DER SICHERHEITSDIENST

KRITISCHE INFRASTRUKTUR 43 DSD 1 | 2023 Die Folgen eines lang anhaltenden Stromausfalls sind nur bedingt vorhersehbar – umso wichtiger sei es, dass Kommunen handlungs- und entscheidungsfähig bleiben, betonen die Sicherheitsexperten. ist es, die Handlungsfähigkeit der Kommunalverwaltung als Organisation zu verbessern und die Bewältigungsfähigkeit in der örtlichen Gemeinschaft zu erhöhen. Die sieben Schritte der Municipal Impact Analysis (MIA): 1. Der erste Schritt von MIA ist die Abgrenzung des zu betrachtenden Ökosystems. Sie hat wesentliche Auswirkungen auf die zu betrachtenden Verwaltungsdienstleistungen und Organisationen von kommunaler Bedeutung. Bei der Abgrenzung sind die tatsächlichen Wirkungsketten zu analysieren, die sich nicht immer an kommunale Gebietsgrenzen halten – auch ein Klärwerk in der Nachbargemeinde muss Berücksichtigung finden. Bei Schritt 1 werden zudem Kritikalitätsstufen als Grundlage für die spätere Einordnung von Sachverhalten abgestimmt. In ihnen drückt sich die Entscheidung aus, welche Risiken akzeptiert werden können. Zudem müssen Szenarien definiert werden, die in der Analyse Berücksichtigung finden sollen, zum Beispiel Stromausfall, Flut oder Dürre. 2. In einem zweiten Schritt folgt die Erhebungder Organisationen von kommunaler Bedeutung. Sie umfassen Organisationen der KRITIS-Sektoren ebenso wie Organisationen, die über besondere Ressourcenwie Fuhrpark und Stromgeneratoren oder besondere Bedarfe, zum Beispiel Pflegeheime oder Dialysepraxen, verfügen. 3. Im dritten Schritt wird in einem Expertenworkshop mit Vertretern der Verwaltung und ausgewählter Organisationen die Bedeutung jeder Organisation für das Ökosystem „Kommune“ bewertet. Dies beinhaltet für jedes Szenario eine organisationsbezogene Einschätzung der Ausfallwirkung, der Unterstützungsbedürftigkeit und des Unterstützungspotenzials entlang einer zeitlichen Entwicklung (zum Beispiel vier, acht, 24, 48 Stunden) im Einklang mit den im ersten Schritt definierten Kritikalitätsstufen. 4. Im vierten Schritt werden im Kontext des Ökosystems die wichtigsten Prozesse innerhalb der kommunalen Verwaltung identifiziert: Welche Auswirkung hat der Ausfall der Verwaltungsdienstleistung in den jeweiligen Zeitspannen? 5. Es folgt die Einschätzung der akzeptablen Ausfallzeiten sowohl bezüglich der Verwaltungsprozesse als auch der Prozesse innerhalb des Ökosystems. Diese ergeben sich je Szenario aus den Analysen der Schritte drei und vier. 6. Im sechsten Schritt werden die individuelle Widerstands- und Bewältigungsfähigkeit von Organisationen und Verwaltung eingeschätzt. Dies erfolgt im Gespräch mit der Organisation selbst. Mögliche Leitfragen sind: Wie lange kann die Organisation den Betrieb aufrechterhalten? Welche Ressourcen können wann bereitstellt werden? Welche benötigt sie wann? Zur Bewertung werden die zuvor genutzten Zeitspannen genutzt. 7. Im siebten und letzten Schritt werden die Widerstandswerte mit den akzeptablen Ausfallzeiten verglichen. Im Falle von Abweichungen werden Handlungsempfehlungen zur Anpassung der organisationalen Kompetenzen erstellt und umgesetzt. MIA liefert der kommunalenVerwaltung ein fundiertes Lagebild zu Potenzialen, aber auch Schwächen in der eigenen Verwaltung und im kommunalen Ökosystem. Sie ist Voraussetzung für eine zielgerichtete Steuerung von Ressourcen im Krisenfall, für Investitionen und für die Förderung kommunaler Resilienz. MIA macht Gefahrenabwehr zum kommunalen Gemeinschaftsprojekt. Auch trotz neuartiger Bedrohungs- und Krisenszenarien kann auf diese Weise die unverzichtbare Kompetenz der kommunalen Selbstverwaltung zur Lösung von Krisen zur Geltung gebracht werden. Bild: # 1242416915 / istockphoto.com

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