DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 8 DSD 4 | 2022 leitet das Competence Center Security bei Diebold Nixdorf und ist verantwortlich für die DACH Region. Er blickt auf über 14 Jahre internationale Erfahrung im Bereich kundenorientierter Lösungen für Banken zurück. So verantwortete er als Senior Produktmanager weltweit Kernkomponenten und Systeme des Diebold Nixdorf-Lösungsportfolios inkl. integrierter Sicherheitslösungen und globaler Partnerprodukte aus dem Bereich Sicherheit. Stefan Leßmann recht gut verhindern lassen, setzen Kriminelle inzwischen bei etwa jedem zweiten Angriff auf Bankautomaten Festsprengstoff ein. Dabei operieren sie in manchen Fällen inzwischen mit mehr als einer Sprengladung, was zu noch höheren Schäden führt. Dieser Trend stellt aktuell alle Beteiligten vor noch größere Herausforderungen. Heftige Kollateralschäden Das Problem bei Festsprengstoffen wie TNT ist ihre enorme Explosivkraft, die heftige Kollateralschäden verursacht. Denn die Wucht der Detonation trifft nicht nur den Geldautomaten. Glasscheiben zerbersten, Mauerteile fliegen durch die Luft und die Gebäude werden massiv bis hin zur Einsturzgefahr beschädigt. Werden Geldautomaten gesprengt, die in freistehenden Pavillons aus Stahlrohr eingebaut sind, klappen manchmal auch ganze Wände weg und die Trümmerteile hinterlassen Zerstörungen im weiteren Umkreis. Diese Zerstörungen verursachen höhere Schadenssummen als das erbeutete Bargeld – und das auch, wenn überhaupt keine Beute erlangt wurde. LKA-Sonderkommissionen eingesetzt Nicht zuletzt aufgrund der Gefahr für Menschenleben intensivieren Polizei und Landeskriminalämter ihre Ermittlungsarbeit. Anfang Mai 2022 stellte das nordrhein-westfälische Innenministerium in einer Pressekonferenz die Sonderkommission BEGAS vor – das steht für „Bekämpfung und Ermittlung von GeldausgabeautomatenSprengungen“. Als erster Schritt wurde – nach dem Vorbild der Niederlande – eine Risikoanalyse für jeden der 11.000 Geldautomaten in NRW vereinbart. In Hessen stellte Innenminister Peter Beuth im Mai gemeinsam mit der Polizei die „Allianz Geldautomaten“ vor. Ihr gehören zur Gründung bereits 15 hessische Kreditinstitute an. Das Risikoanalysetool „GLB operativ“ (Geldautomatenlagebild operativ) soll Sprengungen vermeiden und den Druck auf reisende Täter deutlich erhöhen. Das LKA Rheinland-Pfalz hat ein bundesweit einheitliches Raster zur Risikoanalyse entwickelt. Es besteht aus neun Parametern: • Aufstellungsort • nächtliche Zugänglichkeit • Bauweise des Geldautomaten (z. B. Frontlader, Hinterlader) • Widerstandsklasse des Geldautomatenwertschutzschrankes • mechanische Sicherungstechnik am Gerät • Alarmsicherung und Einbruchmeldeüberwachung des SB-Bereichs/-Raumes • Alarmaufschaltung • Video- und Vernebelungssysteme • mittelbare Sicherungstechnik (z. B. Tinteneinfärbung, Sprengmatten) Diese Kriterien sollen nicht nur Sprengung physisch verhindern, sondern haben drei weitere Ziele: Die Angriffe sollen frühzeitig erkannt werden. Die Schäden im Umfeld sollen minimiert werden. Und vor allem soll das Wertlosmachen der Beute den Tatanreiz reduzieren. Intelligente Tintensysteme – bewährte Sicherheitslösung Intelligente Tintenlösungen, die Banknoten in der Kassette bei unterschiedlichen Angriffsszenarien einfärben, sind bereits seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Ländern und Märkten verfügbar und haben sich dort vor allem gegen Sprengangriffe nachweislich bewährt. Der Einsatz einer solchen Lösung bedeutet für die Banken und Sparkassen natürlich einen nicht zu vernachlässigenden lnvest, der – aktuell – noch nicht verpflichtend ist wie in anderen Ländern. Positiv sind hier Beispiele aus der Versicherungsbranche, bei denen der Versicherer den Einsatz einer intelligenten Lösung entsprechend honoriert. Ein Modell, das auch für denVersicherer Sinnmachen könnte, da er durch eine Reduzierung der Angriffe auch weniger Schäden zu begleichen hat. Neben der Effektivität der Lösung ist vor allem ein sicheres und sehr einfaches Bedienen ausschlaggebend für eine gute Tintenlösung. Das Verhindern von Fehlauslösungen zum Beispiel durch eine „Schattentür“ trägt signifikant zur Akzeptanz bei, da es die Kosten für die Banken reduziert, Fehlbedienungen maximal reduziert und dabei die Routinen rund um das System nicht stört. Wie effizient diese Abschreckung funktioniert, zeigen Beispiele aus Frankreich, den Niederlanden oder auch aus Belgien: Nach sehr hohen Fallzahlen von Angriffen auf Werttransportunternehmen (WTU) haben diese nach Einsatz der intelligenten Tintentechnologie deutlich nachgelassen. Entdeckung wahrscheinlicher machen Auch wenn Angriffe auf WTU-Fahrzeuge hierzulande heute noch nicht das dominierende Thema sind, erwarten Branchenexperten, dass die für die WTU zuständige Berufsgenossenschaft

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==