DER SICHERHEITSDIENST

50 JAHRE VERBANDSARBEIT FÜR GELD- UNDWERTDIENSTLEISTUNGEN 50 Postvertriebsstück – DPAG – Entgelt bezahlt | DSA GmbH · Postfach 1201 · 61282 Bad Homburg D 14667 Fachmagazin für die Sicherheitswirtschaft DER SICHERHEITSDIENST 4 | 2021 73. Jahrgang

4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST In diesen Tagen blicken wir auf ein schwieriges Jahr zurück, das niemand so hat kommen sehen. Dennoch waren wir auch in diesen schwierigen Zeiten immer für Sie da. Umso mehr bedanken sich der Vorstand der BDGW, das Präsidium des BDLS, der Vorstand und das Präsidium des BDSW, die Geschäftsführung und das gesamte Team von BDGW, BDLS und BDSW für das im vergangenen Jahr entgegengebrachte Vertrauen. Wir bedanken uns bei den Zehntausenden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Sicherheitswirtschaft, die während der Festtage ihren Dienst versehen und nicht bei ihren Familien sein können. Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches und sicheres Jahr 2022. Herzlichst, das Team der Verbände der Sicherheitswirtschaft Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch

1 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST EDITORIAL Bargeld – unser Geschäft seit 50 Jahren Herausforderungen meistern – Agenda 2025 Auf der 54. Jahresmitgliederversammlung des BDSW am 7. Oktober 2021 in Saarbrücken wurde ich zum dritten Mal zum Präsidenten des BDSW gewählt. Für diesen großen Vertrauensbeweis danke ich allen Mitgliedern. Nun gilt es, gemeinsam die Herausforderungen und die definierten Ziele für unsere Branche und den Verband für die nächsten vier Jahre anzugehen. Die Bedeutung unserer Branche für die Innere Sicherheit nimmt immer weiter zu. Dazu brauchen wir eine geeignete Rechtsgrundlage. Die neue Bundesregierung ist gefordert, auf Basis der bereits erfolgten Vorarbeiten im Bundesinnenministerium endlich ein Sicherheitsdienstleistungsgesetz auf den parlamentarischen Weg zu bringen. Wir wollen den Dialog mit unserem Sozial- und Tarifpartner über die reine Lohnfindung hinaus intensivieren. Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, dass sich das Bild unserer Branche in der Öffentlichkeit wandelt und die Akzeptanz weiter erhöht wird. Die neue Bundesregierung wird einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro einführen. Wir werden auf dieser Grundlage unsere Tarifpolitik weiterhin eigenständig gestalten, um unsere hohe Tarifbindung mit 69 Prozent zu erhalten. Dazu ist die Allgemeinverbindlichkeit unserer Tarifverträge ganz entscheidend. Die größte derzeitige Herausforderung für unsere Branche ist die Gewinnung von geeigneten und zuverlässigen Mitarbeitern. Die genannten Herausforderungen erfordern eine verstärkte Interessenvertretung gegenüber Politik, Medien und Öffentlichkeit. Nach 29 Jahren steht ein Wechsel in der Verbandsgeschäftsführung an. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Dr. Harald Olschok wird am31. März 2022 in den Ruhestand gehen. Bereits am 1. Januar 2022 wird sein Nachfolger in Berlin seine Arbeit aufnehmen. Wir freuen uns sehr, dass wir Florian Graf gewinnen konnten. Er verfügt über vielseitige Erfahrungen auf dem Gebiet der Verwaltung, in der Politik und auch in Verbänden. Er stellt sich in diesem Heft persönlich selbst vor. Unsere Präsenz und Schlagkraft in Berlin werden wir weiter erhöhen. Mit Optimismus, Zuversicht und Nachhaltigkeit werden wir uns den Herausforderungen stellen. Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes und ruhiges Weihnachtsfest und ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2022. Bleiben Sie gesund! Ihr Gregor Lehnert Gregor Lehnert Präsident des BDSW Michael Mewes Vorsitzender der BDGW Mehr als 50 Jahre ist es nun schon her, dass am 15. September 1971 inMünchen zehn Personen den Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen, den Vorgängerverband der BDGW, gründeten. Heute engagieren sich 28 ordentliche und 25 außerordentliche Mitgliedsunternehmen für die Belange der Branche. Noch nie mussten sie dabei eine Krise wie die Coronapandemie bewältigen. Neben den operativen Herausforderungen durch die Pandemie sehen sich die Unternehmen zudem auch mit einer enormen Veränderung des Zahlungsverhaltens hin zu unbaren Zahlungsmitteln konfrontiert. Hinzugekommen sind politische Diskussionen über eine Bargeldobergrenze, die wir entschieden ablehnen. Weiterhin sehen sich außerdem einzelne Unternehmen in Berlin mit einer Überfallserie auf Geldtransportfahrzeuge konfrontiert. Die BDGW hat sich im Jahr der Bundestagswahl an mehreren Initiativen Pro Bargeld beteiligt und ihren Forderungen Nachdruck verliehen. Der Zugang zu Bargeld muss flächendeckend durch die Kreditinstitute sichergestellt werden. Auch darf es zu keiner Abschaffung weiterer Euro-Notenwerte oder Eurocent-Münzen kommen. Des Weiteren ist es erforderlich, die Aufgabenverteilung im Bargeldkreislauf mit allen Akteuren zu thematisieren und neu zu justieren. Dies wird ein wesentlicher Schritt hin zu effizienten Strukturen sein und damit die Wettbewerbsfähigkeit unseres Bargelds stärken. Auf unserer Jahresmitgliederversammlung haben wir über die Zukunft der Branche und die nächsten zehn Jahre der Verbandsgeschichte diskutiert. Diese könnten wir aber nicht ohne das großartige Engagement der Mitarbeitenden unserer Mitgliedsunternehmen gestalten. Ihr Einsatz trägt wesentlich dazu bei, dass Wertdienstleistungen sicher und effizient erbracht werden. Im Jahr 2022 hoffen wir wieder auf einen regelmäßigen, persönlichen Austausch mit unseren Mitgliedsunternehmen, z. B. im Januar auf der CashCon in Leipzig. Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start in das Jahr 2022. Bleiben Sie gesund! Ihr Michael Mewes

