DER SICHERHEITSDIENST

61 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST SICHERHEITSFORSCHUNG weniger Befragte zufrieden mit der Arbeit des Ordnungsdienstes. Das integrative Modell führt vergleichsweise zueiner geringeren Zufriedenheit in der Altersgruppe. Bei einer altersspezifischen Betrachtung der Zufriedenheit mit den gewerblichen Sicherheitsdienstleistern sind die jüngeren Befragten insbesondere mit dem behördlichen Modell wenig zufrieden mit der Arbeit der Sicherheitsdienstleister. Mögliche Rückschlüsse aus dieser Verteilung sollten mit Vorsicht gezogen werden, da es sich zum Teil um sehr kleine Stichprobengrößen handelt. Nichtsdestotrotz zeigt sich, dass die jüngeren Befragten etwas weniger zufrieden sind als die übrigen Altersgruppen, insbesondere in Bezug auf die polizeiliche und gewerbliche Sicherheitsarbeit. Fazit Insgesamt betrachtet kann bilanziert werden, dass die Bevölkerung mit der Arbeit in allen Modellformen des pluralen Polizierens weit überwiegend zufrieden ist, auch wenn die Zuständigkeiten und Arbeitsprozesse der dargestellten Akteure in den einzelnen Modellen etwas voneinander abweichen. Zahlungsbereitschaft für öffentliche Sicherheit und Ordnung Um eine optimale, von der Gesellschaft gewünschte Bereitstellung von Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und Steuermittel möglichst effizient einzusetzen, müssen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger die Präferenzen der Bevölkerung kennen und wissen, welchen Nutzen diese den Maßnahmen der SicherheitsbehördenundSicherheitsdienstleister beimessen. Doch wie lässt sich der Nutzen öffentlicher Güter, zu denen beispielsweise Präsenzmaßnahmen im öffentlichen Raum zählen, ermitteln? Schließlich stehen hier in der Regel keine Marktpreise als Bewertungsgrundlage zur Verfügung. Im Projekt PluS-i wird die Contingent Valuation Methode (CVM) genutzt, um die Präferenzen der Stadtbevölkerung für Streifendienste verschiedener Sicherheitsakteure zu messen. Die Idee ist, den Nutzen öffentlicher Güter durch Befragungen zu ermitteln. Dabei werden zufällig ausgewählte Probandinnen und Probanden direkt oder indirekt nach ihrer maximalen Zahlungsbereitschaft für das entsprechende Gut gefragt. Ziel der Untersuchung ist es, die Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger für Streifendienste der Sicherheitsakteure Polizei, kommunaler Ordnungsdienst (KOD) sowie gewerblicher Sicherheitsdienstleister zu ermitteln. Erhoben wurden die Daten im Rahmen einer vom Forschungsprojekt PluS-i durchgeführten telefonischen Bevölkerungsbefragung in fünf deutschen Untersuchungsstädten in den Jahren 2018 und 2019 mit jeweils rund 2.100 Probanden. Präferenzen der Stadtbevölkerung für polizeiliche, kommunale und gewerbliche Streifendienste Um die Präferenzen der Stadtbevölkerung für eine Ausweitung von Präsenzmaßnahmen der genannten Akteure zu messen, wurde den Befragten in einer Art Referendum hypothetisch eine Ausweitung des Streifendienstes von Polizei, kommunalem Ordnungsdienst oder gewerblichem Streifendienst in Aussicht gestellt, die allerdings mit Kosten für den befragten Haushalt und alle anderen Haushalte in der Untersuchungsstadt verbunden ist. Die Befragten konnten dann angeben, ob sie der Maßnahme zustimmen oder diese ablehnen. Die genannten Kosten der Maßnahme wurden dabei über eine Zufallsauswahl variiert. So ergeben sich Intervalle von Geldbeträgen. Durch die Variation der ‚zustimmen‘ und ‚ablehnen‘ Antworten innerhalb dieser Intervalle lassen sich Zustimmungswahrscheinlichkeiten für die Intervalle berechnen und ein Mittelwert der Zahlungsbereitschaft der Stadtbevölkerung schätzen. Die Ergebnisse der Auswertung zeigen, dass die Bevölkerung den polizeilichen Streifendienst gegenüber Streifentätigkeiten von anderen Sicherheitsakteuren präferiert. In Zahlen ausgedrückt ergibt sich ein Betrag von 62,95 Euro im Jahr, den ein durchschnittlicher Haushalt in einer deutschen Großstadt für eine 20-prozentige Ausweitung polizeilicher Streifendienste in der Innenstadt bezahlen würde. Präsenzmaßnahmen des kommunalen Ordnungsdienstes stehen für die Befragten an zweiter Stelle. Die Zahlungsbereitschaft beträgt hier 37,90 Euro. Eine Ausweitung des Streifendienstes gewerblicher SicherBehördliches Modell Öffentliches Modell Hybrides Modell Integratives Modell Polizei 18-29 Jahre 82,4 93,3 91,7 100,0 30-49 Jahre 88,6 94,8 90,5 91,7 50-64 Jahre 93,0 92,8 97,3 93,3 65 Jahre und älter 95,9 91,7 98,1 89,8 Ordnungsdienst 18-29 Jahre 100,0 91,2 100,0 100,0 30-49 Jahre 83,3 85,3 100,0 87,5 50-64 Jahre 80,6 89,0 79,3 74,4 65 Jahre und älter 96,9 85,0 94,7 88,4 Gewerbliche Sicherheit 18-29 Jahre 42,9 87,5 100,0 100,0 30-49 Jahre 100,0 89,2 85,7 92,9 50-64 Jahre 87,5 93,4 77,1 82,9 65 Jahre und älter 85,7 81,9 92,2 87,2 Tabelle 2: Zufriedenheit nach Altersgruppen (Wert 1-3 der 6-er Skala, n zwischen 2 und 121) Quelle: Eigene Berechnungen

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