23 DSD 3 | 2024 SICHERHEITSTECHNIK Euro teure Anlage haben installieren lassen, dann oft nicht bereit, die adäquate Sicherungsdienstleistung zu bezahlen. Sie scheuen etwaige Kosten für Falschalarmeinsätze und vereinbaren stattdessen: „Bei Einbruch oder Sabotage zunächst den Chef anrufen und auf weitere Anweisungen warten. Bei Sabotage oder Störungen nur Mo–Fr zwischen 8 und 18 Uhr anrufen.“ Derartig sinnfreie Interventionsmaßnahmen wurden in der Vergangenheit nicht selten auch bei Objekten mit hohem Sicherheitsbedürfnis umgesetzt, selbst bei Banken. Solche Maßnahmenpläne verdienen nicht nur den Namen nicht, sondern führen die ganze Investition in die Anlage ad absurdum. In aller Regel hat der Errichter einen richtig guten Job gemacht, jedoch war das schwächste Glied der Kette viel zu oft die Intervention bzw. die Interventionsmaßnahmen. Und in der Praxis sind genau das die Punkte, wo Täter – mit Insiderwissen der Branche – ansetzen: Wenn nach einem Sabotageangriff eine gewisse Zeit lang nichts passiert, können sie in aller Ruhe zu Werke gehen und brauchen die Entdeckung nicht zu fürchten. Auch ist es keine Seltenheit, dass Täter bewusst mehrfach Alarme auslösen, die vermeintlich als Falschalarme interpretiert werden, um ein Abstumpfen oder Ausblocken/Abschaltung zu erreichen. Ein Sabotagealarm darf nicht einfach nur durch eine beliebige Person, z. B. der Interventionskraft, zurückgesetzt werden. Hier muss der Errichter (i. d. R. vor Ort) die Ursache ergründen, die betroffenen Geräte einer umfassenden Sicht- und Funktionsprüfung unterziehen sowie evtl. Sabotagehandlungen erforschen. Der Betreiber oder die Interventionskraft ist dazu nicht in der Lage. Mittlerweile verfügen professionelle Täter nicht nur über umfassende Fachkenntnisse über die wesentlichen Komponenten der Sicherheitstechnik und insbesondere deren Überwindungsmöglichkeiten, sondern unsere Gegenspieler kennen oftmals auch detailliert die internen Abläufe bei Errichtern, Alarmempfangsstellen und Interventionsstellen. Dies gilt insbesondere für die Abläufe bei Errichtern hinsichtlich Instandsetzungen und speziell für den Umgang mit Sabotagealarmen und deren Löschung durch Servicetechniker und – leider viel zu oft – unzulässigerweise durch den Betreiber selbst. Nicht selten werden hier die Errichter bzw. deren Techniker durch Betreiber mit Verweis auf die angeblich so hohen Kosten dazu genötigt, auf einen – eigentlich dringend erforderlichen – Technikereinsatz vor Ort (ggf. in der Bereitschaft außerhalb der Geschäftszeiten) zu verzichten. Oftmals werden auch Techniker bzw. Bereitschaftstechniker, wenn diese vor Ort tätig werden dürfen, durch den Betreiber unter Zeitdruck gesetzt. Somit können die Techniker ggf. nicht alle erforderlichen Sicht- und Funktionsprüfungen mit der notwendigen Sorgfalt durchführen. Gerne wird hier das Argument angeführt, dass der Mitarbeiter des Betreibers noch einen privaten Termin hat und eigentlich nur noch schnell die Anlage scharf schalten können möchte. Werden die eigentlich sofort erforderlichen Sicht- und Funktionsprüfungen auf einen Folgetermin in den nächsten Tagen während der Geschäftszeiten verschoben, kann dies zu spät sein, wenn der Täter in der darauffolgenden Nacht zuschlägt und die vorher vorgenommene Manipulation o. Ä. ausnutzt. Die daraus resultierenden und nachfolgend beschriebenen Praktiken sind deshalb absolut gefährlich und begünstigen Schadenfälle und Haftungsansprüche der Beteiligten: Errichter, insbesondere Bereitschaftstechniker, erklären telefonisch dem Betreiber, wie z. B. ein Sabotagealarm gelöscht werden kann (inkl. dem Öffnen der Einbruchmeldezentrale (EMZ) und dem Betätigen der Reset-Taste). Der Errichter fährt vielleicht zum Objekt und setzt einen Sabotagealarm zurück, überprüft aber nicht, ob die betroffenen Geräte (z. B. Melder, Kontakte, Sensoren) noch voll funktionstüchtig sind und nicht manipuliert wurden (z. B. ob in dem Verteiler oder Busmodul die Alarmspinne noch angeschlossen ist oder ob der Bewegungsmelder noch die vollständige Reichweite bzw. den erforderlichen Überwachungsbereich hat). Der Errichter blockt gestörte Melder per FernBild: Sascha Puppel Hier addieren sich gleich mehrere Fehler auf, Einbrecher haben leichtes Spiel.
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==