer Reihe von Anschlägen, wie zum Beispiel in Moskau, Frankfurt am Main, Brüssel oder Istanbul. Im Bereich der Luftsicherheit wurde darauf mit einer Reihe von Maßnahmen – wie zum Beispiel der Einsatz von Körperscannern – reagiert. Wie Selen konstatierte, könne deshalb die Luftfahrt als Symbol und Pionier für die sichtbare Härtung komplexer Sicherheitssysteme bezeichnet werden. Selen bemerkte außerdem, dass sich in unserer Gesellschaft eine Art Do-it-yourself-Extremismus breitmache. Über völlig neue Strukturen in der Organisation der Luftsicherheit berichte der nächste Referent. Wie Thomas Hoff Andersson, Geschäftsführer für den operativen Flughafenbetrieb (Chief Operating Officer) am BER, in seinen Ausführungen darlegte, ist nunmehr die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH nach Frankfurt/Main der zweite Flughafenbetreiber, der für die Passagier- und Gepäckkontrollen verantwortlich zeichnet. Unter der Überschrift„Next Level“ läuft seit dem 1. Januar 2024 die Umsetzung einer neuen Aufgabenstellung der Flughafenbetreiber. Somit ist die Verantwortung unter anderem für die operative Durchführung der Sicherheitskontrollen für Passagiere und deren Gepäck, die Organisation und Steuerung der Luftsicherheitskontrollen, die Kalkulation und Erhebung Normen Großmann, Bundespolizeipräsidium Thomas Hoff Andersson, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH Erich Kramer, STI Security Training International GmbH Nicole Oppermann, DSW Deutscher Schutz- und Wachdienst GmbH + Co. KG

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==