DER SICHERHEITSDIENST

58 DSD 1 | 2023 SICHERHEITSTECHNIK SafeNow – Innovation schafft Sicherheit Punktgenaue Hilfe durch neue App Von Bernd Michael Schäfer Jeder Sicherheitsdienstleister kennt diese Situation: Zwar war die im Sicherheitskonzept vereinbarte Anzahl von Mitarbeitern am Einsatzort, aber niemand hat bemerkt, dass es zu einer körperlichen Auseinandersetzung oder einem sexuellen Übergriff kam. Der Veranstalter oder Betreiber der Location reagiert mit Drohungen und Haftbarhaltungen, es gibt einen neuen Versicherungsschaden auf dem Haftpflichtvertrag des Dienstleisters, der Sicherheitsdienstleister selbst ist in der Defensive, weil während seiner Verantwortlichkeit ein solcher Vorfall nicht detektiert wurde, und das Opfer hat den Schaden, wenn es dumm läuft, lebenslang. Das Problem besteht darin, dass zwischen dem Opfer und dem Sicherheitsdienst bisher keine direkte Kommunikation erfolgen kann, dass also der Betroffene nicht passgenau Hilfe herbeirufen kann, wenn er sie braucht. Und ohne dieses Signal merkt die Security nichts. Eine interessante Innovation bietet nun SafeNow. Das Tech-Start-up aus München hat eine App entwickelt, die es Hilfesuchenden ermöglicht, mit einem Klick einen Alarm an das lokale Sicherheitspersonal zu schicken. Möglich wird dies durch die Errichtung einer „SafeNow-Zone“. In dieser vom Veranstalter oder Betreiber einer Liegenschaft definierten Bereich finden Helfer und Hilfebedürftiger schnell zusammen. Das erstaunliche Ergebnis: Die Helfer treffen teilweise in weniger als zwei Minuten am Ort des Geschehens ein! Deutsche Bahn macht Pilotprojekt am Bahnhof Südkreuz In einem groß angelegten Pilotprojekt von Deutscher Bahn, Bundespolizei und SafeNow sollte in einem dreimonatigen Test am Bahnhof Berlin Südkreuz herausgefunden werden, wie sich der Einsatz von SafeNow auf die Mitarbeiter vor Ort, das Sicherheitspersonal und auf die Fahrgäste auswirkt. So wurde der Bahnhof, auf dem täglich ca. 170.000 Fahrgäste unterwegs sind, in eine SafeNow-Zone verwandelt. Der gesamte Test wurde von einem wissenschaftlichen Institut begleitet, um die Ergebnisse in einer Studie festzuhalten. Und die Testergebnisse können sich sehen lassen: Die direkte Kommunikationsmöglichkeit zwischen Reisenden und Sicherheitspersonal per Hilferuf-App wurde als sehr vorteilhaft beschrieben. Mitarbeiter des Sicherheitspersonals schildern ihren Eindruck, dass sie auf sicherheitsrelevante Vorkommnisse adäquat reagieren und bedarfsgerechteUnterstützung leisten können. Die Zufriedenheit über die schnelle Reaktionszeit sei ihnen auch von den Hilfe suchenden Personen zurückgespiegelt worden, und dies habe zu angenehmen Interaktionen und Freude bei der Arbeit beigetragen. Die Effekte der Hilferuf-App wurden dabei einerseits als Arbeitserleichterung beschrieben, andererseits als Verbesserung der Qualität der eigenen Arbeit und damit auch als Mittel, das die Zufriedenheit mit dem eigenen beruflichen Handeln und die Selbsteffizienz imDienst erhöhen kann. Während des Tests wurden insgesamt 43 über die Hilferuf-App vermittelte Alarmereignisse angenommen, bearbeitet und dokumentiert. Zwischen dem 21. Juli und 21. Oktober 2022 gingen wöchentlich zwischen einem und sechs Alarme ein, durchschnittlich drei Alarme pro Woche. Die relativ geringe absolute Anzahl von Alarmen ist darauf zurückzuführen, dass nur ein kleiner Teil der Fahrgäste am Bahnhof Südkreuz die App im Testzeitraum nutzte. Das Sicherheitspersonal nahm alle 43 eingegangenen Alarme an, in 39 Fällen konnte die Hilfe suchende Person angetroffen und Unterstützung geleistet oder die Situation geklärt werden. Dabei wurde ein breites Spektrum von Vorfällen bearbeitet, das von Verstößen gegen die HausordGeschäftsführender Gesellschafter der ATLAS Versicherungsmakler für Sicherheits- und Wertdienste GmbH Bernd Michael Schäfer

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