2 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST INHALT EDITORIAL 1 » Michael Mewes: Bargeld – unser Geschäft seit 50 Jahren.........1 » Gregor Lehnert: Herausforderungen meistern – Agenda 2025. ..1 GELD UND WERT 3 » Prof. Dr. Johannes Beermann: Corona und die Folgen für das Bargeld als Zahlungsmittel. ..........................................3 » Dr. Harald Olschok: 50 Jahre Verbandsgeschichte....................6 » Peter Niggl: Einsatz für das Bargeld..........................................8 » RA Andreas Paulick: Neufassung der BDGW-Sicherheitsvorschriften 2021......................................14 » Andreas Goralczyk: Die Bargeldobergrenze: Ein Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger. .........................16 » MinDir a.D. Reinhard Rupprecht: Der Kampf gegen Angriffe auf Geldautomaten........................20 » 90 Jahre Firmengeschichte des WWS.....................................24 WHO IS WHO DER GELD- UND WERTDIENSTLEISTER 25 WIRTSCHAFT UND POLITIK 30 » Detlef Scheele zu Gast beim BDSW.........................................30 » 1. FORSI-Sicherheitstagung: Neuordnung des Bevölkerungsschutzes?..........................................................31 » BDSW: Meinungsaustausch mit der Polizei Niedersachsen. ...........................................................32 » SPD-Bundestagsabgeordneter Lindh hospitiert bei der Wach- und Schließgesellschaft Wuppertal. ................33 » Dr. Harald Olschok erhält VBG Next Ehrung. ...........................34 » Peter Apfelbeck: Studiengang mit Zukunft..............................35 AUS- UND WEITERBILDUNG 38 » Vierte Ausbildungstagung von BDSW und BDA.......................38 » DB Sicherheit erhält 10. BDSW-Ausbildungspreis. .................39 » Andreas Brink: Fachkräftemangel durch Ausbildung entgegenwirken......................................................................40 SICHERHEITSTECHNIK 42 » Uwe Gütschow: Papierlos in die sichere Zukunft. ...................42 BITTE BEACHTEN SIE UNSERE BEILAGE! INTERN 45 » Gregor Lehnert für weitere vier Jahre als Präsident des BDSW bestätigt...........................................45 » Präsidium des BDSWwiedergewählt......................................45 » BDSWMitarbeiterpreis 2021 verliehen...................................46 » Aus den Landesgruppen. ........................................................48 » BDSW trauert um Ehrenpräsident Rolf Wackerhagen. ............50 » Rolf Wackerhagen: Police-Private-Partnership......................51 BERICHT AUS BERLIN 54 » RA Dr. Berthold Stoppelkamp: Bundestagswahl 2021: Auf demWeg zur Zukunftskoalition.........................................54 SICHERHEITSFORSCHUNG 56 » Tim Hageney, Esther Kern und Kirsten Wiegand: BASIC – Grundlagenarbeit zur Projekthalbzeit abgeschlossen. ...........56 » Dr. Tobias John, Sigrid Pehle und Dennis Goldig: Plurales Polizieren..................................................................59 » Matthias Max: Vernetzung von Alltags- und Bevölkerungsschutz – Strukturen zur Bewältigung von Krisen und Katastrophen..........................................................................63 RECHT 66 » RA Cornelia Okpara: Arbeitsrecht in Kürze. ............................66 VERGABERECHT 68 » RA Alexander Nette: Preisangaben sind vollständig und zweifelsfrei einzutragen!..................................................68 EUROPA 70 » Alexander Frank: Jahresbericht der CoESS.............................70 NAMEN UND NACHRICHTEN 72 SICHERHEIT VON A BIS Z 75 IMPRESSUM 79 DAS LETZTE 80 » Florian Graf: Das Letzte. .........................................................80 Inhalt Anmerkung der Redaktion: Zur leichteren Lesbarkeit wurde auf zusätzliche Bezeichnungen in weiblicher Form verzichtet und nur die männliche Form verwendet. Angesprochen sind natürlich alle Geschlechter.

3 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Corona und die Bargeldnachfrage und -nutzung Im Vorkrisenjahr 2019 beliefen sich die Banknotennettoemissionen (Auszahlungen abzüglich Einzahlungen) der Deutschen Bundesbank auf etwa 60 Mrd. Euro. Im Jahr 2020 betrugen sie ungefähr 73 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 21 Prozent entspricht. Vor allem der erhebliche Nachfrageanstieg zu Beginn der Coronavirus-­ Pandemie im März 2020 – einer Phase mit hoher Unsicherheit hinsichtlich Dauer und Verlauf der pandemischen Entwicklung – hat maßgeblich zu diesem Anstieg beigetragen, wie die nebenstehendeAbbildung illustriert. Alleine indembesagten Monat emittierte die Deutsche Bundesbank netto über 20 Mrd. Euro, was zugleich die höchste NettoemissionderBundesbank ineinem einzelnen Monat seit ErstausgabedesEuro-Bargelds bedeutet. Vor allem die Nachfrage nach großen Stückelungen (100-Euro- und 200-Euro-Banknoten), die vornehmlich zur Wertaufbewahrung nachgefragt werden, hat diesen Effekt bestimmt. Demgegenüber haben Reise- und Mobilitätbeschränkungen sowie eingeschränkte Öffnungen im Gaststättengewerbe und bei körpernahen Dienstleistungen während der Pandemie zu einer geringeren Nachfrage nach „kleinen“ Stückelungen (5 Euro, 10 Euro und 20 Euro) geführt. Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 lagen die Nettoemissionen entsprechend insgesamt unterhalb des Vorkrisenniveaus. IndiesemJahr habenunter anderemdie rasche Entwicklung eines effektiven Vakzins und die folgenden sukzessiven Öffnungen des öffentlichen Lebens zu einer Belebung der Bargeldnachfrage geführt. Die kumulierten Banknotennettoemissionen für den Zeitraum von Januar 2021 bis August 2021 liegen etwa 15 Prozent höher als die Nettoemissionen desselben Zeitraums des Jahres 2019. Quelle: Deutsche Bundesbank Zahlungsverhalten in Deutschland während Corona Beim Zahlungsverhalten waren sowohl Veränderungen als auch die Rückbesinnung auf Vertrautes festzustellen, wie Befragungen der Bundesbank zeigen. Demnach gab jede vierte Corona und die Folgen für das Bargeld als Zahlungsmittel Von Prof. Dr. Johannes Beermann Die Coronavirus-Pandemie wirkt sich auf sämtliche Bereiche des täglichen Lebens in Deutschland und Europa aus. So hat sich beispielsweise während der Pandemie unser Verständnis von sozialer Interaktion, Mobilität und Arbeit verändert. Gleichzeitig können solche disruptiven Ereignisse bestehende Strukturen aufbrechen. Sie können Agens für Veränderungen und Innovationen sein, wie beispielsweise die kurzfristige Umsetzung von Homeoffice-Lösungen und die rasche Entwicklung von Impfstoffen auf Basis neuartiger Technologien. Die mit solchen Ereignissen ebenfalls einhergehende Unsicherheit ist häufig auch Movens, auf Vertrautes zurückzugreifen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch die Bargeldnachfrage sowie -nutzung während der CoronavirusPandemie. Prof. Dr. Johannes Beermann ist Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

