DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 3 DSD 4 | 2022 Das Bargeld zukunftsfähig machen Von Prof. Dr. Johannes Beermann In Deutschland ist das Euro-Bargeld nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Dieses Jahr jährte sich die Einführung der gemeinsamen Euro-Münzen und -Scheine bereits zum zwanzigsten Mal. Warum das Bargeld auch in einer zunehmend digitalen Welt seinen Platz hat und wie es für die Zukunft fit gemacht werden kann, erläutert Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann. Wissen Sie noch, was Sie am 17. Dezember 2001, einemMontag, gemacht haben? Nein? Die Chancen stehen gut, dass Sie an diesem Tag, wie Millionen andere Menschen auch, in der Schlange Ihrer Bankfiliale anstanden, um eines der sogenannten EuroStarterkits zu erwerben. Dabei handelte es sich um kleine Plastikbeutel, gefüllt mit Euro-Münzen im Gegenwert von 20 D-Mark bzw. 10,23 Euro. Die Münzbeutel dienten damals dazu, die Bevölkerung mit der neuen Währung vertraut zu machen, und zwar bereits gut zwei Wochen vor der offiziellen Einführung des Euro-Bargelds am 1. Januar 2002. Die Umstellung auf die neue Währung verlief seinerzeit erfreulich reibungslos. Damals mögen uns die neuen Münzen und Scheine beim ersten Kontakt noch ungewohnt und fremd vorgekommen sein. Inzwischen ist uns das Bezahlen und Rechnen in Euro aber in Fleisch und Blut übergegangen. Und die Jüngeren unter uns kennen die D-Mark ohnehin nur noch aus Erzählungen oder von Bildern, nicht aber aus eigener Erfahrung. Der „runde Geburtstag“ der Euro-Münzen und -Scheine ist nun genug Anlass, einen neuen Sammelband mit frischen und vielfältigen Perspektiven auf den Euro zu veröffentlichen.[1] In insgesamt 33 Beiträgen aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Soziologie, Philosophie oder Ökonomie wird deutlich, dass die Gemeinschaftswährung vielschichtig ist und aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Manche Stimmen sehen im Bargeld eine letzte Bastion im Kampf gegen die Gefahr, zum gläsernen Kunden zu werden. Andere Stimmen sehen für Bargeld keinen Platz mehr in einer digitalen Welt. Ich denke, dass es einer differenzierteren Auseinandersetzung mit demThema bedarf. Der Sammelband enthält daher auch viele unterschiedliche Debattenbeiträge, die darauf abzielen, die Diskussion um das Bargeld zu versachlichen und dessen Bedeutung und Perspektiven für die Zukunft zu verdeutlichen. Bargeld ist nach wie vor sehr gefragt. Das zeigen vor allem zwei Zahlen: Erstens ist die Nachfrage nach Bargeld ungebrochen. Die von der Bundesbank ausgegebenen Banknoten und Münzenmachenmehr als 50 Prozent des gesamten Bargeldumlaufs im Euro-System aus. Insgesamt beträgt ihr derzeitiger Wert 897 Milliarden Euro, der Wertzuwachs allein im Jahr 2021 betrug rund 64 Milliarden Euro. Übrigens haben wir zu Beginn der Coronapandemie einen sprunghaften Anstieg der Bargeldnachfrage erlebt. Das zeigt auch, wie wichtig Bargeld als Sicherheitsanker in wirtschaftlich turbulenten Zeiten ist. Zweitens liegt der Anteil der bar getätigten Zahlungen am Point of Sale bei rund 58 Prozent aller Transaktionen. Damit steht das Bargeld unangefochten auf Platz eins der am häufigsten genutzten Zahlungsmittel. Die Debitkarte folgt mit deutlichem Abstand und 32 Prozent auf Platz zwei. Die Deutschen nutzen ihr Bargeld also auch rege als Zahlungsmittel und nicht nur zur Wertaufbewahrung. Zur häufigen Nutzung des Bargelds trägt gewiss auch die in Deutschland sehr gut ausgebaute Bargeldinfrastruktur bei. Hierbei spielen natürlich auch die Wertdienstleister eine wichtige Rolle. Sie sorgen gemeinsam mit der Bundesbank und den Geschäftsbanken dafür, dass die mehr als 50.000 Geldautomaten in Deutschland stets mit qualitativ hochwertigen Banknoten bestückt sind. In unserer im Sommer veröffentlichten Zahlungsverhaltensstudie gaben rund 93 Prozent der Befragten an, der Zugang zu Bargeld sei für sie„sehr einfach“ oder „ziemlich einfach“. Zudem können die Nutzerinnen und Nutzer von Bargeld auch sehr sicher sein, im Laden oder anderswo keinen „falschen Fünfziger“ zu erhalten. Im Jahr 2021 war das Falschgeldaufkommen niedrig wie lange nicht. Gerade einmal knapp 42.000 falsche Euro-Banknoten hat die BundesMitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank und unter anderem zuständig für den Bereich Bargeld Prof. Dr. Johannes Beermann

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