DER SICHERHEITSDIENST

LUFTSICHERHEIT 6 DSD 2 | 2022 Verbesserung der Passenger Experience als große Herausforderung für die Branche Von Andy Matthias Müller Der Entfall vieler Coronaregeln im In- und Ausland lässt das Passagieraufkommen an den Flughäfen deutlich steigen und die Kontrollstellen stärker frequentieren. Warteschlangen an den Kontrollstellen zu Stoßzeiten und die allgemeine Dauer der Fluggast- und Gepäckkontrollen führten bei Passagieren, Airlines und Flughäfen immer wieder zu Kritik. Die Branche steht damit vor der großen Herausforderung, die stetig steigenden Sicherheitsanforderungen umzusetzen und zugleich die Passenger Experience bei den Sicherheitskontrollen zu erhöhen. Der Einsatz effizienter und zeitsparender Kontrolltechnik an den Flughäfen kann dies entscheidend beeinflussen. Moderne Sicherheitsscanner in der Personenkontrolle reduzieren den Aufwand für den Passagier, da nur bei Auffälligkeiten eine manuelle Nachkontrolle erfolgen muss. CT-Scanner in der Handgepäckkontrolle, die bereits an deutschen Flughäfen wie München eingeführt sind und in Frankfurt und Köln/Bonn getestet werden, stellen einen deutlichen Sicherheitsgewinn dar und führen zu einer Steigerung des Passagierdurchsatzes in der Kontrollspur. Mithilfe der Computertomografie wird hier das Gepäck lückenlos nach Sprengstoffen durchsucht und es werden hochauflösende, dreidimensionale Röntgenbilder mit einer 360-Grad-Perspektive erzeugt, mit denen Überlappungen erkannt und versteckte, gefährliche Gegenstände leicht entdeckt werden können. Der Vorteil für die Passagiere dabei ist, dass Flüssigkeiten, Laptops und medizinische Geräte nicht mehr ausgepackt und separat in die Wannen gelegt werden müssen. Zudem können mehr Fluggäste zeitgleich ihr Gepäck auf das Band legen und sich auch überholen, was zu einer Verringerung der Wartezeiten beiträgt und das Passagiererlebnis verbessert. Wir sind am Flughafen Köln/Bonn seit Juli 2021 an den Tests der CT-Technologie an den Kontrollspuren beteiligt und konnten bisher durchweg positive Erfahrungen machen. Sowohl die Passagiere als auch unsere Mitarbeiter haben diese Art der Kontrollen sehr gut angenommen. Doch wie könnte die zukünftige technische Entwicklung der Sicherheitskontrollen zur deutlichen Verbesserung der Passenger Experience aussehen? Ein Blick Richtung Dubai zeigt bereits den Einsatz eines SMART Tunnel, den die Passagiere durchlaufen und ihnen mittels biometrischer Erkennung die manuellen Passkontrollen erspart. Ein bereits entwickelter „Tunnel of Truth“ könnte das Passagiererlebnis grundlegend verändern. Vor Eintritt in den Tunnel erfolgt die Registrierung mittels Fingerabdruck und Auslesen des Ausweisdokuments. Die Passagiere gehen mit ihrem Handgepäck durch einen längeren Tunnel und werden dort von Gesichtsscannern, Sprengstoffsensoren und Metalldetektoren überprüft. Das Gepäck wird zeitgleich durchleuchtet und die Bilder mithilfe künstlicher Intelligenz ausgewertet. Die manuelle Personenkontrolle entfällt, das Handgepäck muss nicht auf ein Band, Jacke und Schuhe können anbehalten werden und persönliche Gegenstände wie Geldbörsen können amKörper bleiben. Nur bei verdächtigen Personen erfolgt am Tunnelende eine Nachkontrolle, alle anderen Passagiere können ungehindert den Flug antreten. Es ist davon auszugehen, dass sich damit auch das Geschäftsmodell einer ganzen Branche signifikant verändern und damit eine große Anpassungsbereitschaft der Sicherheitsunternehmen erforderlich sein wird. Diese Herausforderungen werden zukünftig nicht alle Unternehmen leisten können oder wollen. Geschäftsführer/Segment Manager Aviation der Securitas Aviation Service GmbH & Co. KG und Vizepräsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) Andy Matthias Müller

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