DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 21 DSD 1 | 2024 stelligen Millionenbereich liegen. Nach Informationen der FAZ (vom 12. Januar 2024) zählte die Polizei 2023 insgesamt 462 versuchte oder vollendete Geldautomatensprengungen. Das ist die zweithöchste jemals registrierte Zahl. Die stärkere Belastung westdeutscher Länder beruht auf der hohen Zahl „reisender Täter“ aus den Regionen Utrecht und Amsterdam. 87 wurden 2022 ermittelt. Es sind feste Tätergruppierungen, meist mit einem marokkanischen Migrationshintergrund, die arbeitsteilig vorgehen, mit schnellen Fluchtfahrzeugen ausgestattet. Die Prognose für diese gefährliche Kriminalität ist für die deutsche Wirtschaft auch für 2024 ungünstig. Nachdem sich die Bankenverbände bei einem„Runden Tisch“ mit der Bundesinnenministerin 2022 bereit erklärt hatten, „darauf hinzuwirken, dass insbesondere Geldautomaten an Risikostandorten besser geschützt werden“, hat nach dem Bericht in der FAZ eine erste Evaluierung der Maßnahmen ergeben, dass ca. 17.000 Geldautomaten besonders gefährdet sind. 164 Standorte sind deshalb bis Juni 2023 geschlossen worden. 72 Prozent seien mit EMA ausgestattet, 24 Prozent mit Vernebelungsanlagen, 21 Prozent mit Einfärbesystemen. Die Innenminister der Länder verlangen ebenso wie der BdK verbindliche Präventionsvorschriften. Das BMI sieht dagegen in einem verpflichtenden Gesetz eine„Ultima Ratio“. Diebstahl, der die Wirtschaft belastet Seit mehreren Jahren ist die Diebstahlskriminalität in vielen Deliktsegmenten tendenziell rückläufig. Das gilt auch für die Diebstahlsarten, die die Wirtschaft besonders belasten. Allerdings ist 2022 diese Tendenz unterbrochen worden. Die Zahl der ermittelten Diebstähle aus Büros, Fabriken und Lagern ist z. B. um über 10 Prozent auf 71.632 Fälle angestiegen, die Zahl der angezeigten Diebstähle aus Hotels und Gaststätten sogar um über 60 Prozent auf 24.664, sicher infolge des Endes des Lockdowns in der Coronapandemie. Die Zunahme der angezeigten Ladendiebstähle um 34 Prozent auf ca. 344.700 Fälle ist wegen des in diesem Segment unermesslich großen Dunkelfeldes weniger aussagekräftig. Das Einzelhandelsinstitut (EHI) geht nach der im Juni 2023 veröffentlichten Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2023“ davon aus, dass jährlich ca. 21 Millionen Ladendiebstähle unentdeckt bleiben. Die ermittelten Kundendiebstähle haben 2022 ca. 2,44 Mrd. Euro Inventurdifferenz verursacht, Diebstähle von Beschäftigten 920 Mio. Euro und Diebstähle von Angestellten der Lieferanten und Servicefirmen 370 Mio. Euro. Ob sich die kurzfristige Zunahme der Diebstahlskriminalität 2024 fortsetzen wird, kann zu Beginn des Jahres noch nicht sicher prognostiziert werden. Die ersten kriminalstatistischen Erhebungen der Berliner Polizei für 2023 belegen mit einer Zunahme der Wohnungseinbruchdiebstähle ebenso wie der Kfz-Diebstähle jeweils um 36 Prozent einen weiteren deutlichen Anstieg. Die Anzahl der auf Dauer abhandengekommenen Lkws, Zugmaschinen und Sattelschlepper nahm nach mehreren Jahren des Rückgangs 2022 um 15,6 Prozent auf 680 Fälle zu (Bundeslagebild Kfz-Kriminalität). Wirtschaftskriminalität Die Zahl der unter diesem Sammelbegriff zusammengefassten Deliktsfälle ist nach dem im Juli 2023 veröffentlichten Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2022 gegenüber dem Vorjahr um über 42 Prozent angestiegen, die Summe der monetären Schäden aber um über 14 Prozent auf ca. 2 Mrd. Euro gesunken. 2022 bildeten unter anderem der Anlagebetrug auf OnlinePlattformen sowie der „Messengerbetrug“ Schwerpunkte der Ermittlungen. Mehr als die Hälfte der Wirtschaftskriminalität wird durch Betrug begangen. Der Tankbetrug ist – trotz der Ausrüstung der meisten Tankstellen mit Videoüberwachung – wohl auch als Folge gestiegener Benzinpreise 2022 gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent auf 85.260 Fälle angestiegen, der Subventionsbetrug dagegen um über ein Drittel auf 4.732 Fälle gesunken. Zugenommen hat sowohl im 10-Jahres-Verlauf wie gegenüber 2021 der Betrug mit rechtswidrig erlangten Zahlungsmitteln (von ca. 65.000 auf etwa 79.000 Fälle). Angestiegen ist laut der Schadensstatistik der Kreditversicherung Allianz Trade auch der Zahlungsbetrug (um 29 %) und der durch ihn entstandene Schaden (um ein Drittel). Mit neuen KI-Anwendungen dürfte es für Betrüger noch leichter werden, beim sogenannten CEO-Fraud den „richtigen Ton“ zu finden und dadurch Mitarbeitern eine Überweisungsanweisung durch Führungskräfte vorzutäuschen. Hohen Schaden richtet in der Wirtschaft auch die Produktpiraterie an. Nach der im Januar 2024 veröffentlichten Studie der EU-Agentur für geistiges Eigentum (EUIPO) gehen dadurch in Europa rund 200.000 Arbeitsplätze – in Deutschland etwa 40.000 – und rund 16 Mrd. Euro verloren. An der Spitze der betroffenen Branchen stehen in Europa die Bekleidungsindustrie (mit einem jährlichen Verlust von ca. 12 Mrd. Euro) und der Kosmetiksektor (3 Mrd. Euro Verlust). In Deutschland ist die SpielzeugBild: # 1705389228 / istockphoto.com

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