DER SICHERHEITSDIENST

30 DSD 2 | 2023 schen. Gerade das Vertrauen in die Anonymität gegenüber jeglicher digitaler Bezahlmethode wie Giro- oder Kreditkarte und der vermeintlich bessere „Überblick“ über die eigenen Finanzen seien die großen Vorteile. Viele Einzelhändler und Supermärkte bieten alternativ zur normalen Kasse auch Selbstbedienungskassen oder komplette Cash-Recycler-Systeme an. Bei beiden wird der Bezahlvorgang nicht mehr über den Mitarbeiter an der Kasse, sondern über das Gerät gesteuert. Das Geld wird auf Echtheit überprüft, der Kassenbestand automatisch verwaltet und abgeglichen, was Differenzen nahezu ausschließt. Der in sich geschlossene Bargeldkreislauf sorgt für mehr Transparenz und Sicherheit, da nur wenige Personen Zugriff auf das Geld haben. Da solche Systeme den Bargeldbestand aktuell erfassen und melden können, kann der Betreiber die Wechselgeldzuführung und den Abtransport von Kassenbeständen besser planen, womit eher turnusgemäße Fahrten von Geldboten, die unter Umständen vorhersehbar sind, reduziert werden oder ganz entfallen. Das Geld muss dann auch im Handel nicht unnötig lange bis zur Abholung „zwischengeparkt“ werden, was die Sicherheit erhöht und Risiken weiter mindert. Der Nutzen solcher Systeme zeigt sich auch in der Falschgeldproblematik, gerade bei kleinen Scheinen. An der Kasse werden – wenn überhaupt – nur größere Scheine gescannt, der Automat übernimmt dies dagegen bei jeder Einzahlung mit hoher Zuverlässigkeit. Überall dort, wo mit Bargeld ohne Prüfung gezahlt werden kann, steigt das Risiko von Falschgeld. „Bargeldverkehr birgt immer die Möglichkeit, größere Geldbestände zu stückeln und damit Falschgeld in Umlauf zu bringen und damit Geldwäsche zu betreiben“, so Harmsen. Nur Prävention und Fahndungsdruck zeigen nachhaltige Erfolge Auch wenn der Einzelhandel einige Funktionen der Banken, was Einzahlungen und Abhebungen betrifft, übernimmt, so dominieren nach wie vor die Geldausgabeautomaten bei den Kunden zur Bargeldversorgung. Die Banken sind also gefordert, ihre Automaten entsprechend zu sichern, was auch eine vom BMI initiierte gemeinsame Erklärung des runden Tischs „Geldautomatensprengungen“ vom November 2022 anregt. Die Spitzenverbände der Deutschen Kreditwirtschaft wollen sich demnach zu einem besseren Schutz von Automaten verpflichten und die Standorte einer Risikoanalyse unterziehen. Zu den Maßnahmen gehören etwa der Nachtverschluss des Selbstbedienungsfoyers, der Einsatz von Nebel- sowie von Einfärbe- oder Klebesystemen. Auch die Videoüberwachung soll verbessert und der Bargeldhöchstbestand reduziert werden. Um ein besseres Lagebild zu erhalten, wollen die Institute zudem relevante Informationen über die Standorte und die vorhandenen Sicherungsmaßnahmen an die Behörden liefern. Doch auch die Behörden sind gefragt, denn wie das Beispiel der Niederlande zeigt, ist es auch dem hohen Fahndungsdruck dort zu verdanken, dass beim Nachbarn die Fälle von Sprengungen stetig zurückgegangen sind, zugunsten einer Verdrängung in Richtung Deutschland. Dass auch hier umfassende polizeiliche Maßnahmen Wirkung haben können, zeigt der Erfolg der LKA Bayern und Baden-Württemberg gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden. Dieser basiert auch auf der engen Kooperation zwischen den Behörden im In- und Ausland. Nur so lassen sich die Banden in ihrem Wirken effektiv bekämpfen und die Gefahr für Menschen durch rücksichtlose Sprengungen reduzieren. „Banken haben den Nutzen des Einzelhandels als Dienstleister für die Bargeldversorgung seit einiger Zeit erkannt, denn der Handel verfügt seit Jahrzehnten über ein komplexes und etabliertes System.“ Maximilian Harmsen, PWC Deutschland Bild: Bayerisches Innenministerium Automaten werden mit brachialer Gewalt aufgesprengt. GELD UND WERT

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