DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 20 DSD 1 | 2024 AQ der Gesamtkriminalität ist in den letzten 20 Jahren leicht angestiegen: von 52,6 (2002) auf 57,3 (2022). Für das Jahr 2023 liegen bei Redaktionsschluss erst wenige Zahlen aus den Polizeistatistiken in Berlin und Hamburg vor. Die Zahl der angezeigten Wohnungseinbrüche nahm in Berlin 2023 gegenüber dem Vorjahr um 36 Prozent, in Hamburg um fast ein Viertel zu. Auch die Anzahl der ermittelten Kfz-Diebstähle stieg in Berlin um 36 Prozent an. In Hamburg ist 2023 die Zahl aller in der PKS registrierten Straftaten um fast 11 Prozent gestiegen. Erfreulich ist aber, dass dort die AQ mit über 48 Prozent den höchsten Stand seit 1997 erreicht hat. Gewaltkriminalität Einige Deliktsbereiche der Gewaltkriminalität haben sowohl langfristig als auch gegenüber dem Vorjahr 2022 zugenommen. Sie ist insgesamt gegenüber 2021 um 20 Prozent angestiegen. Und sie hat, wie BKA-Präsident Holger Münch bei der Herbsttagung des Amtes bekannt gab, im ersten Halbjahr 2023 erneut um 17 Prozent zugenommen. Die Zahl der politisch motivierten Gewalttaten ist 2022 um 4 Prozent auf über 4.000 Fälle angestiegen. Linksextremistisch motivierte Brandstiftungen oder Sachbeschädigungen an Fahrzeugen oder der Infrastruktur von Unternehmen haben Sachschäden in Millionenhöhe verursacht. So verübten Extremisten in der Silvesternacht 2021/2022 in Bremen einen schweren Brandanschlag auf ein Unternehmen der Luft- und Raumfahrt. Auch die Deutsche Bahn war Ziel von politisch motivierten Brandanschlägen, so am 21. März 2022 auf einen Kabelkanal an der Strecke Frankfurt/ Oder–Berlin. Die Zahl der gegen Flüchtlingsunterkünfte gerichteten politisch motovierten Überfälle war mit insgesamt 80 im ersten Halbjahr 2023 höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (nach einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der seinerzeitigen Linksfraktion). Die Berliner Polizei meldet einen Anstieg der registrierten Gewalttaten in Flüchtlingsheimen 2023 um fast 50 Prozent. Raubüberfälle auf Kassen und Geschäfte sind zwar langfristig stark zurückgegangen (von etwa 5.000 im Jahr 2002 auf über 2.000 im Jahr 2022). Gegenüber 2021 ist aber ein Anstieg um ein Drittel zu beklagen. Piraterie Piraterie belastet die Wirtschaft nicht nur durch die mit solchen terroristischen Überfällen verbundenen Gefahren für die Schiffsbesatzungen und den hohen Schaden, der durch den Ausfall des gekaperten Frachtschiffes entsteht. Er bedroht insgesamt die für die Wirtschaft wichtige Lieferkettensicherheit, zumal durch erzwungene Umwege die Zeitplanung der Reedereien wie der zu beliefernden Unternehmen beeinträchtigt wird und die Frachtkosten dementsprechend steigen. Zunehmende Piraterie im Golf von Guinea hat die Zahl der Angriffe auf den Weltmeeren schon in den ersten neun Monaten 2023 nach den Daten des Internationalen Schifffahrtsbüros auf 99 ansteigen lassen. Dabei wurden 85 Schiffe geentert. Auch die Straße von Singapur war 2023 mit 33 Vorfällen ein Hotspot der Piraterie. Mitte November 2023 kündigten die Huthi-Rebellen an, Schiffe mit Verbindungen zu Israel im Roten Meer und vor allem in der Meerenge Bab al-Mandab zu attackieren. Das International Maritime Security Construct hat daraufhin eine Warnung ausgesprochen, Schiffe sollten sich so weit wie möglich von jemenitischen Gewässern fernhalten und die Durchfahrt möglichst in die Nachtstunden verlegen. Dem war die Enterung des Autofrachters Galaxy Leader durch ein Huthi-Kommando mittels Hubschrauber vorausgegangen. Viele Reedereien haben inzwischen den Zeit und Kosten fordernden Umweg um das Kap Hoorn in die Routenplanung aufgenommen. Geldautomatensprengungen Im Juli 2023 hat das BKA das Bundeslagebild „Angriffe auf Geldautomaten 2022“ veröffentlicht. Die physischen Angriffe haben – nach einem Rückgang um 13,7 Prozent 2021 – gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent zugenommen, Sprengungen sogar um mehr als ein Viertel auf 496 Fälle, darunter 300 mit festen Explosivstoffen. Der Beuteschaden wuchs 2022 um über 53 Prozent auf fast 30 Mio. Euro. Die Begleitschäden durch Zerstörung der Automaten und Gebäudeteile dürften im mittleren zweiSprengungen in einigen Bundesländern 2021 2022 2023 Baden-Württemberg 23 34 42 Hessen 56 41 61 Niedersachsen 55 68 39 Nordrhein-Westfalen 152 182 153 Bild: # 1388235450 / istockphoto.com

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