DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFTSSCHUTZ 35 DSD 1 | 2024 Unternehmensschutz einmal anders betrachtet! Von Holger Köster Rosemarie T. ist Verkäuferin der Qualitätsbäckerei „Edelkruste“. Sie steht seit Jahren praktisch ohne Fehlzeiten hinter dem Tresen, berät die Kunden kompetent zu allen Backwaren und hat für jeden stets ein nettes Lächeln parat. Bei den Einkäufern ist Rosemarie T. überaus beliebt. Vom Inhaber des Geschäfts fühlt sie sich hingegen ungerecht behandelt. Bäckermeister Marinus K. mäkelt ständig an ihrer Arbeit herum. Nachdem Rosemarie T. viel Ärger angesammelt hat, entschließt sie sich, zur Bäckerei auf der anderen Straßenseite zu wechseln. Der sympathischen Verkäuferin folgt eine große Anzahl von Stammkunden. An ihren neuen Chef verrät sie viele Backtricks des früheren Arbeitgebers. Ihr ehemaliger Chef Marinus K. hat jetzt nicht nur ein Personal-, sondern auch ein Produktproblem. Die Grenzen der Überwachung Gegen die Untreue von Mitarbeitern versagen technische Mittel. Der Bäckereiinhaber etwa hätte seinen Laden rundum überwachen können – gegen das gute Gedächtnis der erfahrenen Mitarbeiterin wäre er machtlos geblieben. Sollte Marinus K. vorbeugend alle Gespräche der Gesellen mit der scheinbar vertrauenswürdigen Verkäuferin unterbinden? Seine Mitarbeiterin hätte täglich mit Ohrenschützern arbeiten müssen, um nicht über die Jahre jede Zutat seiner Backwerke kennenzulernen. Ob Kleinunternehmen, Mittelständler oder Großkonzern: Eine totale Überwachung aller Mitarbeiter ist organisatorisch in keinem Betrieb machbar. Auch aus rechtlichen Gründen ist der ständige und flächendeckende Einsatz von Überwachungstechnik nicht möglich. Mit Misstrauen und Furcht lässt sich überdies keine produktive Arbeitsatmosphäre herstellen. Ein mehrschichtiger Security-Ansatz fasst deshalb die Motivation des Personals mit ins Auge. Mitarbeiter, die sich an das Unternehmen innerlich gebunden fühlen, denken weder an die innere noch an die äußere Kündigung. Selbst bei unvermeidlichen Stellenwechseln bleiben sie dem ehemaligen Arbeitgeber loyal verbunden. Warnsignale der Untreue Die Ursachen betrieblicher Illoyalität sind vielfältig. Dauerkonflikte von Mitarbeitern mit der Geschäftsführung, Ärger über Arbeitsbedingungen oder höher dotierte Jobangebote der Konkurrenz können ein schlagkräftiges Team bedenklich ausdünnen. Mit jedem gekündigten Mitarbeiter wandern betriebliche Geheimnisse auf den Arbeitsmarkt. Manchmal kann schon der weitergetragene Firmenklatsch unangenehme Folgen haben. Arbeitgeber sollten ein Auge für die Anzeichen innerer Kündigungen entwickeln. Wachsende Fehlzeiten, schlechtere Arbeitsleistungen oder ein Flurfunk, der sich zunehmend den Karrierechancen bei der Konkurrenz widmet, bilden wichtige Alarmzeichen. Zu berücksichtigen ist auch, dass manche Headhunter nicht nur um Köpfe, sondern auch um das intime Wissen der Köpfe werben. Eine Übersicht über Personalstudien belegt: Durchschnittlich vier von zehn Beschäftigten sind so unzufrieden, dass sie in ständiger Wechselbereitschaft arbeiten. Wenn es die Lage auf dem Stellenmarkt erlaubt, verlassen sie die Firma und heuern Arbeitsaustausch zum Wirtschaftsschutz und zur Nationalen Wirtschaftsschutzstrategie: (vl.) Holger Köster, Vorsitzender des BDSW-AK Wirtschaftsschutz, Dr. Peter Schwark, BDSW-Hauptgeschäftsführer und Dr. Berthold Stoppelkamp, BDSW-Geschäftsführer

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