DER SICHERHEITSDIENST

VERANSTALTUNGSSCHUTZ 13 DSD 2 | 2023 Wunschdenken – eine kleine Glosse Von Dirk Dernbach Vor über 40 Jahren startete mein beruflicher Werdegang in Sachen Sicherheit. Ich kann mich nur noch vage an meine Unteroffiziersausbildung erinnern, aber eine Begebenheit wird mir immer in Erinnerung bleiben. Wir waren bei einer Nachtübung in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei jede Gruppe die Standorte der anderen auskundschaften sollte. Ich war als Gruppenführer eingeteilt und streifte nun mit meinen Kameraden durch die Wälder. Vorher wurde noch ein zweiteiliges Codewort ausgemacht, damit die eigene Gruppe unsere Zugehörigkeit erkennen konnte. Irgendwann entdeckte uns ein Posten der gegnerischen Gruppe und rief uns ein„Halt, Parole Frühling“ zu, was ich mit „Blume“ beantwortete. Überraschenderweise wurde dies mit einem lauten Alarmschrei unseres Gegenübers erwidert. Versuch macht klug! Wir zogen uns schnell zurück und setzten unseren Aufklärungsauftrag fort. Kurze Zeit später entdeckte man uns erneut und signalisierte es dadurch, dass jemand „Halt“ rief, worauf ich spontan mit „Parole Frühling“ antwortete, was der Wachposten mit „Erwachen“ erwiderte. Ich rief ihm noch „Weitermachen“ zu und wir machten uns aus dem Staub. Kurze Zeit später erwischte man uns dennoch, da wir den Lachflash nicht unter Kontrolle hatten. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil wir damals auch dachten, wir hätten alle eine hervorragende Ausbildung genossen und weil keiner von uns solch einen Fauxpas einer einzelnen Person erwartet hat. Dies lehrte mich aber damals schon, dass man immer das Unerwartete erwarten sollte, wenn es dementsprechend auch nicht zu definieren ist. Bis heute hat sich daran nichts geändert. In unregelmäßigen Abständen trifft mich das Unerwartete und leider kann ich oftmals darüber nicht mal lachen. Das kann zum Beispiel sein, dass eine Stadt eine Meisterschaftsfeier für seinen Sportverein plant, wobei ja noch nicht mal feststeht, ob der Verein überhaupt Meister wird. Das liegt jedoch in der Natur der Dinge, muss man doch zumindest das Ende der Saison abwarten und hoffen, dass bereits vor Ablauf der Saison feststeht, wer Meister wird oder ob zumindest theoretisch am letzten Spieltag die Chance auf den Meistertitel vorhanden ist. Hertha BSC hält sich bewusst aus solchen Planspielen heraus, munkelt man doch bereits, dass BSC die Abkürzung für Big Selfmade Chaos bedeutet. Apropos Chaos: Im ungünstigsten Fall (dem Verein wird’s egal sein) wird besagter Sportverein am letzten Spieltag Meister, was bedeutet, dass keine 16 Stunden später eine Meisterschaftsfeier nebst -corso stattfinden wird, welche mit über 600 Sicherheitskräften abzusichern ist. Ich möchte nicht wieder vom Personalmangel der Sicherheitsbranche sprechen, das haben wir bereits öfter thematisiert. Spannend wird es jedoch, wenn das zuständige Ordnungsamt verlangt, dass alle eingesetzten Kräfte mindestens eine Unterrichtung gemäß § 34a GewO aufweisen müssen. Die Hauptaufgaben sind, Gitter vorzuziehen, um die Corsoroute abzusperren, oder zu vermeiden, dass Personen auf die Mobiltoiletten klettern, was laut Ordnungsamt der Gefahrenabwehr für Leib und Leben entspricht, womit es sich um eine Bewachertätigkeit handele. Ich kenne Festivals, bei denen die Gefahr für Leib und Leben höher einzuschätzen ist, sollte man diese Toiletten betreten, als diese zu erklettern. Jetzt hat sich spätestens seit Corona etabliert, dass man, sollte eine Veranstaltung nicht stattfinden, ab dem Tag X zumindest eine Art Abschlagszahlung verlangen kann. Ist Ihnen mal aufgefallen, wie viele Wettanbieter es mittlerweile gibt? Und dass man bei vielen nur wetten darf, sofern man seinen Wohnsitz in Schleswig-Holstein hat? Wobei es in der höchsten Spielklasse im deutschen Fußball noch nie einen Meister aus Schleswig-Holstein gab. Aber letztlich ist es auch eine Art von Gambling, sollte man ein Angebot über 600 Kräfte abgeben, wenn man laut Firmenwebsite doch nur eine Personalstärke von 40 Personen hat. Da können am letzten Spieltag vor dem Fernseher schon mal ein paar Fingernägel draufgehen. Zwar ein wenig fiktiv, aber durch das Vergabearbeitet seit 2008 für Securitas. Dort leitete er in der Funktion als Geschäftsführer verschiedene Bereiche des Firmenportfolios, darunter mehrere Jahre auch das Segment Sport & Event. www.securitas.de Dirk Dernbach

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