DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 44 DSD 4 | 2025 ren Organisationen Informationen entwenden, unautorisiert weitergeben oder andere schädigende Handlungen ausführen. Beschäftigte können auch unbewusst zu Innentätern werden, z. B. wenn sie durch Social Engineering manipuliert wurden.“5 Wer kann (potenziell) zum Innentäter werden? Das BfV konstatiert, dass die Gefahr von Innentäterhandeln aus verschiedenen Richtungen kommen kann. Nicht nur das Stammpersonal kann betroffen sein, sondern auch Personen, die nur vorübergehend Zugriff auf Firmeninterna haben. Neben aktuellen und ehemaligen Beschäftigten potenziell auch geschäftliche Kontakte wie Kunden oder Lieferunternehmen sowie Personen im Bereich externer Dienstleistungen (Beratung, ITService, Personal, Reinigung etc.).6 Wer wird warum und wie zum Innentäter? Entscheidende Faktoren hierfür sind unterschiedliche Ebenen und Faktoren der Motivation sowie Tatgelegenheiten. Auf der Ebene der Motivation sind u. a. persönliche, aber auch arbeitsplatzbezogene Ursachen zu identifizieren. Unter anderem finanzielle Anreize, Faktoren auf der psychologischen Ebene sowie radikale bzw. extremistische Überzeugungen sind hier zu nennen. 5 Vgl. https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/glossareintraege/DE/I/innentaeter.html (27.10.2025). 6 Vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz (2022): Informationsblätter zum Wirtschaftsschutz. Bedrohung durch Innentäter, S. 1. 7 Vgl. Bundesamt für Verfassungsschutz (2025): Gefährdungen durch russische Spionage, Sabotage und Desinformation, S. 14-15. Streben nach Anerkennung, Respekt oder Freundschaft sind mögliche persönliche Faktoren. Druckaufbau durch externe Akteure, beispielsweise in Form einer Erpressung durch Geheimdienste oder deren Proxys, spielt eine Rolle bei Innentäterschaft im Kontext Spionage, Sabotage durch fremde Geheimdienste. Auch Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und fehlende Identifikation mit dem Unternehmen, der Einrichtung können eine Rolle spielen. Tatgelegenheiten und Präventionsmöglichkeiten werden in Teil 2 dieser Artikelserie (in der kommenden DSD-Ausgabe 1 I 2026) besprochen. Proxy-Akteure, „Low-Level-Agenten“ Als neuartig bei der Vorgehensweise russischer Geheimdienste beschreiben die deutschen Verfassungsschutzbehörden den zahlreichen Einsatz von „niederschwellig rekrutierten Low-Level-Agenten“, also Proxy-Akteuren. Solche „Low-Level-Agenten“ sind Akteure, die für russische Geheimdienste tätig werden, ohne diesen selbst anzugehören. Sie funktionieren als Handlanger im Auftrag russischer Akteure im Bereich Ausspähung als Vorbereitungshandlung für Sabotage und in ihrer Ausführung. Diese Proxy-Akteure sind oftmals (klein)kriminell und werden über soziale Medien oder Messengerdienste angeworben und gesteuert. Zumeist agieren sie aus finanziellen Beweggründen heraus. Jedoch könne zugleich auch eine ideologische Motivation vorliegen („Ost-West-Konflikt“, ideologische Entscheidung pro Russland, gegen westliche Demokratien), so das Bundesamt für Verfassungsschutz aktuell. Der geheimdienstliche Hintergrund des Auftraggebers könnte diesen Proxys auch verborgen bleiben, aufgrund von undurchsichtigen Auftragsketten mit zwischengeschalteten Mittelsmännern.7 Fazit Wer wird (potenziell) warum und wie zum Innentäter? In zwei Teilen einer Artikelserie werden Faktoren wie Motivation und Tatgelegenheiten einerseits, Präventionsmöglichkeiten andererseits besprochen. Die Motivationslage kann sich unterschiedlich zusammensetzen, im Laufe der Zeit auch verändern. Im Kontext von geopolitischen und geoökonomischen Krisen können fremde Geheimdienste dazu tendieren, Innentäter als Mittel für Spionage und Sabotage zu nutzen. Bild: # 690772190 / istockphoto.com

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