DER SICHERHEITSDIENST

80 DSD 4 | 2022 DAS LETZTE Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) Florian Graf 2022 – ein spannendes Jahr enormer Herausforderungen Die wirtschaftliche Lage verlangt unseren Unternehmen viel ab Die Zeit der coronabedingten Schließungen ist nun weitestgehend überwunden. Während die Coronapandemie vor allem für die Wertdienstleister eine erhebliche Belastung darstellte, die das Zahlungsverhalten der Deutschen in einer vorher nicht vorstellbaren Geschwindigkeit zugunsten unbarer Zahlungsmittel veränderte, hat sich die Nachfrage nach Bargeld in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren erfreulicherweise wieder leicht erholt. Die Verbraucher entscheiden sich nun wieder vermehrt für Bargeld. Auch deshalb lehnen wir eine EU-weite Barzahlungsgrenze von 10.000 Euro ab! Das ist eine wichtige und für den Erhalt einer funktionsfähigen Bargeldinfrastruktur notwendige Entwicklung. Doch durch die Folgen des grausamen Krieges in der Ukraine befindet sich unser Land in einer wirtschaftlichen Krise: Die Inflation in Deutschland ist aufgrund angestiegener Energiepreise auf den höchsten Wert seit 40 Jahren angestiegen. Dies, die weltweite Knappheit an Rohstoffen und die gestressten Lieferketten fordern die deutsche Wirtschaft massiv. Die Suche nach geeignetem Personal bleibt für uns hochaktuell Hinzu kommt aktuell ein auch in unserer Branche zunehmender Personal- und Fachkräftemangel. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich mit dem grundlegend verändernden Zahlungsverhalten der Verbraucher in den letzten Jahren ein Strukturwandel in der Branche ergeben hat. Diesen mit den Konsolidierungsprozessen, der Digitalisierung und dem veränderten Auftragsverhalten der Kunden verbundenen Herausforderungen stellt sich unsere Branche mit großer Professionalität. Aber die Unternehmen sind momentan bundesweit mit nicht gekannten Personalengpässen und einem leergefegten Arbeitsmarkt konfrontiert. Nach langwierigen Verhandlungen und Warnstreiks konnten wir Anfang Juli einen zum 1. August in Kraft getretenen Tarifvertrag für die rund 11.000 Beschäftigten der Geld- und Wertdienstleister mit einer Laufzeit von 27 Monaten abschließen. Wir sind zuversichtlich, dass dieser uns auch bei der Anwerbung neuer Arbeitskräfte helfen wird und die Unternehmen eine stabile Leistungssituation gewährleisten. Zudem sind wir dabei auch bei der Angleichung der Löhne zwischen den Bundesländern einen deutlichen Schritt vorangekommen. Die Politik muss Rahmenbedingungen mit Augenmaß schaffen Auch die Politik muss die Rahmenbedingungen behutsam neu ausrichten. Gerade in Zeiten des Beschäftigtenmangels braucht es Anreize zur Arbeitsaufnahme anstatt dagegen. An allen Ecken und Enden spüren wir gerade den sich immer weiter ausweitenden Mangel an Beschäftigten und Fachkräften. Die Bundesregierung beabsichtigt zum 1. Januar 2023 das sogenannte Bürgergeld einzuführen. Dieses birgt leider das Risiko, dass sich dieses Problem schnell noch weiter verschärft. Maßnahmen, die den Wiedereinstieg in eine Berufstätigkeit eher verhindern als unterstützen sind für viele Branchen gerade ein zusätzliches Problem. Gerade der Wegfall von Sanktionen bei Verstößen gegen die Mitwirkungspflicht der Leistungsempfänger ist nicht zielführend, um die Betroffenen zu motivieren, einer Tätigkeit nachzugehen. Wir dürfen die Anreize, nicht arbeiten zu gehen, nicht weiter erhöhen, sondern müssen uns im Interesse der Gesellschaft undWirtschaft mit Maßnahmen befassen, die die Anreize zur Arbeitsaufnahme steigern. Für Branchen mit niedrigen Zugangsvoraussetzungen ist das besonders notwendig. Da es bisher noch keine Begründung zum Urteil des Bundesarbeitsgerichtes zur Arbeitszeiterfassung gibt, sind die konkreten Auswirkungen bislang unklar. Eine sofortige, digitale Zeiterfassung wäre in der Realität nur schwer umsetzbar, da die meisten Einsätze der Beschäftigten unserer Branche an wechselnden Orten stattfinden. Zudem würde sie zu erheblichen finanziellen Belastungen für die Unternehmen und Ärger wegen der möglichen Überwachung von Beschäftigten führen. Für unsere Branche fordern wir auch in diesem Punkt eine Politik mit Augenmaß.

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