DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 57 DSD 3 | 2022 Umfassende Sicherheit als „Mobilitätsgarantie“ Von Hendrick Lehmann Freier Mitarbeiter der Zeitschrift PROTECTOR Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte in der Ausgabe 6/2022 der Zeitschrift PROTECTOR (www.sicherheit.info). Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Die Pandemie hat auch den öffentlichen Nahverkehr vor Herausforderungen gestellt: Neben der Durchsetzung von Coronaregeln galt es auch, auf das allgemeine Sicherheitsempfinden der Fahrgäste einzugehen. Eine gesicherte Mobilität ist einer der wichtigen Eckpfeiler einer modernen Gesellschaft. Täglich nutzen in Deutschland Millionen Menschen den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV), um sicher an ihr Ziel zu gelangen. Viele Menschen sind dabei auf einen reibungslosen ÖPNV angewiesen, tagsüber wie in den Abend- oder Nachtstunden. 2021 haben rund 7,9 Milliarden Menschen öffentliche Verkehrsmittel genutzt, etwa 34 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Die Coronapandernie hat damit, wie in anderen Sektoren auch, die Verantwortlichen – in diesemFall dieVerkehrsverbünde und -unternehmen – gezwungen, sich auf die neuen Bedingungen rasch einzustellen. Dazu gehört nicht nur der Umgang mit personellen Engpässen, sondern auch die Umsetzung von Hygienemaßnamen und deren Kontrolle und Durchsetzung. Und auch unabhängig von den Coronamaßnahmen spielt das Sicherheitsempfinden der Menschen eine große Rolle, inwieweit der ÖPNV akzeptiert und genutzt wird. Daten erfassen, Probleme ermitteln In Nordrhein-Westfalen koordiniert das Kompetenzcenter Sicherheit NRW (KCS) als Dienstleister des Verkehrsministeriums NRW landesweit Aufgaben rund um die Sicherheit im ÖPNV. 2020 ist mit der Sicherheitsdatenbank NRW (Sidaba) der Grundstein für eine landesweite Erfassung von sicherheitsrelevanten Vorfällen im Schienenpersonennahverkehr geschaffen worden, der schließlich in dem ersten Sicherheitsbericht NRW 2020 mündete. Die Datenbank arbeitet anonym und datenschutzrechtskonform, das heißt, es werden keine personenbezogenen Daten erhoben. Dank dieser Datenbank lässt sich für NRW ein umfassendes Bild der Sicherheitslage erstellen, aus dem sich Maßnahmen und Konzepte ableiten und entwickeln lassen. Kundenbetreuer und das Sicherheitspersonal der Verkehrsunternehmen geben maßgebliche Vorfälle elektronisch in ein Meldeformular ein, auch mobil von unterwegs aus. Somit sind die Daten quasi tagesaktuell vorhanden. Die Datenbank ermöglicht damit ein umfangreiches Reporting, sodass gezielte Berichte und daraus folgende Maßnahmen für einzelne Strecken, Standorte oder Linien möglich sind. Schwerpunkte von Delikten werden grafisch auf einer Karte dargestellt, womit Mitarbeiter die Lage auf Linien oder an Haltestellen auf einen Blick beurteilen können. Eine weitere Analysehilfe bietet ferner die Auswertung über Zeiträume, um so Veränderungen über Zeitintervalle zu beobachten. Straftaten und Ordnungswidrigkeiten Für die Eingabe von Vorfällen und die Analyse gibt es verschiedene Kategorien, die nochmals unterteilt sind. Unter Auffälligkeiten fallen Alkohol-/Drogenkonsumenten oder Personen ohne Reiseabsicht, die angetroffen werden. Ordnungswidrigkeiten umfassen etwa die Nichteinhaltung der Maskenpflicht oder auch aggressives Betteln. Straftaten machen die höchsten erfassten Fallzahlen aus. Hier geht es um klassische Delikte wie Sachbeschädigung, Beleidigung, Erschleichen von Leistungen (Schwarzfahren) oder Körperverletzung. Gerade die Kontrolle der Einhaltung der Maskenpflicht hat die Betriebe und die Mitarbeiter vor Herausforderungen Servicemitarbeiter sind nicht selten Anfeindungen von Reisenden wegen der Durchsetzung der Maskenpflicht ausgesetzt gewesen. Hendrick Lehmann Bild: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang

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