DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 21 DSD 4 | 2022 digitale Prozesse in großemUmfang unterstützen. Damit wären in Zukunft automatisierte Zahlungen auf Basis von „Smart Contracts“ möglich, ebenso maschinelle Zahlungen denkbar. Seit Oktober 2021 arbeiten Experten des Eurosystems in einer Untersuchungsphase an konkreten Fragestellungen zur möglichen Ausgestaltung eines digitalen Euro. Sie analysieren potenzielle Funktionalitäten, denkbare technische Infrastruktur sowie Auswirkungen auf den Markt, um einen digitalen Euro so zu gestalten, dass potenzielle Risiken überschaubar bleiben. Ende 2023 entscheidet dann das Eurosystem über den Eintritt in die Realisierungsphase, die drei Jahre dauern könnte. Diese Phase umfasst die Entwicklung und Erprobung der technischen Lösungen und Rahmenbedingungen, die für die Ausgabe eines digitalen Euros erforderlich sind. Unabhängig von den getroffenen Entscheidungen steht fest: Das Eurosystem wird auch in Zukunft weiterhin Bargeld anbieten. Im Anschluss stellte Frank Horst, EHI Retail Institute, als Grundlage für weitere Diskussionen aktuelle Entwicklungen und Trends zum Bargeld aus der EHI-Forschung vor: Seit 1994 ist der Umsatzanteil von Bargeld im deutschen Einzelhandel von knapp 80 Prozent auf aktuell nur noch 38,5 Prozent gesunken. Dadurch ist die girocard mit einem Umsatzanteil von 42,4 Prozent jetzt stärkste Zahlungsart im Einzelhandel vor der Barzahlung. Transaktionsbezogen ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Da kleinere Einkaufsbeträge üblicherweise nach wie vor bar bezahlt werden, werden jedoch immer noch 60,9 Prozent aller Einkäufe mit Bargeld bezahlt! Durch verschiedene coronabedingte Effekte wie Lockdown-Phasen, erhebliche Abwanderungen vom stationären zum Online-Umsatz, Aufforderungen des Handels zur unbaren Bezahlung sowie der Etablierung kontaktloser Zahlungen hat der Rückgang der Bargeldnutzung in den beiden letzten Jahren einen besonderen Schub erhalten. Coronabedingt ist auch die Zahl der Einkäufe in deutschen Einzelhandelsgeschäften bei deutlich höheren Einkaufsbeträgen im Jahr 2021 auf 16,6 Milliarden zurückgegangen. Vor der Pandemie 2019 waren es noch 20 Milliarden Transaktionen jährlich. Somit sind die Bargeldzahlungen allein in zwei Jahren um insgesamt 4,5 Milliarden Transaktionen weniger geworden. Dennoch werden jährlich noch 10,1 Milliarden Einkäufe in bar bezahlt. Das EHI konnte auch analysieren, dass die Auszahlungsquoten durch Cashback an den Einzelhandelskassen deutlich gestiegen sind. Durchschnittlich werden mittlerweile über 95 Euro je CashbackDr. Aris Kaschefi, Andrea Nitsche, Dr. Markus Keck, Prof. Prof. Dr. Andreas Kaapke, Norbert Wayand, Ulrich Binnebößel und Dr. Friedemann Berg (von links) Frank Horst, EHI Retail Institute Niels Riedel, Europäische Zentralbank Burghard Balz, Deutsche Bundesbank Kai Brandes, DB Vertrieb GmbH (links), und Heinz Spiegelmacher, Ziemann Gruppe

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