DER SICHERHEITSDIENST

42 DSD 4 | 2022 LUFTSICHERHEIT Zuständigkeiten und Prozesse vereinfachen Im Gespräch mit Udo Hansen Udo Hansen, Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), äußert sich im Gespräch mit Annabelle Schott-Lung zur Situation an deutschen Flughäfen in diesem Sommer und zur Perspektive der Luftsicherheit. Die Hauptreisezeit ist gerade zu Ende gegangen. Wie fällt Ihr Fazit aus? Wie hat sich die Sicherheitswirtschaft an den Flughäfen geschlagen? Udo Hansen: Die Sicherheitsdienstleister haben sich gut geschlagen. Sie konnten bei einem Passagieraufkommen von weniger als 80 Prozent mit etwa 90 Prozent des Personalstandes, jeweils im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit, diemeisten Spitzen des Sommerreiseverkehrs gut bewältigen, ohne dass es zu außergewöhnlichen Wartezeiten gekommen ist. Dass es in den Sommerferien zu längerenWartezeiten als im„Normalbetrieb“ kommt, ist völlig normal – das kennen wir ja genauso von den Autobahnen oder aus dem Bahnverkehr. Die anfangs chaotischen Zustände an den deutschen Flughäfen wurden ja vor allem dem fehlenden Sicherheitspersonal angelastet … Udo Hansen: Dieser immer wieder aufgestellten Behauptung muss ich deutlich widersprechen. Mit dem oben genannten Personalbestand konnten wir überwiegend unsere Aufgaben im Sommerreiseverkehr zufriedenstellend bewältigen. Der offenkundige Personalmangel in unterschiedlicher Ausprägung in vielen Bereichen des Flughafenbetriebes hat naturgemäß in Verkehrsspitzenzeiten zu Störungen des Betriebsablaufes geführt. Wenn der Check-in und die Gepäckaufgabe bereits stark verzögert sind und dadurch mit sehr langenWarteschlagen ablaufen, staut es sich natürlich auch an den Sicherheitskontrollen und allen dahinterliegenden Bereichen. Hinzu kamen dann noch massive „Peaks“ – mit sehr vielen Abflügen zur selben Zeit oder in sehr kurzen Zeitfenstern, in denen eine unverhältnismäßig große Passagierzahl die Kontrollen durchliefen. Diese Faktoren führen dann zu vollen Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen – auch bei vollbesetzten Kontrollstellen. Diese Situation wurde außerdemdurch einen außergewöhnlich hohen, teilweise coronabedingten Krankenstand verschärft. Wenn es um die personelle Planung der Luftsicherheit geht: Wie kann man die unterschiedlichen Szenarien – zunächst Zunahme des Flugverkehrs bis zur Coronakrise, dann Stillstand, jetzt Wiederanlaufen – in Zukunft unter einen Hut bekommen? Udo Hansen: Die Coronapandemie hat eindrücklich gezeigt, dass die gesamte Wirtschaft mit derartigen Problemen nicht gerechnet und entsprechend nicht vorgesorgt hat.Wir müssen uns daher zunächst mit den bereits bekannten Herausforderungen für den Luftverkehr befassen. Dazu gehört der stetig steigende Personal- und Fachkräftemangel, aber auch bereits lange bekannte andere Aspekte wie die nicht optimale Abstimmung der einzelnenVorgänge an den Flughäfen, dieVielzahl der unterschiedlichen Akteure, Entscheider und Grundlagen, auf denen die Qualifikation, Prüfung und Beschäftigung sowie der konkrete Einsatz des Personals basieren. Auch die Sicherheitsbranche klagt über Nachwuchsmangel. Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um diese Herausforderung zu lösen? Udo Hansen Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) Die Erstveröffentlichung des Interviews erfolgte in der Ausgabe 10/2022 der Zeitschrift PROTECTOR. www.sicherheit.info Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Bild: #95648980/Fotolia

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