4 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT befragte Person an, ihr Zahlungsverhalten pandemiebedingt angepasst zu haben. Zu 90 Prozent beglichen diese Befragten mit verändertem Zahlungsverhalten ihre Einkäufe weniger oft mit Bargeld. Dabei kamen am Point-of-Sale verstärkt kontaktlose Zahlungsmittel zum Einsatz. Dennoch blieb Bargeld, gemessen an den getätigten Transaktionen, auch im Pandemiejahr 2020 das mit Abstandmeistgenutzte Zahlungsmittel. Aus der zuletzt veröffentlichten Zahlungsverhaltensstudie der Bundesbank geht hervor, dass 6 von 10 Transaktionen im Befragungszeitraum mit Bargeld beglichen wurden. Legt man die Höhe der Umsätze zugrunde, beträgt der Bargeldanteil 32 Prozent und liegt somit in etwa gleichauf mit dem Anteil der girocard und anderen Debitkarten (33 Prozent). Hinsichtlich des veränderten Zahlungsverhalten haben die Befragten verschiedene Beweggründe aufgeführt. Hygie- nische Gründe sowie Gründe der Kon- taktvermeidung wurden als ein wesentlicher Faktor aufgeführt, das Zahlungsverhalten anzupassen. Eventuelle Befürchtungen, Bargeld würde eine aktive Rolle bei der Virenverbreitung spielen, sind jedoch unbegründet. Untersuchungen belegen die geringe Gefahr einer Schmierinfektion durch Bargeld. Zum einen, da die Übertragung vonCorona hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) statt über Gegenstände stattfindet. Zum anderen trägt die Beschaffenheit der Euro-Banknoten, mit ihrer porösen Oberfläche, zusätzlich zur Verminderung des Ansteckungs- und Übertragungsrisikos bei. Daher geht von Bargeld kein erhöhtes, sondern ein geringeres Infektionsrisiko im Vergleich zu Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens aus – sofern auch hier gewöhnliche Hygienevorschriften eingehalten werden. Movens für die verminderte Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel war für die Befragten darüber hinaus der Appell seitens der Einzelhändler, Kreditinstitute und zum Teil öffentlicher Stellen, Zahlungen möglichst bargeld- und kontaktlos zu tätigen. Der Wegfall von Anwendungshürden, wie etwa die Heraufsetzung des Betrags, ab dem zusätzlich eine PIN-Eingabe erforderlich wird, begünstigte ebenfalls kontaktlose Bezahlverfahren. Hinzu kommt, dass in der Pandemie viele klassische Einsatzmöglichkeiten von Bargeld, beispielsweise im Einzelhandel, in der Gastronomie oder auf Volksfesten, nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung standen. Trotz der Appelle, vorzugsweise auf kontaktlose Bezahlmöglichkeiten zurückzugreifen, wurde Bargeld als Zahlungsmittel zu keiner Zeit verwehrt. Somit konnten die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin frei aus den ihnen zur Verfügung stehenden Zahlungsinstrumenten wählen. Über die Beständigkeit der krisenbedingten Veränderungen im Zahlungsverhalten in Deutschland kann an dieser Stelle keine verlässliche Aussage getroffen werden. Solche Erkenntnisse werden sich erst mit der Zeit fundiert ergeben. Dennoch soll ein vorsichtiger Ausblick auf das Zahlungsverhalten sowie die Rolle von Bargeld nach Corona gewagt werden. Bargeld als Zahlungsmittel nach Corona Schaut man auf das Anforderungsprofil, das Bürgerinnen und Bürger an das Zahlungsmittel ihrer Wahl stellen, wird ersichtlich, dass Bargeld als Zahlungsmittel auch in Zukunft eine Rolle spielen wird. Sicherheit vor finanziellem Verlust, die Wahrung der Privatsphäre, ein guter Überblick über die getätigten Ausgaben, eine einfache Handhabung sowie Vertrautheit werden als die wichtigsten Attribute aufgeführt, die das gewählte Zahlungsmittel haben muss. Bargeld erfüllt sämtliche Kriterien – in den meisten Fällen sogar besser als alternative Zahlungsmittel. Beispielsweise erfordert Bargeld für die Nutzung keine zusätzliche Infrastruktur und garantiert weitgehende Privatsphäre. Die Einführung einer Bargeldobergrenze hingegen könnte zu einer Stigmatisierung der Bargeldnutzung führen, da sie Zahlungen mit Bargeld unter Generalverdacht stellt, ohne wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirksamkeit einer solchen Maßnahme. Ferner hat die Coronavirus-Pandemie das Potenzial, Agens der digitalen Transformation zu sein, beispielsweise in der Arbeitswelt. Dazu passt, dass auch die Zahlungsmittellandschaft der Zukunft weitere digitale Zahlungsinstrumente enthalten könnte. In diesem Zusammenhang hat die Europäische Zentralbank ihre Aktivitäten rund um das Thema digitaler Euro intensiviert. Neben Bargeld böte dieser eine weitere Zugriffsmöglichkeit auf ausfallsicheres Zentralbankgeld Neue Filiale Dortmund: Deutsche Bundesbank investiert in die Zukunft des Bargelds Bild: © Deutsche Bundesbank, Nils Thies

5 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT und könnte, je nach Ausgestaltung, ein Bestandteil in digitalen Prozessen und damit Baustein einer innovativen Wirtschaft sein, indem beispielsweise die Möglichkeit geschaffen wird, Bezahlprozesse vollautomatisiert in Lieferketten zu integrieren. Der digitale Euro würde dabei das Bargeld ergänzen, es aber keinesfalls ersetzen. Da der digitale Euro nach jetzigem Kenntnistand möglicherweise so gestaltet werdenwird, dass er alsWertaufbewahrungsmittel nur begrenzt nutzbar sein und zudem in der Handhabung den unbaren Zahlungsmitteln ähneln könnte, dürften Auswirkungen auf die Bargeldnachfrage gering sein. Derzeit stellen andere „neue digitale“ Zahlungsinstrumente für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland keine ernsthaften Alternativen dar. Angesprochen auf die Erwägungen hinsichtlich Erwerb oder Nutzung von Krypto-Token (z. B. Bitcoin) oder Stablecoins (z. B. Facebooks Diem), kann sich die Mehrheit der Befragten weder Kauf noch Nutzung vorstellen. Das liegt auch am geringen Bekanntheitsgrad dieser digitalen Medien. Während von Krypto-Token 14 Prozent der Befragten bisher noch nichts gehört haben, sind Stablecoins für knapp 60 Prozent der Befragten ungeläufig, so das Ergebnis einer im August 2020 durchgeführten Befragung. Letztendlich dürfte die mediale Aufmerksamkeit sowie intensive Kommunikation zum Thema digitaler Euro im Jahr 2021 der Bekanntheit des Themas einen merklichen Schub gegeben haben. Eine Form der Kommunikation war der intensive Austausch der Europäischen Zentralbank mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Fachleuten im Rahmen einer öffentlichen Konsultation zum Thema digitaler Euro. Dabei wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem nach den Merkmalen gefragt, die ihrer Ansicht nach ein digitaler Euro haben sollte. Der Schutz der Privatsphäre sowie Anonymität bei den Transaktionen, Sicherheit, keine Zusatzkosten, dieMöglichkeit auch offlinemit dem digitalen Euro bezahlen zu können sowie die Nutzbarkeit des Mediums im gesamten Eurogebiet waren die am häufigsten genannten Merkmale – Charakteristika, die der analoge Euro bereits auf sich vereint. Ob und in welcher Form der digitale Euro letztendlich kommt, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen. Unabhängig davon dürfte Bargeld auch in Zukunft als Zahlungsmittel gefragt bleiben. Schlussbemerkung Während der Coronavirus-Pandemie ist Bargeld nicht nur als Wertaufbewahrungsinstrument gefragt. Vielmehr hat es, Kontaktbeschränkungen zum Trotz, seine führende Rolle als meistgenutztes Zahlungsmittel bestätigt, was das hohe Vertrauen in das Zahlungsinstrument unterstreicht. Dass Euro-Banknoten und –Münzen auch in Zukunft als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel verfügbar sind und allgemein akzeptiert werden, ist zentrales Ziel der Bargeldstrategie des Eurosystems, das sich damit klar zum Bargeld bekennt. Das weltweit sicherste Schnelllauftor. Effiziente Technik vom Weltmarktführer für höchste Sicherheitsanforderungen: Das neue EFA-SST® Secure der Serie EFAPROTECT® ist das weltweit einzige Schnelllauftor, das nach Widerstandsklasse 4 zertifiziert ist. Durch automatische Verriegelung und sekundenschnelle Schließvorgänge wirkt es einbruchhemmend und schützt auch sensible Bereiche vor Vandalismus und Gewalteinwirkung. www.efaflex.com EFX095520_Anzeigenset_Produkt_Print_178x121mm.indd 1 25.08.21 15:32

