DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 58 DSD 3 | 2022 gestellt und das Personal und die Sicherheitsmitarbeiter zum Ziel von verbalen und auch physischen Aggressionen gemacht. Überhaupt sind von allen im System erfassten Vorfällen überwiegend Mitarbeiter der Verkehrsverbünde und die Verkehrsunternehmen allgemein, etwa durch Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch, betroffen. Nur etwa zwölf Prozent der sicherheitsrelevanten Vorfälle betreffen Fahrgäste. Die meisten Vorfälle ereignen sich dabei in Regionalbahnen und Regionalexpresszügen (57 Prozent), auf Stationen fallen 23 Prozent der Vorfälle und auf S-Bahnen etwa 20 Prozent. Da der Bericht in seiner Form für 2020 zum ersten Mal erstellt worden ist, fehlen hier Vergleichswerte für frühere Jahre. Solche existieren aber für das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste 2019/2020. Dort ist insgesamt eine weitere Verbesserung der Durchschnittswerte zu beobachten. So benoten die Fahrgäste die Sicherheit in der S-Bahn abends/nachts 2020 mit einemMittelwert von 2,39 um einiges besser als 2019 mit 2,57. Videoüberwachung wird ausgebaut Ein Faktor bei der Betrachtung des Sicherheitsempfindens ist die Videoüberwachung. Bis 2024 soll jeder dritte Bahnhof in NRW mit moderner Videoüberwachungstechnologie ausgestattet sein. Ziel ist, durch die Videoüberwachung potenzielle Täter abzuschrecken oder zumindest strafrechtlich verfolgen zu können. Allein in NRW betrugen die Schäden für Vandalismus und Graffiti 2019 etwa 2,8 Mio. Euro. Neben den Schäden an Fahrzeugen und Stationen tragen solche Vorfälle auch zu einem Vertrauensverlust bei den Reisenden bei, die solche Orte, gerade abends oder nachts, dann meiden könnten. Hochauflösende und vandalismusgeschützte HD-Kameras sollen hier Abhilfe schaffen. Ein weiterer Aspekt ist die Videoüberwachung in den Fahrzeugen. Diese sind zwar flächendeckend mit Kameras ausgestattet, aber der Auswerteprozess ist immer noch mit einem hohen Aufwand verbunden. Die Aufnahmen werden im Regelfall in den Fahrzeugen auf Festplatten gespeichert, die im Bedarfsfall manuell entnommen werden und der Bundespolizei zur Analyse übergeben werdenmüssen. „Je nachdem, wo sich das Fahrzeug gerade befindet, ist es nicht so leicht möglich, zeitnah an die Aufnahmen zu gelangen“, erklärt Kilian Schäfer, Stabsstellenleiter Kompetenzcenter Sicherheit NRW. Die Aufnahmen werden in der Regel nach 72 Stunden wieder überschrieben. Bis ein Vorfall zur Anzeige gebracht worden ist, kann das zeitlich im Extremfall schon mal knapp werden, um die Daten rechtzeitig zu sichern. Andere Länder, wie die Niederlande, sehen hier eine Speicherzeit von sieben Tagen vor, doch auch das ist noch keine optimale Lösung. Hinzu kommt in NRW, dass aufgrund der unterschiedlichen Verkehrsverträge verschiedene technische Systeme zum Auslesen im Einsatz sind. Auch das führt zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Beweissicherung der Daten. Ist live die Zukunft? Daher wird an einer Lösung gearbeitet, die auch eine Auswertung der Bilddaten aus der Ferne ermöglicht. Dies erfordert zunächst eine Harmonisierung der eingesetzten Videotechnik auf den unterschiedlichen Strecken sowie die Prüfung vorhandener Videomanagement-Systeme, inwieweit diese eine solche Lösung unterstützen. Ferner gilt es, Aspekte wie die Übertragung von Videostreams per Funk, eine gemeinsame Schnittstellenlösung für die einheitliche Übermittlung und die Speicherung in einer Cloudlösung zu berücksichtigen. Solche ähnlichen Lösungen gibt es bereits in U-Bahn-Zügen. In der Metrô São Paulo ermöglicht das aktuelle Fahrgastinformationssystem die Aufspielung von Informationen aus der Feme auf die Monitore in den Fahrzeugen und die Remote-Überwachung derselben. Das ermöglicht im Notfall eine schnellere Reaktion und das Einleiten der richtigen Maßnahmen durch die Leitstelle. Damit das generell reibungslos funktioniert, muss die digitale Infrastruktur entsprechend ausgebaut werden, wozu auch der Funkstandard 5G gehört. In NRW wird der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ein Pilotprojekt vorantreiben, das die technischen Anforderungen an standardisierte Speicherlösungen sowie die Möglichkeit der Liveaufschaltung beschreibt und Lösungen in der Praxis testet. Das Personal im Sicherheitskonzept von öffentlichen Verkehrsmitteln Ein wichtiger Bestandteil des Sicherheitskonzeptes in Zügen und Stationen ist und bleibt das Service- und Sicherheitspersonal. Bereits vor Beginn der Coronapandemie hat es einen Pilotversuch gegeben, Service- und Sicherheitspersonal mit Bodycams auszustatten. Das Projekt hat dabei ergeben, dass Reisende positiv auf Videoüberwachung soll die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen und zur Aufklärung von Straftaten beitragen. Bild: Deutsche Bahn AG/Andreas Sahlmann

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