DER SICHERHEITSDIENST

62 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST SICHERHEITSFORSCHUNG heitsdienstleister wird von den Bürgerinnen und Bürgern mit einer Zahlungsbereitschaft von 30,46 Euro am wenigsten nachgefragt. Der Unterschied zum KOD ist allerdings nur gering. Insgesamt lässt sich festhalten, dass kommunalen und gewerblichen Streifendiensten von den Befragten ein vergleichbarer Nutzen beigemessen wird. Kommunale und gewerbliche Streifendienste in den Modellen pluralen Polizierens Abbildung 1 zeigt die Mittelwerte der individuellen jährlichen Zahlungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger für eine Aufstockung des Streifendienstes kommunaler Ordnungsdienste im Vergleich zu gewerblichen Sicherheitsdienstleistern. Im hybriden Modell haben die Befragten im Vergleich zu den Befragten in den anderen Städten die höchste Präferenz für Präsenzmaßnahmen gewerblicher Sicherheitsdienste. Dies könnte auf die Ausgestaltung des pluralen Polizierens des hybriden Modells zurückzuführen sein. Das hybride Modell zeichnet sich im Vergleich zu den anderen drei vom Forschungsprojekt PluS-i identifizierten Modellen des pluralen Polizierens durch eine besondere sichtbare Relevanz von gewerblichen Sicherheitsdienstleistern für die Sicherheitsarchitektur einer Stadt aus. Neben der Polizei und dem kommunalen Ordnungsdienst sind auch gewerbliche Sicherheitsdienste im öffentlichen Raum für Sicherheit und Ordnung erkennbar zuständig und damit für die Bürgerinnen und Bürger präsenter als in den anderen drei Modellen. Im integrativen Modell ist der Unterschied in der Zahlungsbereitschaft für Präsenzmaßnahmen zwischen kommunalem Ordnungsdienst und gewerblichen Akteuren am höchsten. Das integrative Modell zeichnet sich dadurch aus, dass gewerbliche Sicherheitsakteure in das kommunale Polizieren eingegliedert sind. Für die Bürger sind gewerbliche Streifendienste im öffentlichen Raum somit nicht als solche zu erkennen, was die Diskrepanz in der Nutzenwahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger in diesem Modell und die im Vergleich zu den anderen Modellen hohe Zahlungsbereitschaft für kommunale Streifendienste erklären könnte. Es stellt sich die Frage, welche Faktoren die Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger beeinflussen. Haben Quantität und Qualität der Sicherheitsarbeit der Akteure einen Einfluss auf den von der Stadtbevölkerung empfundenen Nutzen oder sind doch andere Faktoren für die Höhe der Zahlungsbereitschaft für Präsenzmaßnahmen ausschlaggebend? Determinanten der Zahlungsbereitschaft Um diese Fragen beantworten zu können, wurde in einem zweiten Schritt der Zusammenhang zwischen der Höhe der Zahlungsbereitschaft und verschiedener potenzieller Einflussfaktoren untersucht. Neben sozioökonomischen und demografischen Merkmalen der Befragten wurde das Vertrauen der Befragten in die Akteure, die durch die Befragten wahrgenommene Sichtbarkeit der Akteure in der Innenstadt, das subjektive Sicherheitsgefühl der Befragten, die Viktimisierungserfahrung sowie das Mediennutzungsverhalten der Befragten in die Analyse einbezogen. Die Einflussfaktoren wurden sowohl theoriebasiert als auch auf Grundlage empirischer Erkenntnisse ausgewählt. Die Schätzung erfolgte mittels des Double-Bounded-Dichotomous-ChoiceAnsatzes. Auf Grundlage dieser ökonometrischen Schätzung lässt sich annehmen, dass das Vertrauen der Stadtbevölkerung in die Sicherheitsakteure deren Präferenzen statistisch signifikant beeinflusst, wohingegen die Sichtbarkeit nur eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Je höher das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, umso höher die Zahlungsbereitschaft für Präsenzmaßnahmen der Akteure. Dies gilt sowohl für polizeiliche als auch für kommunale und gewerbliche Streifendienste. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Befragten hat ebenfalls einen statistisch signifikanten Einfluss auf deren Präferenzen für eine Aufstockung des Streifendienstes der Sicherheitsakteure. Dieser Effekt wirkt besonders stark bei gewerblichen Sicherheitsdienstleistern: Je unsicherer sich die Bürgerinnen und Bürger in einer Stadt fühlen, umso größer ist die Zahlungsbereitschaft für mehr Präsenz gewerblicher Sicherheitsakteure im öffentlichen Raum. Fazit Die Nachfrage der Bürgerinnen und Bürger deutscher Großstädte nach Präsenzmaßnahmen kommunaler Ordnungsdienste und gewerblicher Sicherheitsdienstleister in der Innenstadt unterscheidet sich nicht erheblich. Ein sinkendes Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheitsakteure führt zu einer abnehmenden Zahlungsbereitschaft für Präsenzmaßnahmen dieser Akteure. Die von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommene Sichtbarkeit der Sicherheitsakteure in der Innenstadt scheint dagegen deren Präferenzen für innerstädtische Streifendienste nicht direkt zu beeinflussen. Abbildung 1: Mittelwerte der individuellen, jährlichen Zahlungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger für eine Ausweitung der Präsenzmaßnahmen von kommunalem Ordnungsdienst und gewerblichen Sicherheitsdienstleistern / Quelle: Eigene Berechnungen

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