6 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Die große Bedeutung der Branche für Wirtschaft und Gesellschaft hat sich ganz besonders bei der Einführung der D-Mark in der damaligen DDR und der Euro-Einführung im Jahre 2002 gezeigt. Ohne das Know-how der Geld- und Wertdienstunternehmen wäre dies nicht möglich gewesen. Durch den sukzessiven Rückzug der Banken aus dem Bargeldhandling ergaben sich immer neue Aufgaben für unsereMitglieder. Insofern war es konsequent, dass die BDGW im Jahre 2000 von der BundesvereinigungDeutscher Geld- und Werttransporte e. V. zur Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. umbenannt wurde. Im November 2005 entwickelte sich die BDGW dann vom reinen Wirtschaftsverband zumWirtschafts- und Arbeitgeberverbandweiter. Seit dieser Zeit schließt die BDGW Tarifverträge für Geld und Wert selbstständig ab. Zuletzt konnten wir Anfang Dezember 2020, nach langwierigen Verhandlungen, einen Tarifabschluss erzielen. Dieses Mal erfreulicherweise ohne die in den letzten Jahren leider üblichen Streiks. Erwähnt werden muss hier auch der Prozess gegen die Deutsche Bundesbank. Diese hatte Ende 2004 mitgeteilt, ihr Dienstleistungsangebot zu „modernisieren“. Bedingt durch den technischen Fortschritt kam es zur Entwicklung sog. Multistückelungsmaschinen. Für ihre Dienstleistungen legte die Bundesbank am 18. Juli 2005 ihr Entgeltmodell dar, Bargeldbearbeitung zum Nulltarif. Dagegen klagte die BDGW, wenn auch erfolglos, vor dem Landgericht Frankfurt. Wenige Tage später bepreiste die Bundesbank ihre Dienstleistung im Rahmen der sog. Multistückelungseinzahlung. Es gab auch einige Krisen zu bewältigen bzw. zu überstehen. Das Jahr 2006 zählt zu den dunkelsten in der Geschichte der bundesdeutschen Geld- und Wertdienste. Die Insolvenz der kriminellen Heros-Unternehmensgruppe im Jahr 2006 beschädigte das Image der Branche nachhaltig. Doch zeigten die Schadensfälle auch die Selbstregulierungsfähigkeit der Branche. Der BDGW-Sicherheitsstandard wurde erarbeitet und beschlossen. Dadurch konnten wir das Vertrauen der Kunden und der Öffentlichkeit wieder zurückzugewinnen. Die Gewährleistung sicherer Geld- und Werttransporte war bei der Gründung der BDGW einer der wesentlichsten Verbandszwecke. Nach Jahren mit – auch im europäischen Vergleich – niedrigen Fallzahlen, ist die Anzahl der Überfälle in den vergangenen zwei Jahren leider wieder gestiegen. Allein in Berlin fanden sieben davon statt. Eine derartige Ballung in nur einer Stadt gab es in den letzten 50 Jahren nicht. Das Risiko war früher in Deutschland gleich verteilt. Für unsere in Berlin tätigen Mitgliedsunternehmen ist das eine besorgniserregende Entwicklung. Doch die Coronapandemie stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Das Zahlungsverhalten der Deutschen hat sich, beeinflusst auch durch das massive Eintreten des Handels für bargeldloses Bezahlen in einer kaum geahnten Geschwindigkeit verändert. Im Jahr 2019 lag der Bargeldanteil am Umsatz im Handel noch bei rund 46 Prozent, 2020 lag er bei knapp 40 Prozent. Dieser Trend hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt mit entsprechenden Konsequenzen für unsere Mitgliedsunternehmen. Dr. Harald Olschok ist Hauptgeschäftsführer der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste. 50 Jahre Verbandsgeschichte Von sicheren Werttransporten über den Wertdienstleister zum (einzigen?) Bargeldlobbyisten Von Dr. Harald Olschok 1966 wurde in Mannheim von Karlheinz Schies das erste Geld- und Werttransportunternehmen gegründet. Bereits fünf Jahre später wurde in München in den Sitzungsräumen der Münchener Wach- und Schließgesellschaft der Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen gegründet. Sicherheitsvorschriften wurden erarbeitet die Versicherungsbedingungen mitgestaltet. Von den 50 Jahren Verbandsarbeit konnte ich fast drei Jahrzehnte mitgestalten. Gravierende politische und wirtschaftliche Veränderungen haben unsere kleine Branche nachhaltig verändert.

7 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Bargeld ist – gemessen am Volumen – nicht mehr das wichtigste Zahlungsmittel in Deutschland. Und das obwohl gegenwärtig mehr Bargeld als je zuvor im Euroraum im Umlauf ist. Die Bargeldinfrastruktur reduziert sich seit Jahren durch Schließungen von Bankfilialen, Abbau von Geldautomaten und den Rückgang der Bundesbankfilialen in der Fläche. In der Europäischen Kommission wird seit Jahren über die Einführung einer Bargeldobergrenze diskutiert. Viele Länder haben dieses eingeführt. Bargeldzahler und -anhänger werden diskriminiert. Über unsere Mitgliedschaft im europäischen Dachverband ESTA (European Security Transport Association) kann sich die BDGW auf europapolitischer Ebene einbringen und das Bargeld auch hier verteidigen. Die Bedeutung des Bargelds steht erst seit rund 10 Jahren im Fokus der Wissenschaft. So hat die Deutsche Bundesbank mit ihren Studien viel Licht in das frühere Dunkel des Bargeldumlaufs gebracht. Sie analysieren detailliert das Zahlungsverhalten der Bundesbürger. Außerdem werden die Kosten differenziert untersucht. Auch die Sicherheitsforschung, die uns ein Alleinstellungsmerkmal im System der Verbändelandschaft in Deutschland gibt, ist hier von großer Bedeutung. Heute engagieren sich 28 ordentliche und 25 außerordentliche Mitgliedsunternehmen in der BDGW. Durch ihre vielfältigen Dienstleistungen und Produkte sorgen sie und ihre 11.000 Mitarbeiter, denen ein besonders Lob gilt, für die sichere und effiziente Bargeldversorgung in Deutschland. Wir wollen auch in Zukunft allen Unternehmen rund ums Bargeld eine „Heimat“ und starke Interessenvertretung in der BDGW geben und gemeinsam das Bargeld verteidigen. Es waren 29 interessante Jahre in diesem Branchenverband. Mein Dank gilt den Vorstandsmitgliedern und vor allem den jeweiligen Vorsitzenden für die konstruktive und auch erfolgreiche Arbeit. Der besondere Dank geht an die Kolleginnen und Kollegen in der Geschäftsstelle des Verbandes in Bad Homburg und im Hauptstadtbüro in Berlin. Ohne ihre Arbeit die BDGW heute nicht das, was sie ist: Das anerkannte Sprachrohr derWertdienstleister in Deutschland! Die Kompetenz, die wir uns in allen Fragen rund ums Bargeld angeeignet haben, dürfte in wenigen anderen Verbänden so intensiv vorhanden sein. Dies ist sicher ein Pluspunkt, den es zu bewahren gilt. Die BDGW ist zu einem anerkannten und manchmal auch lautstarken Lobbyisten für das Bargeld geworden!

