DER SICHERHEITSDIENST

4 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT befragte Person an, ihr Zahlungsverhalten pandemiebedingt angepasst zu haben. Zu 90 Prozent beglichen diese Befragten mit verändertem Zahlungsverhalten ihre Einkäufe weniger oft mit Bargeld. Dabei kamen am Point-of-Sale verstärkt kontaktlose Zahlungsmittel zum Einsatz. Dennoch blieb Bargeld, gemessen an den getätigten Transaktionen, auch im Pandemiejahr 2020 das mit Abstandmeistgenutzte Zahlungsmittel. Aus der zuletzt veröffentlichten Zahlungsverhaltensstudie der Bundesbank geht hervor, dass 6 von 10 Transaktionen im Befragungszeitraum mit Bargeld beglichen wurden. Legt man die Höhe der Umsätze zugrunde, beträgt der Bargeldanteil 32 Prozent und liegt somit in etwa gleichauf mit dem Anteil der girocard und anderen Debitkarten (33 Prozent). Hinsichtlich des veränderten Zahlungsverhalten haben die Befragten verschiedene Beweggründe aufgeführt. Hygie- nische Gründe sowie Gründe der Kon- taktvermeidung wurden als ein wesentlicher Faktor aufgeführt, das Zahlungsverhalten anzupassen. Eventuelle Befürchtungen, Bargeld würde eine aktive Rolle bei der Virenverbreitung spielen, sind jedoch unbegründet. Untersuchungen belegen die geringe Gefahr einer Schmierinfektion durch Bargeld. Zum einen, da die Übertragung vonCorona hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) statt über Gegenstände stattfindet. Zum anderen trägt die Beschaffenheit der Euro-Banknoten, mit ihrer porösen Oberfläche, zusätzlich zur Verminderung des Ansteckungs- und Übertragungsrisikos bei. Daher geht von Bargeld kein erhöhtes, sondern ein geringeres Infektionsrisiko im Vergleich zu Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens aus – sofern auch hier gewöhnliche Hygienevorschriften eingehalten werden. Movens für die verminderte Nutzung von Bargeld als Zahlungsmittel war für die Befragten darüber hinaus der Appell seitens der Einzelhändler, Kreditinstitute und zum Teil öffentlicher Stellen, Zahlungen möglichst bargeld- und kontaktlos zu tätigen. Der Wegfall von Anwendungshürden, wie etwa die Heraufsetzung des Betrags, ab dem zusätzlich eine PIN-Eingabe erforderlich wird, begünstigte ebenfalls kontaktlose Bezahlverfahren. Hinzu kommt, dass in der Pandemie viele klassische Einsatzmöglichkeiten von Bargeld, beispielsweise im Einzelhandel, in der Gastronomie oder auf Volksfesten, nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung standen. Trotz der Appelle, vorzugsweise auf kontaktlose Bezahlmöglichkeiten zurückzugreifen, wurde Bargeld als Zahlungsmittel zu keiner Zeit verwehrt. Somit konnten die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin frei aus den ihnen zur Verfügung stehenden Zahlungsinstrumenten wählen. Über die Beständigkeit der krisenbedingten Veränderungen im Zahlungsverhalten in Deutschland kann an dieser Stelle keine verlässliche Aussage getroffen werden. Solche Erkenntnisse werden sich erst mit der Zeit fundiert ergeben. Dennoch soll ein vorsichtiger Ausblick auf das Zahlungsverhalten sowie die Rolle von Bargeld nach Corona gewagt werden. Bargeld als Zahlungsmittel nach Corona Schaut man auf das Anforderungsprofil, das Bürgerinnen und Bürger an das Zahlungsmittel ihrer Wahl stellen, wird ersichtlich, dass Bargeld als Zahlungsmittel auch in Zukunft eine Rolle spielen wird. Sicherheit vor finanziellem Verlust, die Wahrung der Privatsphäre, ein guter Überblick über die getätigten Ausgaben, eine einfache Handhabung sowie Vertrautheit werden als die wichtigsten Attribute aufgeführt, die das gewählte Zahlungsmittel haben muss. Bargeld erfüllt sämtliche Kriterien – in den meisten Fällen sogar besser als alternative Zahlungsmittel. Beispielsweise erfordert Bargeld für die Nutzung keine zusätzliche Infrastruktur und garantiert weitgehende Privatsphäre. Die Einführung einer Bargeldobergrenze hingegen könnte zu einer Stigmatisierung der Bargeldnutzung führen, da sie Zahlungen mit Bargeld unter Generalverdacht stellt, ohne wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirksamkeit einer solchen Maßnahme. Ferner hat die Coronavirus-Pandemie das Potenzial, Agens der digitalen Transformation zu sein, beispielsweise in der Arbeitswelt. Dazu passt, dass auch die Zahlungsmittellandschaft der Zukunft weitere digitale Zahlungsinstrumente enthalten könnte. In diesem Zusammenhang hat die Europäische Zentralbank ihre Aktivitäten rund um das Thema digitaler Euro intensiviert. Neben Bargeld böte dieser eine weitere Zugriffsmöglichkeit auf ausfallsicheres Zentralbankgeld Neue Filiale Dortmund: Deutsche Bundesbank investiert in die Zukunft des Bargelds Bild: © Deutsche Bundesbank, Nils Thies

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