65 DSD 3 | 2024 WIRTSCHAFTSSCHUTZ Wachsende Gewalt gegen Klinikpersonal Krankenhäuser brauchen qualifizierte Sicherheitspartner. Von Peter Niggl Dem Gesundheitswesen wird in der Kritischen Infrastruktur ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Aus gutem Grund. Rund 17 Millionen Patienten wurden im Jahr 2022 in deutschen Krankenhäusern behandelt. Daraus lässt sich ablesen, was der Ausfall oder die Beeinträchtigung der medizinischen Versorgung für die Menschen in diesem Land bedeuten kann. Dabei ist eine Beeinträchtigung keinesfalls nur als plötzlich eintretender Schadensfall denkbar, auch schleichende Prozesse können verheerende Auswirkungen nach sich ziehen. Im Jahr 2022 gab es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen fast 1.600 Fälle von Gewalt, Körperverletzung und Raub in medizinischen Einrichtungen. Dies hat eine Anfrage des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ beim Landeskriminalamt (LKA) ergeben, die im Frühsommer dieses Jahres veröffentlicht wurde. „Der Ton wird unabhängig von Alter, Geschlecht oder Ethnie rauer“, sagte eine Sprecherin des Kreiskrankenhauses Rotenburg an der Fulda im vergangenen Jahr in der„Hessenschau“. Auch aus anderen Bundesländern wird ein Anstieg bei Gewalttaten gegen Krankenhausbeschäftigte gemeldet. Die Gewalt gehe dabei vor allen Dingen von Patienten, vielfach aber auch von Angehörigen aus. Auslöser seien häufig als zu lang empfundene Wartezeiten, dies berichtete die „ÄrzteZeitung“ Anfang des Jahres. In einer von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) im April veröffentlichten Umfrage wird festgestellt: „Die Hälfte der Kliniken nennt die Notaufnahme als besonders von Übergriffen belasteten Bereich.“ Die Gewalt gegenüber Beschäftigten hätten schwerwiegende Folgen für die Kliniken. 24 Prozent von ihnen nannten sogar Kündigungen infolge von Übergriffen. Selbst wenn ein Konflikt ohne physische Gewalt beigelegt werden kann, beeinträchtigt er die – meist unter großem Zeitdruck ablaufende – Versorgung anderer Patienten. Die DKG nimmt zu dem Problem unmissverständlich Stellung: „Neben kurz- und mittelfristigen Personalausfällen kündigen Klinikbeschäftigte und wechseln komplett ihren Beruf. Wir fordern eine konsequente Verfolgung der Straftaten und vor allem eine gesellschaftliche Debatte und politisches Handeln über zunehmende Gewalt, soziale Schieflagen und sinkende Hemmschwellen.“ Gewalt in Krankenhäusern ist jedoch nur ein Punkt in der breiten Palette von Gefahren, die das Gesundheitswesen belasten. Ein weiterer, sehr schwerwiegender Aspekt ist die Belastung durch Diebstähle. Die Zahl der Diebstähle in Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen ist 2023 im Vergleich zu 2022 um fast ein Fünftel gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 4.254 Fälle angezeigt, ein Anstieg von 17,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so das NRW-Landeskriminalamt. „Dass in Krankenhäusern Gegenstände gestohlen werden, lässt sich trotz umfassender Sicherheitsvorkehrungen leider nicht gänzlich vermeiden“, fasste etwa die Sprecherin des Universitätsklinikums Jena, Annett Lott, die Lage zusammen, wie „Zeit-online“ im März dieses Jahres berichtete. Die Sprecherin brachte dabei die Herausforderungen für die Krankenhäuser auf den Punkt: Der Umgang mit Diebstählen sei ein Spagat zwischen Offenheit und Sicherheit. Tobias Berse, kaufmännischer Direktor bei den Alexianern, die unter anderem 29 Krankenhäuser betreiben, konstatierte gegenüber den„Westfälischen Nachrichten“: „Wir merken, dass die Diebstähle dreister werden.“ Wie er feststellte, kämen die Diebe immer seltener im Dunkeln, heimlich Bild: Pete Linforth/pixabay.com Peter Niggl Freier Journalist. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit.
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