8 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Den Weitblick, der zu dem Schritt gehörte, legte man in der Politik zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt an den Tag. Noch am 12. April 1972 antwortete Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Hermann Schmitt-Vockenhausen. Dieser wollte wissen, ob die Bundesregierung bereit sei, „darauf hinzuwirken, dass entsprechende Schutzbestimmungen, wie sie für Schalter und Schalterhallen von Banken und Sparkassen bestehen, auch für Geldtransportwagengeschaffen werden.“ Genscher, das Problem kleinredend: „Die Zahl der Raubüberfälle auf Geldtransporte … und auf Geldtransportwagen ist zurzeit im Verhältnis zu den Überfällen auf Banken und Sparkassen noch gering. So ereigneten sich in den Jahren 1970 und 1971 insgesamt 13 bzw. 17 Überfälle auf Geldtransporte, davon je zwei auf Geldtransportwagen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres waren 5 Überfälle auf Geldtransporte zu verzeichnen, davon vier auf Geldtransportwagen.“ Die überwiegende Zahl der Geldtransporte erfolgte zu dieser Zeit noch weitgehend amateurhaft in ungesicherten privaten Fahrzeugen mit Gelegenheitsboten. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte im Januar 1972 einen Kripobeamten mit den mahnenden Worten zitiert: „Wenn bei den Banken nichtsmehr zu holen ist, kommen Kaufhäuser, Supermärkte, Tankstellen und Geldtransporte an die Reihe.“ Neun Herren in München Eine kleine Gruppe der Profis unter den Geld- und Werttransporteuren hatte sich aber auf diese Entwicklung längst eingestellt. Am 15. September 1971 waren deshalb einige Herren der Branche in den Räumen der Münchener Wach- und Schliessgesellschaft zusammengekommen, um unter anderem den Versuch zu unternehmen, „bei Lloyds, London, eine Senkung der Versicherungsprämien für Geld und Werttransporte durchzusetzen.“ Dies wurde mit dem Worten begründete, der Gesamtumsatz bei diesen Transporten sei „in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen, sodass eine günstigere Prämienregelung erstrebenswert sei. Die Versicherungsgrenze solle von 2 Mio. DM pro Transport auf 4 Mio. DM erhöht werden.“ Neun Herren, die zehn Unternehmen repräsentierten, setzten an diesem Tage ihre Unterschrift unter die Satzung des neugegründeten „Fachverbandes der Geld- und Werttransportunternehmen“, mit Sitz in München. Es war ein Grundstein für die heutigen Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. (BDGW). „Lange bevor die Unfallverhütungsvorschriften für unsere Branche von der gesetzlichen Unfallversicherung erarbeitet und verabschiedet wurden“, konstatiert BDGW-Hauptgeschäftsführer Dr. Harald Olschok, „waren sich die ersten Geld- und Werttransportunternehmen bereits einig, für besonders gefahrgeneigte Tätigkeiten Peter Niggl ist freier Journalist. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit. Einsatz für das Bargeld Ein halbes Jahrhundert Interessensvertretung Geld und Wert Von Peter Niggl Vor 50 Jahren, im Spätsommer 1971, wurde ein Grundstein für eine Interessensvertretung Geld und Wert gelegt, die in der Bundesvereinigung Deutscher Geld- undWertdienste e. V. (BDGW) mündete.

9 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT ein eigenes Regelwerk zu schaffen. An dieses Regelwerk sind die Unternehmen gebunden. Die Sicherheitsvorschriften der BDGW haben dabei auch eine staatliche (Über-)Regulierung verhindert. Dennoch, oder gerade deshalb, gehören die bundesdeutschen Geldtransporte zu den erfolgreichsten weltweit!“ Doch bis dahin sollten noch fast zwei Jahrzehnte ins Land gehen. Der Zusammenschluss von Frankfurt Erst am 30. November 1989 wurde die BDGW im Sheraton Hotel am Flughafen der deutschen Bankmetropole Frankfurt am Main. aus der Taufe gehoben. An ihrer Wiege standen der Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen und die Bundesvereinigung für Sicherheitstransporte e. V. (BfS), die ihren Sitz in Hanau hatte. Dem waren Sondierungsgespräche von Vertreter beider Verbände unter Leitung von Frank Mauersberger und Wilhelm Rückriegel vorangegangen, die den Weg für eine gemeinsame Bundesvereinigung ebneten. Frank Mauersberger war Präsident des Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen e. V. (BDWS) und er wurde Vorsitzender des Fachverbandes, Wilhelm Rückriegel leitete die BfS. Zum Zusammengehen der beiden Organisationen waren verschiedene Schritte notwendig. Zuerst traten die Vertreter der beiden Verbände in getrennten Sitzungen zusammen, um die notwendigen Satzungsänderungen zu beschließen, die den darauffolgenden Akt, die Gründung der BDGW, ermöglichten. Dann konnten sich Frank Mauersberger, Geschäftsführender Gesellschafter der WSO Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG, Osnabrück, seit 1970 Vizepräsident und seit 1982 Präsident des BDWS, und Wilhelm Rückriegel, Geschäftsführer der Firma Protectas in Frankfurt, die Hand reichen und den gemeinsamen Bundesverband besiegeln. Eine komplizierte Vorgeschichte An die Startschwierigkeiten der frühen Jahre erinnernd, gestand Rückriegel später: Reine Geld- und Werttransportfirmen hätten es schwer gehabt, sich zu organisieren. Der BDWS habe sich unter seinem Vorsitzenden Otto Mertens, Geschäftsführer der Münchener Wach- und Schliessgesellschaft, damals noch reserviert gezeigt. Mertens war auch der erste Vorsitzende des Fachverbandes der Geld- und Werttransporte. Mitglieder in diesem konnten nur Unternehmen werden, die bereits im BDWS Mitglied waren. Die letzten Versuche der Firmen, die ausschließlich Geld- und Werttransporte durchführten, sich dort zu organisieren, so Rückriegel, fanden etwa 1980/81 statt. Nachdem diese Bemühungen scheiterten, gründete sich der BfS. Gründungsmitglieder waren die Firmen Brinks, Protectas, Thein, Schies, Kötter und einige mehr. Etwa ein Dutzend Firmen bildeten den Grundstein der BfS. 1985/86 hat die BfS weniger als 20 Mitgliedsunternehmen, die jedoch gut 50 Prozent der organisierten GWT-Unternehmen ausmachten und etwa 60 Prozent der Geld- und Wertfahrzeuge. Dennoch, so Rückriegel: „Eine wirkliche Entwicklung der BfS war schwierig.“ Nachdem Frank Mauersberger nach dem Tod von Otto Mertens sowohl Präsident des BDWS als auch Vorsitzender des Fachverbandes geworden war, so Wilhelm Rückriegel, „gab es eine Wende in vielen Dingen“. Zur Jahreswende 1985/86 kam es in Bremen zu einem ersten Treffen zwischen Rückriegel und Mauersberger. Ein Jahr später begannen die ersten Gespräche zwischen den beiden Verbänden mit dem Ziel eines Zusammenschlusses. Schon vor der Vereinigung traten die beiden Verbände bei einigen Gelegenheiten, wie bei einer Aussprache mit dem Direktorium der Bundesbank, gemeinsam in Erscheinung. Vorstand 30.11.1989: v.l.n.r. Harry Loyo, Rita Czech (†), Frank Mauersberger (†), Wilhelm Rückriegel, Jochen Segler und Volker H. Thein

