DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 39 DSD 2 | 2024 Frachtdiebstahl lässt sich verhindern Von Reinhard Rupprecht Vizepräsident des BKA a.D., Ministerialdirektor beim BMI a.D. und heute als unabhängiger Berater in Sicherheitsfragen tätig. Reinhard Rupprecht Fracht- und Ladediebstähle verursachen hohe Schäden und beeinträchtigen die Logistik in erheblichem Maße. Aber es fehlt nicht an wirksamen organisatorischen und technischen Abwehrmöglichkeiten. Frachtdiebstahl verursacht Milliardenschäden Die Angaben über die Anzahl von Fracht- und Ladediebstählen, von gestohlenen Lkw samt Fracht und über die Höhe der dadurch entstandenen Schäden durch zuständige Behörden, Wirtschaftsverbände und Arbeitsgemeinschaften sind unterschiedlich. Nach den Angaben der Arbeitsgemeinschaft Diebstahlsprävention in Güterverkehr und Logistik wird alle 20 Minuten durchschnittlich ein Lkw in Deutschland attackiert und Fracht entwendet, sodass rund 26.000 Fahrzeuge jährlich betroffen seien. Dadurch entstehe ein Versicherungsschaden von etwa 1,3 Mrd. Euro (WirtschaftsWoche vom 17. August 2023). Dagegen hat TAPA, die internationale Organisation für den Schutz von Transportgütern, für 2020 in Deutschland „nur“ 1.727 Frachtverlustfälle und für den 18-monatigen Zeitraum von Januar 2021 bis Mitte 2022 insgesamt 2.348 Fälle registriert (https:// trans.info/de/tapa-ladungsdiebstahl-304482). Die durchschnittliche Schadenssumme pro Ladungsdiebstahl gibt TAPA 2015 mit fast 73.000 Euro an (BAG, Marktbeobachtung Güterverkehr, Diebstahl im Transportbereich, 2016, Seite 7). Insgesamt gibt das BAG den vom deutschen Versicherungsgewerbe geschätzten jährlich versicherten Schaden mit 300 Mio. Euro an (Marktbeobachtung Güterverkehr, Seite 1). Der DQA-Auditor Andreas Völkerding schätzt, dass jährlich auf dem Transportweg allein in Europa Waren im Wert von acht bis zehn Milliarden Euro verschwinden. Die Zahl der gestohlenen Lkw ist im letzten Jahrzehnt tendenziell gesunken: von über 2.200 im Jahr 2009 bis auf die vom BKA 2022 registrierte Zahl von 680 auf Dauer abhanden gekommener Lkw, Zugmaschinen und Sattelschlepper. Die Zahl lag unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre (733), bedeutet aber gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 15,6 Prozent (Kfz-Diebstahl, Bundeslagebild 2022, Seite 8). Nach Warengruppen geordnet sind nach Angaben im TAPA 2015 II Annual Report am begehrtesten bei Frachtdieben digitale Endgeräte (13,3 %), Baumaterialien und Werkzeuge (9,2 %), Haushaltsgeräte oder Möbel (8,3 %) und Kleidung (7,5 %, mit einem Anstieg bis 2022 auf knapp 20 %) (WirtschaftsWoche vom 17. August 2023). Frachtdiebstähle ereignen sich zumeist auf nicht klassifizierten, ungeschützten Parkplätzen. Organisierte Banden, vor allem osteuropäischer Herkunft, gehen beim Aufschlitzen der Planen beladener Lkw (Planenschlitzer) zur Erkundung geeigneter Beute, deren Abtransport und Verwertung arbeitsteilig vor. Regionale Schwerpunkte befinden sich vor allem in Grenzregionen, dem Umland großer Häfen und an den Autobahnen des Transitverkehrs. Allein auf Autobahnparkplätzen an der A 30 – der sogenannten Warschauer Allee – hat die zur Bekämpfung solcher Frachtdiebstähle gebildete „EG Holsterfeld“ 2019 insgesamt 215 Fälle des Planenschlitzens ermittelt. Auch Onlinefrachtbörsen, über die in Deutschland täglich viele Tausende Frachtaufträge ausgeschrieben werden, werden von Kriminellen mißbraucht. Sie verstecken sich oft hinter dem Namen einer angesehenen Spedition, wandeln die Mailadressen von Anbietern ab und legen gefälschte Dokumente vor, etwa eine Versicherungsbestätigung. Gefährdet sind insbesondere Metalltransporte, vor allem Kupfermaterialien. (FAZ am 4. Juni 2024) Technische Transportsicherheit TAPA hat Standards für sichere Transportdienstleistungen entwickelt. Die Trucking Security Requirements (TSR) sind ein weltweiter Standard, der vor allem für Zertifizierungen genutzt werden kann. Die TSR-Zertifizierung sieht drei Klassifizierungsstufen für hohen, moderaten oder Basis Sicherheitsschutz vor. Als technische Abwehrmaßnahmen sehen die TSR u. a. vor: Hochsicherheitsverriegelung an allen Laderaumtüren mit manipulationssicheren Schlössern, Wegfahrsperre für das Fahrgestell des Anhängers, ein Zweiwegekommunikationssystem, verdeckt angebrachtes Ortungsgerät mit Notstrombatterie, Sicherung der Führerhauskabine, Kabinen- und Frachtraum-Alarmierungssystem, Satelliten-Navigationssystem. Das Unternehmen Infinite Devices stellt in einer Pressemitteilung vom 25.

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