DER SICHERHEITSDIENST

SCHUTZ VON VERANSTALTUNGEN UND MESSEN 11 DSD 1 | 2022 esen, dass er die Personalstärke als zu gering einschätzt, um die Sicherheit zu gewährleisten, und wir den Auftrag nur mit einer Personalaufstockung durchführen würden. Bezeichnenderweise haben wir den Auftrag dann nicht bekommen. Wenn der Sicherheitsdienst nur ausführendes Organ ist, wie Sie sagen, hält sich seine Haftung wohl in Grenzen, denn er kann ja nicht„schuld“ sein, wenn etwas schiefgeht. Dirk Dernbach: Es wird natürlich immer ein Schuldiger gesucht. Wenn man googelt, steht oft die Polizei in der Kritik, die aber auch, wenn alles gut verläuft, immer die Erste ist, die darauf hinweist, dass ihr Konzept aufgegangen ist. Gerade bei Veranstaltungsunglücken ist es aber doch sehr schwer, einen Schuldigen zu finden. Wenn bei einem Unwetter ein Aufbau umkippt – wer ist schuld? Oder nehmen Sie besagte Katastrophe im Heysel-Stadion. Ein korrupter UEFA-Verantwortlicher verkauft Tickets auf eigene Rechnung an ein Reisebüro. Dadurch gelangen Fans der einen Mannschaft in den Fanblock, der eigentlich für neutrale Fans vorgesehen ist. Es kommt zu Rangeleien, derer die nur acht dort eingesetzten Polizeibeamten nicht Herr werden. Private Sicherheitskräfte gab es nicht. Steine aus einer maroden Wand werden als Waffe eingesetzt. Die Wand kippt schließlich um und begräbt Menschen unter sich. Wer war schuld – der UEFA-Verantwortliche, die Polizei, der Stadionbauer oder der Betreiber? Eine müßige Suche nach einem Schuldigen. Wenn man dem Ganzen etwas Positives abringen möchte ist es dies, dass danach Maßnahmen umgesetzt wurden, in der Hoffnung, dass sich so was nicht wiederholt. Ist Event Security – von Corona mal abgesehen – eigentlich ein guter Einstieg für jemanden, der im Sicherheitsgewerbe Karriere machen will? Dirk Dernbach: Die Besonderheit dieser Sicherheitsdienstleistung liegt darin, dass für einen sehr kurzen Zeitraum sehr viele Sicherheitskräfte benötigt werden, beispielsweise bei einem Fußballspiel 1.000 Leute für fünf Stunden. Die Folge ist, dass auf diesemGebiet vor allem geringfügig Beschäftigte, also 450-Euro-Kräfte, arbeiten, die in der Mehrzahl hauptberuflich einer anderen Tätigkeit nachgehen. Insofern ist das also kein Karrieresprungbrett. Allerdings ist Event Security unter den verschiedenen Sicherheitstätigkeiten eine der spannendsten, denn es gibt die unterschiedlichsten Aufgaben und Szenarien. Die Stimmung bei der Sportveranstaltung, die Möglichkeit, mal einen Rockstar von ganz nahe zu erleben – das kann durchaus attraktiver sein, als jede Nacht dieselbe Route durchs Firmengebäude zu laufen. Aber wir haben auch schon einige unserer Eventkräfte anderweitig eingesetzt, die ihre Berufung nun in der Sicherheitsbranche gefunden haben. Was sind die Coronafolgen für diejenigen, die sich auf Event Security spezialisiert haben? Dirk Dernbach: Dass das Geschäft inzwischen seit zwei Jahren praktisch zum Erliegen gekommen ist, ist bekannt. Inzwischen gibt es wieder Veranstaltungen, aber viel zu wenig Personal. Das ist zwar im gesamten Sicherheitsgewerbe so, aber bei der Event Security viel dramatischer. Die vielen 450-Euro-Kräfte haben sich umorientiert und zögern aufgrund der Unsicherheiten, wieder zurück- zukommen. Neueinsteiger müssen ausgebildet werden. Das dauert, zumal auch die Ausbildungs- und Prüfungsinstitutionen erst langsam wieder in die Gänge kommen. Hier helfen sich die Marktteilnehmer derzeit gegenseitig als Subunternehmer. Wir sind in der vierten Coronawelle, die fünfte steht bevor – und die Politik macht die schlechteste Figur von allen. Wie sehen Sie die Perspektive in Sachen Event Security? Dirk Dernbach: Eine zuverlässige Prognose kann ich nicht stellen, dafür ist vor allem die Politik zu unberechenbar. Auch bleibt abzuwarten, wie viele Veranstalter die Krise überstehen. Es fallen ja auch nicht alle Events aus, sondern werden nur verschoben. Also ist damit zu rechnen, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt so viele Events gibt, dass sich das Personalproblem nochmals verschärft. Ich persönlich habe das Jahr 2024 im Blick – dann soll nämlich die Europameisterschaft in Deutschland stattfinden. Für die Eventbranche – ob Veranstalter, Künstler, Techniker oder Sicherheitsdienstleister – kann man nur wünschen, dass der Coronaalbtraum dann vorbei ist. Bilder: Securitas

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