DER SICHERHEITSDIENST

1 DSD 4 | 2022 EDITORIAL Vorstandsvorsitzender der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste Michael Mewes Ohne Bargeld geht es nicht Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, wir erleben eine Zeit größter Unsicherheit und Veränderungen. Besonders bedrückt uns dabei der Krieg in der Ukraine, in dessen Folge hohe Energiekosten und erhöhte Inflation sowie Rohstoffmangel und gestresste Lieferketten auch die deutsche Wirtschaft massiv schwächen. Im Weiteren müssen wir mit verstärkten Ausspähungen imtechnologischenSektor,mit Sabotageaktionen und mit Cyberangriffen rechnen, die sich gegen die Kritischen Infrastrukturen richten. Auch wir als Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) sind mit unserer Expertise aktuell regelmäßig bei Themen rund um die Sicherung der Kritischen Infrastruktur im Finanzsystem gefragt. Dabei wird deutlich, dass die kontinuierliche Arbeit der BDGW seit über 50 Jahren im Zusammenwirken mit unseren Mitgliedern und deren Mitarbeitern sowie unseren Partnern im Bargeldkreislauf stetig zu einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung und Akzeptanz unserer Branche geführt hat. Gemeinsam haben wir die Standards entwickelt und umgesetzt, die uns heute durchaus die selbstbewusste Aussage ermöglichen, nicht nur ein wichtiger, sondern vielmehr ein entscheidender und zentraler Akteur im Bargeldkreislauf zu sein. Im Rahmen einer Festveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Interessenvertretung unserer Branche haben wir im Frankfurter Römer am 22. Juni 2022 mit dem Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Prof. Dr. Johannes Beermann, gemeinsam auf diese Zeit zurückgeblickt, vor allem aber auch optimistisch auf die vor uns liegenden Herausforderungen geschaut. Danach ist und bleibt es von elementarer Bedeutung, dass die Verbraucher die von ihnen gewünschte Wahlfreiheit der Zahlungsmittel haben und nutzen. Genau das trägt entscheidend dazu bei, dass die Bargeldinfrastruktur weiter wirtschaftlich betrieben und die Bargeldversorgung der Bevölkerung langfristig gewährleistet werden kann. Bereits die Coronapandemie stellte für die Wertdienstleister eine erhebliche Belastung dar, die das Zahlungsverhalten der Deutschen in einer vorher nicht vorstellbaren Geschwindigkeit zugunsten unbarer Zahlungsmittel veränderte. Seit einigen Monaten erholt sich die Nachfrage nach Bargeld in Deutschland im Vergleich zu denVorjahren erfreulicherweise wieder leicht. Die Verbraucher entscheiden sich nun wieder vermehrt für Bargeld. Das ist eine wichtige und für den Erhalt einer funktionsfähigen Bargeldinfrastruktur notwendige Entwicklung. Allein Bargeld ist inklusiv und zudem für die Resilienz im Zahlungsverkehr am POS unentbehrlich. Bargeld bricht eben nicht zusammen, wenn der Strom ausfällt oder ein Cyberangriff ein Zahlungssystem lahmlegt. Jede Gesellschaft, die sich ausschließlich auf digitale Plattformen verlässt, die von großen Institutionen betrieben werden, wird Probleme mit der Widerstandsfähigkeit haben. Auch deshalb fordern wir von der Bundesbank und der Politik, über allgemeine Sympathiebekundungen für das Bargeld hinausgehende konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Auf unserer Jahreshauptversammlung am 8. November in Berlin sind wir mit diesen Entscheidern darüber in einen intensiven Dialog getreten, unter anderem mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, Dr. Florian Toncar, als Vertreter der Bundesregierung. Bargeld ist immer noch das beliebteste, kostengünstigste und effizienteste Zahlungsmittel. Und wir sind froh darüber, dass es einen breiten politischen Konsens darüber gibt, dass das Bargeld erhalten und verteidigt werden muss. Neben einer langfristigen Mindestabdeckung Deutschlands mit Stellen zur Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld benötigen wir jedoch eine bundesweite Verpflichtung zur Annahme von Bargeld in allen Stellen mit direktem Bürgerkontakt. Unsere Diskussionsrunde in Berlin mit den wichtigen Finanzpolitikern des Deutschen Bundestages wie Antje Tillmann (CDU/CSU), Christoph Meyer (FDP) und Stefan Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen) zu diesem konkreten Thema stimmt uns optimistisch. In jedem Fall werden wir bei diesem Thema sehr aktiv bleiben, und das in enger Zusammenarbeit mit den Vertreterinnen und Vertretern des Verbraucherschutzes und der Arbeitnehmer sowie weiteren Bargeldakteuren und Pro-Bargeld-Initiativen. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2023! Ihr Michael Mewes

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