DER SICHERHEITSDIENST

VERANSTALTUNGSSCHUTZ 9 DSD 2 | 2023 sicht). Darüber hinaus wird aber auch alles komplexer und potenziert sich, sodass für SME insgesamt von einer deutlich erhöhten Exposition auszugehen ist. Die EURO24 ist eben nicht nur ein etwas größeres Fußballturnier. Für Akteure der Veranstaltungssicherheit in Deutschland aber nicht das erste Mal. Zur Zeit der WM 2006 war aus sicherheitlicher Perspektive vor allem der globale Terrorismus das vorherrschende Thema in der Veranstaltungssicherheit. Verschwunden sind terroristische Bedrohungen aus dem Fokus nicht – vielmehr herrscht nun aber einemultiple Krisen- und Bedrohungslage. So stand die EURO20 unter dem Eindruck der Pandemie und wurde erst im Folgejahr 2021 unter besonderen Bedingungen durchgeführt. Mit Ausrichterstädten in ganz Europa gab es je nach Spielort unterschiedliche COVID-19-Regelungen wie Beschränkungen der Stadionkapazitäten, Abstands- und Maskengebote, Notwendigkeit des Impfnachweises und weitere. Die EURO24 hingegen findet zwar in der Post-COVID-Phase statt, muss deren Konsequenzen (wie Personalmangel) aber noch abarbeiten und gleichzeitig mit neuen Krisen, vor allem resultierend aus dem Kriegsgeschehen in der Ukraine, umgehen. Dabei liegen die eigentlichen Herausforderungen gar nicht unbedingt „nur“ in der Durchführungsphase. Bereits die Planungs- und Vorbereitungsphasen für SME starten einige Jahre vor der eigentlichen Umsetzung, um entsprechend notwendige und zugleich aufwendige Infrastrukturprojekte und technische Innovationen in Gang zu bringen, Örtlichkeiten und Konzepte der Host Cities oder Host Communities vorzubereiten sowie vor allem die beteiligten Akteure auf das Event und aufeinander einzustimmen sowie eine gemeinsame Basis zu entwickeln. SME wirken zudem in Form sogenannter „Vermächtnisse“ auch lange nach, die nicht nur in baulich-technischer Hinsicht, sondern auch ökonomisch, sozial und politisch bis weit nach Ende der SME spürbar sein können. Eben weil sie so komplex sind, bedürfen sie einer ebenso anspruchsvollen wie umfangreichen Sicherheitsplanung und -produktion, wodurch viele Sicherheitspartner involviert sind. Dazu gehören wie bei Großveranstaltungen bspw. Veranstalter, Betreiber, private Sicherheitsakteure sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), Vertreter der öffentlichen Verwaltung und Kritische Infrastrukturen (KRITIS) wie Verkehrsbetriebe und Energieversorger usw., die im Rahmen ihrer Rechte, Pflichten, Kompetenzen und Zuständigkeiten unterschiedliche Sicherheitsbereiche verantworten sowie mittels unterschiedlicher Ansätze des Krisenmanagements bearbeiten (Schönefeld et al. 2022; Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der Bergischen Universität Wuppertal. In dieser Tätigkeit forscht er regelmäßig zu privater Sicherheit, u. a. zu Veranstaltungsordnungsdiensten sowie zu privater Sicherheit im Kontext von Flüchtlingsunterkünften. Im Forschungsprojekt NORMALISE untersuchte er, wie Großveranstaltungen auch unter pandemischen Bedingungen gesundheitlich sicher durchgeführt werden können und welche Wechselwirkungen zwischen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen bestehen. Malte Schönefeld, M. A. Bild: # 1486731420 / istockphoto.com

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