DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 18 DSD 1 | 2024 Dr. Peter Schwark: Ich freue mich wie viele Millionen Menschen schon darauf. Und ich glaube, wir können und werden das miteinander so gut meistern wie die WM 2006. Aber dafür ist ein guter Dialog wichtig, gute Kommunikation und eine Struktur in der Zusammenarbeit, die Probleme frühzeitig gemeinsam erkennen und rechtzeitig gemeinsam bewältigen lässt. Jetzt ist die Mitarbeiterzahl der Sicherheitswirtschaft zwar in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch ist die Branche auch vom Arbeitskräftemangel betroffen. Wie ist da eine EM zu stemmen? Dr. Peter Schwark: Wer, wenn nicht wir, kann ich da nur sagen. Wir bewältigen regelmäßig alle Herausforderungen, die sich im Veranstaltungsordnungsdienst und bei Sicherheitsdiensten in Stadien und im Umfeld stellen. Natürlich wird das eine große Kraftanstrengung. Wichtig ist, dass uns die quantitativen Anforderungen jeweils rechtzeitig bekannt sind und dass die Arbeit an einem Standort möglichst aus einer Hand koordiniert und umgesetzt wird. Der Bearbeitungsstau der Zuverlässigkeitsüberprüfung bei den Gewerbebehörden ist auch nicht gerade beruhigend … Dr. Peter Schwark: Die Erfahrungen unserer Mitglieder sind höchst unterschiedlich. Während in einigen Behörden eine positive Tendenz zu erkennen ist, vergeht in vielen anderen Fällen eine unerträglich lange Zeit, bis Mitarbeiter freigegeben werden. Diese teilweise überlangen Bearbeitungszeiten führen dazu, dass sich schon fest eingeplante Mitarbeiter umorientieren und sich anderen Branchen zuwenden. Dies ist nicht verwunderlich, wenn sie über mehrere Monate nicht eingesetzt werden können. Hier muss dringend bei der Qualifikation sowie der technischen und personellen Aufstellung der Behörden nachgesteuert werden. Ein anderer Punkt ist die nicht mehr nachvollziehbare Kostenstruktur. Die Kosten für die Anmeldung und Überprüfung unterscheiden sich stark, jede Kommune legt ihre eigenen Gebühren fest. Diese haben sich nicht nur deutlich erhöht, sie variieren auch von 25 bis 500 Euro. Hier muss dringend für Transparenz und Einheitlichkeit gesorgt werden. Welche längerfristigen Maßnahmen sehen Sie hier überhaupt? Wie kann das Berufsbild aufgewertet werden, um für Arbeitskräfte interessanter zu werden? Dr. Peter Schwark: Wir brauchen eine gute Mischung unterschiedlicher Qualifikationen. Wichtig ist in dem Zusammenhang, dass die Auftraggeber bereit sind, die Qualität auch zu bezahlen. Unsere europäischen Nachbarn sind da teilweise schon weiter, wenn in Ausschreibungen nicht allein oder dominant der Preis, sondern auch Qualitätskriterien eine gewichtige Rolle spielen – Stichwort Bestbieterprinzip. Ist die Digitalisierung vielleicht die Lösung des Problems? Werden Roboter und KI den Menschen hier ersetzen? Dr. Peter Schwark: Es wird nicht die eine Lösung geben, Roboter und IT werden den Menschen nie ersetzen. Aber sie können ihm helfen, produktiver zu werden. KI-gestützte Analysetools etwa bei der Bildauswertung oder Roboter- und Drohnenunterstützung bei der Überwachung umfriedeter Gelände helfen den Menschen, sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Das kann dem Sektor helfen, sein stetes Wachstum zu bewältigen. Deshalb werden wir trotz mehr Technologie kaum weniger Menschen benötigen. Die Qualifikation der Beschäftigten wird sich dieser neuen Situation anpassen müssen – dies bringt wieder neue Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. Die Fußball-EM in Deutschland wirft ihre Schatten voraus – die Sicherheitswirtschaft bereitet sich intensiv auf diese Herausforderung vor. Bild: # 202370406 / stock.adobe.com

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