DER SICHERHEITSDIENST

20 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST GELD UND WERT Geldautomaten sind ein unverzichtbares Instrument der kritischen Infrastruktur Bargeldversorgung. Diese stellt eine kritische Dienstleistung im Infrastruktursektor Finanz und Versicherungswesen dar.1 Nachdem die Zahl von GA bis 2018 kontinuierlich angewachsen war (auf bundesweit 76.889), ist sie bis Ende 2019 um 11 Prozent auf 68.363 zurückgegangen. Das dichteste Netz in den Flächenstaaten haben BW, Bayern, NRW und RP. Die ostdeutschen Länder sind deutlich unterdurchschnittlich abgedeckt. Die meisten dieser Geldspender stehen in Foyers von Bankfilialen, aber auch in Tankstellen, Einkaufszentren, Supermärkten, Bahnhöfen und Flughäfen. Sie sind in eine Wand eingebaut oder stehen auf einemSockel, der in den Boden eingelassen ist. Oder sie sind außerhalb geschützter Räume an Außenmauern von Gebäuden aufgestellt oder in einem Container stationiert. Für die Sicherheit der GA ist der jeweilige Standort von erheblicher Bedeutung. Modus Operandi kriminelle Angriffe auf Geldautomaten Das Spektrum physischer Angriffsmethoden auf GA ist breit. Teilweise wird das Wertbehältnis des GAherausgerissen oder demontiert und dann an einem anderen Ort geöffnet. In anderen Fällen wird versucht, den GA mittels Winkelschleifern, hydraulischen Spreizern, Brecheisen oder thermischen Schneidgeräten aufzubrechen. Oder der GA wird gesprengt, entweder mit Gas oder mit Festsprengstoff. Der Anteil der physischen Angriffe auf GA mit Sprengung oder Sprengversuch liegt inzwischen bei über 50 Prozent. Vielfältig sind auch die Angriffsarten zur Manipulation beim Auszahlungsvorgang: das Auslesen der Kontodaten und der PIN und Übermittlung der Daten per Funktechnik (Skimming); beim sogenannten „deepinsert-skimming“ geschieht dies mit einem Auslesegerät aus Metall und Kunststoff, das der Täter durch den Ausgabeschlitz in den GA einbringt. Beim „Jackpotting“ wird die Datenkommunikation mit dem Server mit einer Blackbox der Täter unterbrochen oder eine Malware installiert. Hinzu kommt die Methode der Erbeutung der Zahlungskarte mittels der „libanesischen Schlinge“, mit der die Karte nach der Eingabe vom Täter „eingezogen“ wird. Bundeslagebild Angriffe auf Geldautomaten Das vomBundeskriminalamt (BKA) veröffentlichte Bundeslagebild für 2019 und Angaben für 2020 spiegeln diese Vielfalt des Modus Operandi wider (vgl. Tabelle 1). Was die Verteilung der Angriffe auf die Bundesländer angeht, so war Hessen 2019 unter Berücksichtigung der Bevölkerungszahl am stärksten betroffen. Dieser „Spitzenplatz“ wird 2020 wohl von NRW eingenommen werden (vgl. Tabelle 2). Mit ihren physischen Angriffen auf GA erbeuteten die Täter 2019 insgesamt 15,2 Mio. Euro, im Durchschnitt 107.000 Euro pro erfolgreichem Angriff. Die bei den Angriffen entstandenen Sachschäden liegen oft weitaus höher. So wurde durch die Sprengung eines GA am 20. April 2020 inBonn einMehrfamilienhaus so schwer beschädigt, dass es evakuiert werden musste; ebenso Reinhard Rupprecht ist Vizepräsident des BKA a. D., Ministerialdirektor beim BMI a. D. und heute als unabhängiger Berater in Sicherheitsfragen tätig. Die Erstveröffentlichung des Beitrages erfolgte in der Ausgabe 2/2021 des s+s report. vds.de/vds-verlag/ s-s-report-das-vds- fachmagazin Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Der Kampf gegen Angriffe auf Geldautomaten Von MinDir a. D. Reinhard Rupprecht Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2019 ist 2020 die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten (GA) in Deutschland wieder angestiegen: von 349 auf 410. Vorläufigen Zahlen für 2020 zufolge kam es in Nordrhein-Westfalen (NRW) zu 176 solcher Delikte, in Niedersachsen und Baden-Württemberg (BW) zu 45, in Rheinland-Pfalz (RP) zu 37 gefolgt von Hessen und Bayern (vgl. Tabelle 2). Und auch 2021 (Zahlen bis 22. April) wurden bereits zahlreiche Sprengangriffe verübt: in Hessen 16, in Rheinland-Pfalz 9, in Nordrhein-Westfalen 8 und in Baden-Württemberg 7, insgesamt 51.

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