DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 36 DSD 2 | 2024 werden entdeckt. Am schadenträchtigsten sind die zunehmenden Ransomware-Attacken, verbunden mit Schweigegelderpressungen. Die Bedrohung im Cyberraum ist so hoch wie nie zuvor. Auch der digitale Identitätsdiebstahl stellt eine zunehmende Gefahr dar. Allein im Januar 2024 wurden mehr als 46 Millionen kompromittierte Nutzerkonten festgestellt. Künstliche Intelligenz fördert nicht nur die Sicherheitstechnik. Auch Cyberkriminelle werden künftig immer öfter von ihr Gebrauch machen, um Schwachstellen leichter zu finden und raffiniertes Phishing zu betreiben. Organisierte und Clankriminalität wird phänomenologisch und quantitativ nicht in der PKS, sondern in einem jährlich vom BKA erstellten Bundeslagebild erfasst. Schon nach dem Bundeslagebild 2022 lag die Anzahl der gemeldeten OK-Verfahren (639) deutlich über dem Niveau der Vorjahre. Von der OK geht ein hohes Schadens- und Bedrohungspotenzial für die Gesellschaft, die Wirtschaft und den Staat aus. Diese Bedrohung wird trotz erheblicher Erfolge vor allem bei der Bekämpfung der Clankriminalität in jüngster Zeit, auch 2024 anhalten. Europol hat am 5. April eine neue Analyse zu den gefährlichsten kriminellen Netzwerken in der EU vorgestellt: 821 Gruppen mit zusammen mehr als 25.000 Kriminellen. Die Hälfte der Netzwerke verdient ihr Geld im Rauschgifthandel (442). Auf Betrug haben sich 125 Netzwerke spezialisiert, 63 auf Einbrüche und Diebstähle, 48 auf das Schleusen von Migranten, 36 auf Menschenhandel. 68 Prozent sind multinational aufgestellt, aus 112 Staaten. Albaner spielen eine führende Rolle im Rauschgifthandel, Moldaver beim Schleusen von Migranten, Ukrainer beim Menschenhandel und Onlinebetrug, Georgier bei Einbrüchen und Serben bei Autodiebstählen. Nur 6 Prozent der Netzwerke werden von außerhalb der EU gesteuert. Gewalt gehört bei Erpressung, Menschenhandel und Eigentumsdelikten zum Geschäftsmodell. Die Analyse gibt keinen Anlass, künftig die Anstrengungen zur Bekämpfung dieser Kriminalität zu reduzieren. Die 2023 ermittelte Umweltkriminalität bleibt auf dem hohen Niveau von über 32.7000 Fällen. Die erhöhte Aufmerksamkeit und Kontrolle hat ambivalente Wirkung: Sie reduziert die Zahl der Verstöße, führt aber zu mehr detektierten Delikten. Die polizeilich ermittelten Fälle von Geldwäsche haben schon 2022 zugenommen, 2023 sogar um 44 Prozent auf fast 32.600. Die Fallzahl wird 2024 weiter zunehmen. Denn die EU wird den Kampf gegen die Geldwäsche verstärken. Bargeldtransaktionen von mehr als 10.000 Euro werden künftig verboten. Insbesondere Finanzinstitute werden einer erhöhten Sorgfaltspflicht unterzogen. Die 40 größten, für Geldwäsche besonders anfälligen Banken werden künftig von der Anti-Money Laundering Authority überwacht. Und in Deutschland erhält das neue Bundesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität ein Ermittlungszentrum Geldwäsche. Die Financial Intelligence Unit wird diesem Amt unterstellt und die Einsichtnahmebefugnisse werden verbessert. Das wird insgesamt die Detektion von Geldwäsche weiter erhöhen.

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