DER SICHERHEITSDIENST

22 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT heit prüft. Vermutlich ist das ein Grund für die Häufung solcher Fälle in Berlin – 2018 wurden dort 343 registriert, 2019 noch 114 Fälle –, denn dort können die Täter oft Daten von Zahlungskarten außereuropäischer Touristen erbeuten, deren Kartendaten noch lediglich mit Magnetstreifen gesichert sind. Zugenommen haben 2019 Netzwerkattacken und Angriffe mit Schadsoftware. Bei Netzwerkattacken werden entweder die GA-Netzwerke von Zahlungskarteninstituten oder Netzwerke von kartenausgebenden Banken infiltriert. Dann wird dort Schadsoftware installiert. Mit der Malware werden Zahlungslimits außer Kraft gesetzt, sodass die Täter hohe Summen erbeuten können. Der durch Skimming entstandene Schaden ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen: von 55 Mio. Euro (2010) auf 1,4 Mio. Euro (2019). Durch Jackpotting-Angriffe wurden 2019 in Deutschland ca. 125.000 Euro erbeutet, durch BlackboxingAttacken etwa 940.000 Euro. Prävention gegen physische Angriffe Die Betreiber von GA sind den brutalen physischen Angriffen nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt eine Vielzahl baulicher, technischer und organisatorischer Abwehrmaßnahmen. Sie können hier nur aufgelistet werden. Detailliert beschrieben werden sie in der, vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) erarbeiteten „Richtlinien zur Sicherung von Geldautomaten“.2 Beschrieben werden in diesen Richtlinien insbesondere: » Risikofaktoren beim Betrieb des GA, » grundsätzliche Empfehlungen vor allem für die Aufstellung des GA, » ein Gesamtkonzept der Sicherung von GA, » konkrete Angriffsarten und » Sicherheitstechniken für Wertbehältnisse, EMA und Videotechnik. Aufstellung des GA » Der Wandeinbau in ständig kontrollierten Räumen bietet die stärkste Sicherheit. Der GA muss fachgerecht gem. VdS 2472 verankert sein. » Der GA wird entweder im tragenden Betonboden verankert oder auf einem in den Boden eingelassenen Sockel verschraubt. » Der hinter dem GA liegende Versorgungsraum sollte mechanisch gesichert und elektronisch überwacht werden. Die Türen sind selbstschließend und einbruchhemmend auszuführen. » Der Versorgungsraum sollte möglichst fensterlos und durch eine Zutrittskontrollanlage mit Überfallalarmmöglichkeit gesichert sein. » Den geringsten Schutz bietet die wandfreie Aufstellung eines GA außerhalb von Gebäuden, etwa an der Tankstelle, am Bahnhof oder auf dem Parkplatz in Zeitspannen, in denen die Umgebung nicht durch Personen frequentiert ist. » Der Einbau von Pollern vor dem Eingangsbereich des Foyers sichert den Raum vor dem Aufbruch durch den Aufprall eines gepanzerten KFZ. Wertbehältnisse Die Wertbehältnisse müssen mindestens dem Widerstandsgrad IV gem. VdS 2450 bzw. EN 1143-1 mit dem Zusatz „EX“ und „GAS“3 entsprechen. Sie sind dann im Zertifizierungsverfahren (z. B. bei VdS) gegen Angriffe mit explosivem Gasgemisch und Festsprengstoff geprüft. Wertbehältnisse lassen sich so konstruieren, dass sie einem Sprengangriff mit einer Sprengstoffgasmenge Widerstand leisten, die professionelle Täter einhalten, um die Banknoten nicht zu zerstören. Dies geschieht durch den Verschluss systembedingter Öffnungen oder volumenreduzierende Maßnahmen. Zusätzlich können sogenannte Gas Protection Units (GPU-Einheiten) einströmendes Gas erkennen und neutralisieren. Vernebelung und Banknoteneinfärbung EinVernebelungssystem, das imAufstellungsraum installiert und bei einem Angriff ausgelöst wird, nimmt dem Täter die Sicht. Der Einsatz erfordert Absprachen mit der NSL, der Polizei und der Feuerwehr. Das System sollte mit einer Videoüberwachung verknüpft sein. Und die Beuteverwertung kann durch die Installation eines Einfärbemechanismus erschwert oder verhindert werden. Dabei werden die Notenbündel mit einer nicht entfernbaren Tinte markiert. Die Auslösung des Systems erfolgt durch Lageveränderung der Banknoten-Kassetten. Einbruchmeldeanlagen (EMA) Sowohl der GA wie der Versorgungsraum sind mit einer EMA zu überwachen.4 Wenn das Foyer, in dem der GA steht, auch außerhalb der Geschäftszeiten zugänglich sein soll, ist es statt einer EMA mit Bewegungsmelder und Videoüberwachung auszustatten, deren Bilder an eine NSL übertragen werden. Videoüberwachung und Beleuchtung Mit einer Videoüberwachung lassen sich die einzelnen Phasen des Angriffs aufzeichnen. Die Bildqualität muss ausreichend sein, um einen Täter identifizieren zu können. Zudem sollte die Videoüberwachung mit einem Audiosystem verbunden sein, um der NSL die Möglichkeit einer Täteransprache zu geben. Eine starke Ausleuchtung des Aufstellungsbereichs kann Täter abschrecken. Organisatorische Maßnahmen Auf jeden Fall sollte das Foyer, in dem der GA steht, nachts geschlossen sein. Eine nächtliche Leerung des GA vereitelt jeden erfolgreichen Angriff außerhalb der Betriebszeiten des GA, verursacht aber den Aufwand der täglichen Leerung, sicherer Lagerung des Bargeldes und der Wiederbefüllung. Es macht natürlich Sinn, die Leerung auch für potenzielle Täter erkennbar anzuzeigen. Predictive Analytics Mehrere Polizeibehörden wenden für die Bewertung der Wahrscheinlichkeit der Begehung von Wohnungseinbrüchen inzwischen das sogenannte „Predictive-­ policing-Verfahren“ an, in dem intelligente Algorithmen die für einen definierten Wohnbezirk für Einbrüche relevanten topo­

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