68 DSD 2 | 2024 EUROPA „INTEL Next Generation“ Die Sozialpartner starten EU-finanziertes Projekt zur Bewältigung des Fachkräftemangels in der Sicherheitswirtschaft. Von Alexander Frank Die Sicherheitswirtschaft spielt eine wesentliche Rolle beim Schutz von Lieferketten, öffentlichen Räumen und kritischen Einrichtungen in ganz Europa. Doch während die Nachfrage nach Sicherheitsdienstleistungen steigt, leidet die Branche unter einem strukturellen Fachkräftemangel. Die Europäischen Sozialpartner für die Sicherheitswirtschaft, die CoESS und UNI Europa, starten daher zusammen mit dem BDSW und CoESS-Mitgliedern in fünf weiteren Ländern ein neues EU-finanziertes Projekt, um zu analysieren, ob die aktuellen Ausbildungsrahmen zukünftigen Qualifikationsanforderungen entsprechen und wie die Branche junge Generationen von Arbeitskräften anziehen kann. Angesichts steigender Nachfrage nach Sicherheitsdienstleistungen ist der Fachkräftemangel in der Branche ein zentrales Thema für die europäischen Sozialpartner in der Sicherheitswirtschaft, die CoESS und UNI Europa. Dank EU-Fördermitteln zur Unterstützung des sozialen Dialogs haben wir daher das „INTEL: Next Generation“-Projekt gestartet, um Lösungen für diese wichtige Herausforderung zu entwickeln. Der BDSW ist zusammen mit Arbeitgeberverbänden der Sicherheitswirtschaft in fünf anderen EU-Mitgliedstaaten offizieller Partner des Projekts und wird als solcher von dezidierten Forschungsarbeiten und Veranstaltungen in Deutschland im Laufe der nächsten zwei Jahre profitieren. Hintergrund: Erkenntnisse aus dem vorherigen„INTEL“-Projekt (2021–2023) Laut dem vorherigen EU-finanzierten Forschungsprojekt „INTEL: Skills Intelligence for the Private Security Services“ (2021–2023), das ebenfalls von der CoESS unter Beteiligung von UNI Europa und u. a. des BDSW geleitet wurde, sind Umsatz und Beschäftigtenzahlen in der europäischen Sicherheitswirtschaft in den letzten zehn Jahren stark gewachsen. Dennoch haben laut der von CoESS und UNI Europa durchgeführten Recherche etwa 48 Prozent der Sicherheitsunternehmen in Europa Schwierigkeiten, aufgrund des Fachkräftemangels auf die Marktnachfrage zu reagieren. 70 Prozent der sektoralen Sozialpartner in der EU halten den Fachkräftemangel für eine langfristige Herausforderung. Und 68 Prozent der Sicherheitsunternehmen glauben, dass dies in den nächsten fünf Jahren ein ernsthaftes Problem für ihre Geschäftsentwicklung darstellt. Diese Zahlen sind wenig überraschend und dennoch sehr besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass die Sicherheitswirtschaft wesentliche Dienstleistungen zum Schutz der Bürger und zur Gewährleistung des Funktionierens von Lieferketten und kritischen Einrichtungen erbringt. Das erste INTEL-Projekt fragte die Sozialpartner in unserer Branche in den einzelnen EU-Mitgliederstaaten ebenfalls, was die wichtigsten Hindernisse für die Sozialpartner seien, um dem Fachkräftemangel effektiv zu begegnen. Das Ergebnis war eindeutig: Aktuelle Beschaffungspraktiken sind DAS zentrale Problem. Laut Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden in der Sicherheitswirtschaft führt das auf Kostenersparnis ausgerichtete öffentliche Beschaffungswesen zu einem „Race to the bottom“, bei dem Unternehmen nur wenig Spielraum haben, um auf dem Arbeitsmarkt für neue Arbeitskräfte wettbewerbsfähig zu sein und an Attraktivität zu gewinnen. Das Problem wird mittlerweile auch dank des Drucks der CoESS und UNI Europa von verschiedenen EU-Institutionen anerkannt. Wir fordern daher bereits seit 2022 eine Überarbeitung der aktuellen EU-Vergaberichtlinien, die die Grundlage für das deutsche Vergaberecht bilden. Nach Ansicht der CoESS und UNI Europa sollte eine solche Überarbeitung von Auftragsbehörden verlangen zu überprüfen, dass Dienstleister die Tarifverträge einhalten. Darüber hinaus fordern wir, dass eine solche Überarbeitung verlangt, dass öffentliche Behörden die Verwendung des Niedrigststellv. Generaldirektor der CoESS Confederation of European Security Services www.coess.eu Alexander Frank
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