DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 37 DSD 4 | 2022 Florian Graf: Die Zahl der erwähnten freien Stellen ist leider seit Jahren sehr hoch. Hinzu kommt, dass sich die Branche stetig verändert und immer neue Aufgabenbereiche hinzukommen – was im Grunde natürlich erfreulich ist, die personelle Situation aber nicht entspannt. Hinzu kommt der demografische Wandel. Wir rechnen auch nach dem wünschenswerten Ende der Coronapandemie weiterhin mit einem Personalmangel in der Branche und haben diese Herausforderung für die nächsten Jahre ganz oben auf unserer Todo-Liste. Welche Maßnahmen halten Sie für erforderlich, um die Fachkräftefrage effektiv anzugehen – und welche Rolle können Sie als BDSW hier spielen? Florian Graf: Nach meiner Auffassung ist es essenziell, das Bild der Branche in der Öffentlichkeit zurechtzurücken und damit für potenziell neue Beschäftigte attraktiv zu sein. Das wird dann auch dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für diese Tätigkeiten interessieren und ihre Zukunft langfristig in unserer Branche sehen können. Die Branche bietet mittlerweile so viele spannende und mitunter sehr anspruchsvolle Aufgaben, dass es wichtig ist, insgesamt vom vorherrschenden schlechten„Security-Image“ wegzukommen. Denn leider ist das Image der privaten Sicherheit zuweilen immer noch davon geprägt, was an schlechten Beispielen in der Presse aufgegriffen wird. Dass es sich dabei um Einzelfälle handelt, wird schnell vergessen. Wenn dann noch neue Regelungen durch das zukünftige Sicherheitsgewerbegesetz hinzukommen, die die Qualität der Dienstleistung grundlegend steigern, sind wir auf einem guten Weg. Eins der wichtigen Themen, das die Sicherheitswirtschaft und den BDSW schon seit Jahren beschäftigt, ist die Forderung nach einem Sicherheitsgesetz für private Sicherheit. Es geht Ihnen hier ja vor allem um Qualitätssicherung? Könnten Sie noch einmal zusammenfassen, was Ihnen da im Einzelnen wichtig ist? Florian Graf: Dieses Gesetz ist uns so wichtig, weil es die gesamte Branche auf eine neue Basis stellen wird. Wenn die Qualitätsanforderungen an Unternehmen und Beschäftigte nicht mehr nur auf den völlig veralteten Regeln des Gewerberechts fußen, gibt uns dies die Chance, unsere Branche völlig neu aufzustellen. Wie bereits erwähnt, wollen wir das Image der Branche verbessern. Dabei geht es darum, beispielsweise verbindliche Anforderungen an Qualifikation, Schulung und Weiterbildung aller Sicherheitsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen sowie Führungskräfte für besondere Einsatzbereiche oder die verbindliche Implementierung von Qualitätskriterien in die öffentliche Auftragsvergabe für die gesamte Branche gesetzlich festzuschreiben. Dadurch wird sich zwangsläufig auch die Qualität der Dienstleistung verbessern. Wenn es um die Auftragsvergabe geht, soll das wirtschaftlichste Angebot gewählt werden – diese Formulierung meint ja nicht das billigste ...? Florian Graf: Genau, das ist der entscheidende Punkt. Das wirtschaftlichste Angebot bedeutet, dass aus einer Abwägung zwischen Preis und Leistung das „beste“ Angebot ausgewählt wird, anstatt sich ausschließlich auf den Preis zu fokussieren und alle anderen Anforderungen hintanzustellen oder ganz außer Acht zu lassen. Die von uns geforderten Korrekturen und Veränderungen im Vergaberecht würden zu einer eindeutig besseren Praxis führen und das Quelle: eigene Berechnungen aufgrund Zahlenmaterials vom Statistischen Bundesamt

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