DER SICHERHEITSDIENST

Vorstellung des Buches „20 Jahre Euro: Zur Zukunft unseres Geldes“ in der Hauptverwaltung der Bundesbank in Frankfurt. Bild: Nils Thies GELD UND WERT 4 DSD 4 | 2022 bank im vergangenen Jahr aus dem Verkehr gezogen. Das entspricht etwa fünf falschen Banknoten pro 10.000 Einwohner. Der Nennwert der aus dem Verkehr gezogenen Fälschungen betrug 1,9 Millionen Euro und damit weniger als 2,5 Cent pro Einwohner. Damit die Zahlen so niedrig bleiben, ist es aber wichtig und richtig, dass die Bundesbank und andere Bargeldakteure das Bargeld regelmäßig auf Echtheit überprüfen und falsche Banknoten umgehend aus dem Verkehr ziehen. Die Sicherheit beim Bezahlen spielt besonders dieser Tage noch in einem anderen Zusammenhang eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zu elektronischen Zahlungsmitteln ist die Verwendung von Bargeld nämlich weitgehend unabhängig von technischer Infrastruktur. Dadurch erhöht Bargeld die Widerstandsfähigkeit des Wirtschaftssystems gegenüber möglichen Ausfällen von Zahlungsverkehrssystemen, seien sie durch technisches und menschliches Versagen oder aber durch gezielte Sabotage (Stichwort Cyberangriffe) herbeigeführt. Erst im zurückliegenden Mai gab es einen längeren bundesweiten Ausfall von Zahlungsterminals, der einmal mehr gezeigt hat, wie wichtig es ist, im Notfall auf Alternativen wie das bewährte Bargeld zurückgreifen zu können. Gleiches gilt für die aktuellen Diskussionen über Energiestörungen und -ausfälle sowie Krisen. Wer bar zahlt, achtet besonders auf den Schutz seiner persönlichen Daten. Tatsächlich werden beim digitalen Bezahlen, etwa über Internetdienstleister, eine Reihe von persönlichen Daten gesammelt, die anschließend beispielsweise für personifizierte Werbung genutzt werden können. Bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern lösen solche Praktiken verständlicherweise Unbehagen aus. Für diejenigen, die Wert auf ihre Privatsphäre und die Kontrolle über ihre eigenen Daten legen, ist Bargeld daher ein unschlagbares Zahlungsmittel. Darüber hinaus ermöglicht nur Bargeld allen Menschen die ungehinderte Teilnahme am Wirtschaftsleben, unabhängig davon, ob sie ein Konto besitzen oder mit der Handhabung elektronischer Bezahlverfahren vertraut sind. Der Zugang zu Bargeld hat also auch eine gesellschaftspolitische Komponente und verhindert eine mögliche„digitale Kluft“. Die Bundesbank möchte niemandem vorschreiben, wie er oder sie zu bezahlen hat, und überlässt die Wahl des Zahlungsmittels den mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Diejenigen, die das Bargeld bereits als ein Auslaufmodell ansehen, sind meiner Ansicht nach jedoch zu voreilig unterwegs und verkennen den Mehrwert, den Bargeld auch gegenüber elektronischen Bezahlformen bieten kann. So erläutert beispielsweise die Wirtschaftspsychologin Julia Pitters in ihrem Beitrag zum Sammelband, dass das Bargeld mehr als jedes andere Zahlungsmittel in der Lage ist, das Glückshormon Dopamin in unseren Gehirnen freizusetzen. Anscheinend befriedigt das Bargeld also ein zutiefst verankertes Bedürfnis nach etwas Greifbarem und Handfesten. Dafür spricht auch die Jahrtausende lange Existenz des Bargelds, die der US-amerikanische Ökonom Barry Eichengreen in seinem Buchbeitrag eindrucksvoll nachzeichnet. Und selbst wenn elektronische Bezahlverfahren immer beliebter werden: So einfach abschaffen lässt sich das Bargeld nicht. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, erklärt in seinem Beitrag zum Sammelband, dass einer Abschaffung oder Einschränkung des Bezahlens mit Scheinen und Münzen hohe rechtliche Hürden entgegenstehen. Ein solches Vorhaben wäre zudem politisch kaum zu realisieren. In unserer Zahlungsverhaltensstudie gab eine breite Mehrheit von 69 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Möglichkeit der Bargeldnutzung „sehr wichtig“ oder „ziemlich wichtig“ sei. Ich denke daher, dass es auf ein Nebeneinander verschiedener Zahlungsmittel – analog und digital – hinauslaufen wird. Das kann jeder bei seinen eigenen Zahlungen vielleicht schon heute beobachten. In

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