10 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Die BDGW war nun die Interessensvertretung einer noch relativ jungen Branche, die sich, beflügelt durch die verändernden Gegebenheiten, vor allem des Geldverkehrs, rasch entwickelte. Als das älteste Unternehmen dieser Art wird die Firma Security Service Werttransport mit Sitz in Mannheim angesehen. Der Unternehmer Karlheinz Schies hatte im Herbst 1966 das erste Unternehmen im Mannheimer Stadtteil Sandhofen gegründet. Die Idee dafür brachte er von einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten mit. Lichte Momente und ein dunkler Punkt Dann folgte der im Jahr 1968 gegründete Armoured Car Service. Eine „Panzerwagen-Geldtransporte-GmbH“, wie ihn das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ damals noch mit dem Hauch des exotischen apostrophierte. Dieses Unternehmen wurde von einem Amerikaner und einem Deutschen namens Heller in Frankfurt gegründet. Die Firmeninhaber verkauften Anfang 1972 das Unternehmen an den US-Konzern Purolator. Dessen Hauptgeschäftsfeld war allerdings die Herstellung von Autoventilatoren. Die Amerikaner etikettierten die Firma, die Niederlassungen in der ganzen Bundesrepublik einschließlich Westberlins besaß, in Deutscher Sicherheits-Transport (DST) um. Im Jahre 1978 musste die DST schließlich Insolvenz anmelden. Hintergrund waren die zahlreichen Überfälle und Schäden, die die Versicherung nicht mehr länger decken wollte. Im Zuge des Vergleichs, den die Muttergesellschaft Purolator Services GmbH angestrengt hatte, wurden aus der DST-Vergleichsmasse bestimmte Vermögenswerte übernommen, unter anderem 150 gepanzerte und 50 andere Spezialfahrzeuge. Beschäftigt waren in der DST damals circa 300 Mitarbeiter. Übernommen wurde das Unternehmen von einer Tochter der Schweizer ADIA Gruppe. Diese gilt auch als Vorreiterin der Zeitarbeit in Deutschland. Die Purolator Services GmbH wurde am 7. November 1978 als Protectas GmbH & Co. Gesellschaft für Sicherheit im Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt am Main. eingetragen. Einer der Geschäftsführer war Wilhelm Rückriegel. Protectas wiederum wurde 1992 durch die schwedische Securitas übernommen. Dies war der Einstieg des langjährigen Weltmarktführers imBereich der Sicherheits- und Wertdienstleistungen in Deutschland. Im Jahre 1996 folgte dann die Übernahme der DSW und 1998 von Raab Karcher Sicherheit durch Securitas, sodass dieses Unternehmen seit dieser Zeit das größte Sicherheitsunternehmen Deutschlands ist. Aufgrund der schwierigen Situation im Bereich Geld und Wert wurde diese Sparte von Securitas imDezember 2005 an die HerosGruppe in Hannover verkauft. Dieses Unternehmen ging nur drei Monate später, imFebruar 2006, in die Insolvenz, nachdemdramatische Verfehlungen und Unterschlagungen des Geschäftsführers Karl-Heinz Weis festgestellt wurden. Heros ist bis heute ein dunkler Punkt in der Geschichte der deutschen Geld- und Werttransportunternehmen. Währungsunion und Euro-Einführung Die Gründung der BDGW 1989 war in eine Zeit gefallen, in der sich im Geldverkehr entscheidende Entwicklungen und Veränderungen abzuzeichnen begannen. Als signifikantes Beispiel dafür müssen die Geldausgabeautomaten genannt werden. Gerade1989 – 1995 Frank Mauersberger † 1995 – 2001 Fritz Kötter † 2001 – 2005 Uwe-Dirk Uhlig 2005 – 2008 Hans-Jürgen Kröger Seit 2008 Michael Mewes Vorsitzende der BDGW

