DER SICHERHEITSDIENST

59 4 | 2021 DER SICHERHEITSDIENST SICHERHEITSFORSCHUNG Welche Akteure in welchem Umfang und mit welchen Aufgaben und Zuständigkeiten im städtischen Raum tätig sind, unterscheidet sich jedoch von Kommune zu Kommune. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger unterschiedlicher Bereiche stehen damit vor der Herausforderung, die dynamische Entwicklung einer solchen Pluralisierung zu verstehen und zu gestalten. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Nachwuchsforschungsprojekt „PluS-i – Pluralisierung lokaler urbaner Sicherheitsproduktion – interdisziplinäre Analysen für ein kontextadäquates, legitimes, effizientes und effektives plurales Polizieren“ setzt sich am Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) mit dem vielfältigen Wandel der lokalen Sicherheitsproduktion in deutschen Großstädten auseinander. Im Fokus steht dabei das für die Bevölkerung direkt sichtbare staatliche, gewerbliche und private Handeln zur Gewährleistung und/oder Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung in fünf deutschen Großstädten. In diesem Beitrag werden erste Ergebnisse aus dem Projekt vorgestellt. Vielfältige Vielfalt von Streifentätigkeit und sichtbarer Sicherheitsarbeit in Innerstädten In der politischen Diskussion um Sicherheit und Ordnung wird immer wieder ein Mehr an Sichtbarkeit der Sicherheitsakteure, z. B. Streifentätigkeiten, gefordert. Dieses wird als Mittel zur Vermeidung von Kriminalität und Unordnung sowie zur Steigerung des Sicherheitsgefühl angesehen. Für lange Zeit wurden hierbei die Polizeien – Landespolizeien und Bundespolizei – in alleiniger Verantwortung gesehen. Doch hat sich dieses Quasi-Monopol in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Heute wird eine Vielfalt weiterer Sicherheitsakteure – z. B. Ordnungsdienste von Kommunen, private Sicherheitsdienstleister – in den Innenstädten sichtbar. Diese Vielfalt wird unter dem Schlagwort des pluralen Polizierens diskutiert. Hierbei hat sich herausgestellt, dass plurales Polizieren kein homogenes Phänomen ist. Dessen Ausgestaltung unterscheidet sich sowohl von Bundesland zu Bundesland (vor dem Hintergrund abweichender gesetzlicher Grundlagen) und nochmals zwischen Städten. Diese Vielfalt des pluralen Polizierens lässt sich so auch in den fünf Untersuchungsstädten des Projektes PluS-i erkennen. Mittels Experteninterviews, Beobachtungen der Sicherheitsarbeit und Dokumentenanalysen konnten vier unterschiedliche Modelle des pluralen Polizierens identifiziert werden, die sich in den vorhandenen Sicherheitsakteuren sowie deren Relevanz für die Sicherheitsproduktion im öffentlich zugänglichen innerstädtischen Raum unterscheiden. Diese vier unterschiedlichen Modelle des pluralen Polizierens zeigen eine mögliche Vielfalt der Ausgestaltung der sichtbaren Sicherheitsarbeit durch eine Mehrzahl an Akteuren auf und variieren von einer primär staatlichen Ausrichtung bis zu einer Mischung aus staatlicher und privater Sicherheitsproduktion. Plurales Polizieren Modelle, bürgerschaftliche Zufriedenheit und Zahlungsbereitschaft Von Dr. Tobias John, Sigrid Pehle und Dennis Goldig In deutschen Städten sorgt seit einiger Zeit nicht mehr nur die Polizei für Sicherheit und Ordnung, sondern auch kommunale Ordnungsdienste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der gewerblichen Sicherheit und Bürgerinnen und Bürger in Form von freiwilligen Polizeidiensten. Sichtbar für die Bevölkerung werden diese vor allem bei ihren Streifengängen durch die Städte. Dr. Tobias John ist stellvertretender Leiter des Nachwuchsforschungsprojektes PluS-i an der Universität Münster. Sigrid Pehle ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Projekt PluS-i. Dennis Goldig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im Projekt PluS-i.

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