DER SICHERHEITSDIENST

LUFTSICHERHEIT 10 DSD 2 | 2022 Neustart für Luftverkehr und Luftsicherheit Von Dr. Michael Engel Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften e. V. (BDF) www.bdf.aero Dr. Michael Engel Der Neustart für die deutschen Fluggesellschaften nach zwei Coronajahren findet unter erschwerten Bedingungen statt. Der zunächst optimistische Ausblick mit erfreulichen Buchungszahlen für den ersten Sommer „nach Corona“ wird eingetrübt. Der Krieg in der Ukraine, der Ölpreis und die Inflation sorgen für neue Ungewissheiten. Ein operationelles Problem sind die Unterdeckungen beim Personal, die nicht schnell genug ausgeglichen werden können. Auch die Luftsicherheit ist von diesen Personalengpässen betroffen – und von drastischen Kosten- und Gebührensteigerungen für die Fluggesellschaften. Aktuelle Herausforderungen für die Fluggesellschaften Streng genommen ist Corona noch nicht „vorbei“. Die Verkehrszahlen für das Frühjahr 2022 sehen zwar wesentlich besser aus als im Vorjahr, aber sie sind eben auch noch deutlich von den Zahlen aus 2019 entfernt. Dabei verläuft die Erholung des Luftverkehrs sehr unterschiedlich, je nach Reisesegment und Zielort. So bleiben die noch fortbestehenden Reiserestriktionen v. a. nach Asien (und dort insbesondere China) weiterhin ein Hindernis für eine vollständige Erholung. Die positiven Impulse bei den Privatreisen machen die veränderten Gewohnheiten bei Geschäftsreisen, die tendenziell höherpreisiger sind, jedoch nicht wett. Was nach den beiden Pandemiejahren bleibt, ist eine hohe Verschuldung, die von den Fluggesellschaften eingegangen werden musste, um in der Pandemie zu überleben oder damit staatliche Rettungsmaßnahmen abzulösen. Dieses Geld gilt es nun erst wieder zu verdienen, während gleichzeitig dringende Zukunftsinvestitionen getätigt werden. Denn die Fluggesellschaften treiben ihre Maßnahmen für mehr Klimaschutz weiter voran und setzen auf modernere, umweltfreundliche Flugzeuge. Die EU plant mit „Fit for 55“ weitere Maßnahmen für den Klimaschutz. Leider würden jedoch die geplante SAF-Beimischungsquote, eine Kerosinsteuer und Änderungen im EU-Emissions-­ handelssystem nur Wettbewerbsnachteile für deutsche Fluggesellschaften mit sich bringen und Carbon Leakage verursachen, wenn an den vorgeschlagenen Regelungen keine Anpassungen vorgenommen werden. Regelungen, die nur zu Carbon Leakage führen, helfen aber letztlich nicht dem Klima, sondern führen lediglich zu einer Verkehrsverlagerung und stärken die Nicht-EU-Airlines und Nicht-EU-Drehkreuze. Das ist keine vernünftige Klimapolitik und erschwert eine verkehrliche und wirtschaftliche Erholung der Branche nach der Pandemie. Aktuelle Herausforderungen bei Luftsicherheitskontrollen Über diese Herausforderungen hinaus bereiten auch die Luftsicherheitskontrollen den Fluggesellschaften große Sorgen: Der erste Peak des Jahres 2022 – der Osterreiseverkehr – konnte aus der Perspektive der Luftsicherheit gerade noch so gemeistert werden, ohne dass es zu erheblichen Störungen kam. Dies ist aber nur durch einen außerordentlich hohen Einsatz und ein extrem gutes und konstruktives Zusammenwirken aller Beteiligten gelungen. Die zahlreichen Sondermaßnahmen können aber nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Die unmittelbar nach den Osterferien aufgetretenen ersten größeren Probleme aufgrund von Personalmangel haben dies eindrucksvoll vor Augen geführt. Es gibt weiterhin zu wenige Luftsicherheitsassistenten, sodass es teils zu massiven Unterdeckungen kommt. Ursache hierfür ist, dass die Sicherheitsdienstleister während der Pandemie einen Teil ihres Personals abgebaut haben und zum Teil nicht früh genug mit dem Auffüllen der Lücken im Personalbestand begonnen haben. Damit wird das reibungslose Funktionieren der Luftsicherheitskontrollen – als ein wichtiger Prozessschritt bei der Passagierabfertigung – gestört. Es ist nachvollziehbar, wenn die Dienstleister betonen, dass ihnen alsWirtschaftsunternehmen während der Pandemie keine andere Wahl blieb als Personal abzubauen.

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