11 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT mal 22 Stück davon gab es in der Bundesrepublik 1981, über 5.000 waren es 1988 und im Jahr 2020 zählte man laut statista. com 61.126 solcher Geräte, die aus dem täglichen Geldhandling der Bürger dieses Landes nicht mehr wegzudenken sind. Sie ständig mit ausreichend Bargeld zu versorgen ist zu einem relevanten Einsatzgebiet für die Geld- undWerttransporteure geworden. Schon wenige Monate nachdem die BDGW ins Leben gerufen war, stand ein erster Kraftakt an. Die deutsch-deutsche Vereinigung warf mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 ihre Schatten voraus. Von Frankfurt am Main aus gingen in den Wochen vor der Währungsunion 75 schwerbewachte Fahrzeugkonvois auf die Reise in den deutschen Osten. „Jeder Geldexpress war mit 300 bis 500 Mio. Mark beladen“, erinnert sich ein ehemaliges Direktoriumsmitglied. Einen solchen Geldtransport hatte dieWelt bis dahin noch nicht gesehen: 600 Tonnen Banknoten und 500 Tonnen Hartgeld wurden in die DDR transportiert. In der Erinnerung blieb diese logistische Herausforderung bei manchem nur als Probelauf für das, was zehn Jahre später auf die Branche zukommen sollte: Die Euro-Umstellung. Schon im Jahr 1998 begannen die Vorbereitungen auf die gewaltigste Herausforderung für die Branche in ihrer rund 40-jährigen Geschichte. Es war die Einführung des Euro-Bargeldes, die für den 1. Januar 2002 terminiert war. Sicherheit großgeschrieben Genau registrierte man bei der BDGW, was sich im Vorfeld dieser Großaktion alles tat, welche Risiken auf die Branche zukommen. BDGW-Präsident Fritz Kötter im Vorfeld der bevorstehenden Mammutaufgabe: „Besonders wichtig ist für uns nach wie vor die Gewährleistung sicherer Geldtransporte. Die zahlreichen Überfälle mit vielen Toten in Belgien sind nicht vergessen. Im Sommer vergangenen Jahres und gerade wieder in jüngster Zeit kam es in Frankreich auf Grund der stark angestiegenen Zahl an Überfällen zu einem Streik der Geldtransportfahrer. Vor wenigen Wochen erschütterte eine besonders brutale Überfallserie Luxemburg. Dies führte nicht nur zu einem Streik der Transportfahrer, sondern auch zu einer deutlichen Verschärfung der staatlich vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen. Damit diese Entwicklung nicht in Deutschland eintritt, sind wir an einem unverändert hohen Sicherheitsstandard interessiert.“ Nach jahrelangen konzeptionellen Überlegungen beim Bundeskriminalamt und später dann intensiv bei der Bundesbank wurde ein Drehbuch für die Euro-Einführung und die D-Mark-Entsorgung vobereitet. Bereits ab 1. September 2001 wurden die Bankenmit demneuen Bargeld versorgt. Das hieß bis zum Stichtag, dem 1. Januar 2002, mussten 60.000 Bankfilialen in Deutschland mit dem neuen Geld beliefert sein und 50.000 Geldautomaten waren faktisch zeitgleich mit den Euro-Scheinen zu bestücken. 2,6 Milliarden Banknoten im Wert von 60 Mrd. Euro und 10,8 Milliarden Münzen mit einem Wert von 3,6 Mrd. Euro wurden von den Kreditinstituten bei den Landeszentralbanken verbindlich bestellt. Das entsprach damals einem Gegenwert von 124,4 Mrd. D-Mark. Keine leichten Zeiten für die Branche. Vor allem in den 1990er-Jahren und in der Phase der Euroumstellung konzentrierten sich Straftäter auf Geld- und Werttransporte. 1997 bilanzierte die Deutsche Presseagentur: „1995 verzeichnete die Kriminalitätsstatistik 410 vollendete und 120 versuchte Überfälle. Meist waren Boten die Opfer, fünfmal wurden Spezialgeldtransporter überfallen. Häufig waren die Täter Fahrer, die selbst „zugriffen“. Seit Anfang der 1970er-Jahre gab es — soweit bekannt — mehr als 60 Fälle mit einer Beute von einer Million Mark und mehr.“

12 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Ein Plädoyer für Scheine und Münzen Aber die Branche meisterte die Herausforderungund trugdamit zueiner reibungslosen und sicheren Bargeldversorgung für die deutsche Wirtschaft bei. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge konstatierte Hauptgeschäftsführer Dr. Olschok 2019 nach der Verurteilung einer siebenköpfigen Bande, auf deren Konto 15 Überfälle auf Geldtransporte gingen: „In einer Branche wie unserer kommt es leider trotz der hohen Sicherheitsvorkehrungen zu Überfällen. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre gab es lediglich 2,9 Überfälle pro Jahr. Damit sind wir ‚Europameister‘. Dank der Ermittlungsarbeit der Polizei werden aber so gut wie alle Vorfälle früher oder später aufgeklärt.“ Dies sei die beste Abschreckung für potenzielle Täter. Bei allen Fahndungserfolgen darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass sich Normen Franz, der für den Mord an drei Geldtransporteuren verantwortlich gemacht wird, seit über zwanzig Jahren der Verantwortung entziehen kann. Eine Gefahr für die Branche wird jedoch an einer ganz anderen Front verortet: der Abschaffung – man müsste konsequenter Weise sagen, dem Verbot – des Bargeldes. Im November 2017 lud die BDGW wegen der Brisanz des Themas Fachleute zu ihrem ersten „Tag des Bargeldes“ nach Berlin. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Bargeld auch weiterhin ein wichtiges Zahlungsverkehrsmittel in Deutschland bleibt. Wir stellen uns einem fairen Wettbewerb zu anderen elektronischen Zahlverfahren“, so der BDGW-Vorsitzende Michael Mewes bei seiner Stellungnahme. Wenn auch die Nutzung alternativer Zahlungsmittel pandemiebedingt in jüngster Zeit zugenommen hat, sind die warnenden Stimmen gegen den Verlust des Bargeldes nicht zu überhören. Die „digitale Zahlung ermöglicht die totale Kontrolle durch Staaten, Finanzinstitute oder Internetanbieter“, mahnte schon 2016 die FAZ. Die Reserviertheit der Deutschen gegen eine solche Entwicklung belegte die „Neue Zürcher Zeitung“ imMärz dieses Jahres: „Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank wurden 2020 in Deutschland zwar 60 Prozent der Transaktionen mit Scheinen und Münzen vorgenommen. Im Jahr 2017 waren es allerdings noch 74 Prozent.“ Die Bundesbank bezifferte den Wert der von ihr ausgegebenen Banknoten Ende Mai 2021 auf 839 Mrd. Euro – 52 Milliarden und 6,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland mitteilt. Die Mitgliedsunternehmen der BDGW können also auch in den kommenden Jahren froher Hoffnung sein, dass die Kasse stimmt.

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14 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Inmehreren (virtuellen) Arbeitskreissitzungen in 2020 und 2021 sind die zuletzt im Jahr 2016 modifizierten BDGW-Sicherheitsvorschriften nunmehr in Gänze, also der Vorschriftentext selbst, die Prüfungsanforderungen zu den Prüfsäulen 1 und 2 und die 3 Musterprüfbescheini- gungen durch die Mitglieder des eingerichteten BDGW-Arbeitskreises, komplett überarbeitet worden. Sowurdenu. a. erstmalsBegriffsbestimmungen und ein 4. Abschnitt zum Notfall- und Krisenmanagement neu eingeführt. Nachfolgend wird auf einige Detailfragen näher eingegangen. Die Sicherheitsprüfung 1 (Prüfsäule 1) Die Sicherheits-Prüfung 1 befasst sich vor allem mit baulich-technischen und personellen Anforderungen sowie der ordnungsgemäßen Durchführung von Geld- und Werttransporten. Überprüfungsschwerpunkte fangen bereits bei den Einstellungsvoraussetzungen für das Personal an. Hier werden wesentlich höhereMaßstäbe angelegt als in den meisten anderen Branchen. Die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses, eine ärztlich bestätigte physische und psychische Tauglichkeit, eine persönliche und, soweit möglich, eine Schufa-Bonitätsauskunft sowie eine Verschwiegenheitserklärung sind nur einige der Punkte, die von den Sicherheitsmitarbeitern verlangt werden. Die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der eingesetzten Sicherheitsmitarbeiter wurde deutlich konkretisiert, nachdem der Gesetzgeber bereits mit der Novellierung des Gewerberechts in § 34a GewO Verschärfungen bei der Zuverlässigkeit der einzusetzenden Sicherheitsmitarbeiter vorgenommen hatte. Die Mitgliedsunternehmen müssen sicherstellen, dass die Sicherheitsmitarbeiter mindestens halbjährlich an Unterweisungen bzw. Schulungen teilnehmen — zu Themen wie allgemeine Sicherheit, Veränderung krimineller Praktiken, Notwehr, Nothilfe sowie theoretischer und praktischer Waffenunterricht. Neue Sicherheitsmitarbeiter dürfen erst nach gründlicher Schulung und Einarbeitung eingesetzt werden. Neu gefasst wurden insbesondere die Bestimmungen zum Tragen der Dienstkleidung in § 7 der Sicherheitsvorschriften. Im 2. Abschnitt der neuen Sicherheitsvorschriften sind die Regelungen zur Durchführung von Geld- und Werttransporten komplett revisioniert worden. § 9 neu regelt zunächst den Geld- und Werttransport durch Boten. Das Unternehmen hat dafür zu sorgen, dass Geld- und Werttransporte durch Boten in öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Bereichen grundsätzlich von mindestens zwei Sicherheitsmitarbeitern durchgeführt werden, von denen ein Sicherheitsmitarbeiter die Sicherung übernimmt. Auf den Sicherer kann dann verzichtet werden, wenn der Bote eine dem Stand der Technik entsprechende Technische Transportsicherung verwendet oder nach außen erkennbar ausschließlich Münzgeld transportiert. Die Botengänge in öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Bereichen sind möglichst kurz zu halten. Jegliche Haftungsübergänge, RA Andreas Paulick ist Geschäftsführer der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste. Neufassung der BDGW-Sicherheitsvorschriften 2021 Von Rechtsanwalt Andreas Paulick Der BDGW-Sicherheitsstandard und sein Herzstück, die BDGW-Sicherheitsvorschriften, berücksichtigen die Vorgaben des Gesetzgebers, der Versicherer und Berufsgenossenschaften. Die BDGW-Sicherheitsvorschriften sind für die BDGW-Mitglieder sowie deren Nachunternehmer verbindlich und erstrecken sich auf alle Bereiche, die zum Betrieb und zur Durchführung der angebotenen Dienstleistungen gehören. Alle BDGW-Mitgliedsunternehmen müssen jährlich und ggf. standortübergreifend zwei Sicherheitsprüfungen durchlaufen und den aktuellen Versicherungsschutz für den Geld- und Wertdienst der BDGW vorlegen.

15 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT auch interne, sind nachweislich eindeutig zu erfassen und zu dokumentieren. Der Geld- und Werttransport muss in Spezialfahrzeugen erfolgen, die u. a. über eine umfangreiche technische Ausstattung wie GPS-Ortung, Werteraumsicherung, Kommunikations- und weitere Ortungstechniken verfügen. Es wird mit der Neufassung der BDGW-Sicherheitsvorschriften nunmehr unterschieden zwischen Geld- und Werttransporten in Fahrzeugen mit angriffhemmenden Aufbauten und Fahrzeugen mit IBNS-Technologie. Der Geld- und Werttransport wird in der Regel in der sogenannten 2-Mann-Logistik durchgeführt. Einer der Mitarbeiter muss ständig im Fahrzeug bleiben, um bei Gefahr geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Neu ist in den BDGW-Sicherheitsvorschriften, dass bei der Durchführung von Geld- und Werttransporten, bei denen Spezialgeldtransportfahrzeuge mit IBNS-Technologie eingesetzt werden, nach unternehmensspezifischer Gefährdungsbeurteilung auf die ständige Besetzung des Fahrzeuges mit einem Sicherheitsmitarbeiter (Fahrer) verzichtet werden kann, sofern die eingesetzten Fahrzeuge in Verbindung mit Technischen Transportsicherungssystemen den Anreiz zu Überfällen nachhaltig verringern, indem sie das Transportgut bei Wegnahme oder unbefugtem Zugriff automatisch wirkungsvoll unbrauchbar und damit für den Täter wertlos machen oder eine andere durch den Unfallversicherungsträger zugelassene Technik eingesetzt wird. Neu in die BDGW-Sicherheitsvorschriften aufgenommen wurden erstmals in § 10 Regelungen zum Automatenservice, wie er schon in der DIN 77210 Eingang gefunden hatte. Ebenfalls neu finden sich in den überarbeiteten BDGW-Sicherheitsvorschriften im 4. Abschnitt „Notfall- und Krisenmanagement“ unter § 16 Grundanforderungen an das sogenannte Business Continuity Management (BCM), die der Unternehmer verpflichtend umzusetzen hat. Umfang und Inhalte sind durch erweiterte Prüfungsanforderungen für die externeRevision festgelegt worden. Am Ende der BDGW-Sicherheitsvorschriften ist eine Anlage zu den Kriterien der Einholung und Vorlage einer Bonitätsauskunft für im Geld- und Wertbereich beschäftigte Sicherheitsmitarbeiter neu eingeführt worden. Im Zusammenhang mit der Einhaltung der BDGW-Sicherheitsvorschriften ist im 6. Abschnitt unter § 18 nunmehr ausdrücklich festgehalten, dass als Nachweis der Durchführung der baulich-technischen Prüfung einschließlich Transportdurchführung (Sicherheitsprüfung 1) alternativ der Nachweis der Zertifizierung nach DIN 77210 gilt, soweit die Prüfungsumfänge und -inhalte gemäß BDGW-Prüfliste 1 „baulich-technische Prüfung einschließlich Transportdurchführung — Prüfsäule 1“ enthalten sind. Sicherheitsprüfung 2 (Prüfsäule 2) Neben der Erfüllung aller baulich-technischen Anforderungen undder Ordnungsmäßigkeit der Durchführungder Geld- undWerttransporte ist auch die Ordnungsmäßigkeit aller buchhalterischen Prozessabläufe nach dem 5. Abschnitt der BDGW-Sicherheitsvorschriften erforderlich. Dies schließt interne Revisionen des Unternehmens und externe Überprüfungen durch unabhängige Wirtschaftsprüfer/Wirtschaftsprüfungsgesellschaften oder vereidigte Buchprüfer gem. §§ 319 ff. HGB ein. Die externe Revision hat nunmehr zusätzlich die Umsetzung der Inhalte des Notfall- und Krisenmanagements (BCM) im Unternehmen zu überprüfen. Versicherungsschutz Darüber hinaus sind die BDGW-Mitgliedsunternehmen verpflichtet, ein drittes „Prüfkriterium“ einzuhalten. Sie müssen, um BDGW-Mitglied zu sein, eine für ihre Prozessabläufe geeignete und ausreichende Versicherung vorhalten und der BDGW neben den Nachweisen der Ordnungsmäßigkeit der Sicherheitsprüfungen 1 und 2 jährlich auch einen entsprechenden Nachweis über das Bestehen einer aktuellen Versicherung für den Geld- und Wertdienst unter Angabe der Laufzeit des Versicherungsvertrages vorlegen. VORSCHRIFTENSAMMLUNG Satzung in der Fassung vom 9. November 2016 Sicherheitsvorschriften in der Fassung vom 10. November 2021 mit Checklisten 1 und 2 und Muster-Prüfbestätigungen 1 und 2 SICHERHEITSSTANDARD Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. (BDGW) AmWeidenring 56 61352 Bad Homburg Postfach 14 19 61284 Bad Homburg Tel. +49 6172 948050 Fax +49 6172 458580 Mail mail@bdgw.de Web www.bdgw.de

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