DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 4 DSD 4 | 2025 Vorstandsvorsitzender der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste und Geschäftsführer der Cash Logistik GmbH www.cls.ag Bargeld erhalten – Bargeldkreislauf sichern Von Michael Mewes Digitaler Trend und politischer Druck Digitale Zahlungsmittel sind auf dem Vormarsch. Doch während Innovation begrüßenswert ist, gerät das Euro-Bargeld zunehmend unter Druck – nicht nur durch gesellschaftliche Trends, sondern auch durch politische Maßnahmen. Die Berliner Regierungskoalition plant ein Gesetz, das Händler verpflichtet, mindestens eine digitale Zahlungsalternative anzubieten. Der Bundesrat unterstützt diese Initiative. Hinzu kommen EU-Regeln zur Obergrenze bei Bargeldzahlungen, die Diskussion über die Abschaffung kleiner Münzen und das bevorstehende Legislativpaket zum Euro-Bargeld und digitalen Euro. Diese Schritte stärken die Bargeldnutzung nicht – sie gefährden eine stabile Bargeldinfrastruktur. Freiheit und Wahlmöglichkeiten Die entscheidende Frage lautet: Wie viel Freiheit sind wir bereit, für digitalen Fortschritt aufzugeben? Bargeld ist mehr als ein Zahlungsmittel. Es steht für Anonymität, Unabhängigkeit und soziale Teilhabe. Wer bar zahlt, hinterlässt keine digitalen Spuren und ist nicht auf Netz oder Smartphone angewiesen. Gerade für ältere Menschen, sozial schwächere und technikferne Bürger ist Bargeld ein unverzichtbares Instrument der Selbstbestimmung. Bargeld sichert Teilhabe – unabhängig von Einkommen, Bildung oder technischer Ausstattung. Ungleichbehandlung beim Annahmezwang Besonders irritierend: Für den digitalen Euro soll eine gesetzliche Annahmepflicht gelten, für Bargeld hingegen nicht – mit Verweis auf Vertragsfreiheit. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nachvollziehbar. Parallel dazu wird die Bargeldinfrastruktur systematisch zurückgebaut: Geldautomaten verschwinden, Bankfilialen schließen, und selbst Behörden sowie öffentliche Betriebe verweigern zunehmend Bargeld. Diese Entwicklung ist nicht nur technisch, sondern zutiefst politisch. Bargeld als Sicherheitsfaktor Bargeld ist auch ein Element der Krisenvorsorge. Nur eine Infrastruktur, die im Alltag funktioniert, kann im Notfall verlässlich sein. Deshalb braucht Europa klare Regeln: • Bargeld als gleichwertiges Zahlungsmittel gesetzlich verankern • Annahmepflicht für Bargeld in allen Mitgliedstaaten • Sicherstellung von Bargeldbezugs- und -einzahlungsstellen EU am Scheideweg Das Legislativpaket muss nachgebessert werden – nicht nur technisch, sondern auch ethisch. Fortschritt darf nicht zur Einbahnstraße werden. Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs ist sinnvoll und notwendig, aber sie darf nicht zur Abschaffung eines bewährten, sicheren und freiheitlichen Zahlungsmittels führen. Die Zukunft Europas muss digital und analog zugleich sein. Widerstand wächst Der Widerstand gegen die Pläne der EU formiert sich. Die Petition www.Bargelderhalt.eu von Hansjörg Stützle und Hakon von Holst fordert die genannten Punkte und hat bereits über 250.000 Unterstützer. Das zeigt: Bargeld ist kein Randthema, sondern ein Anliegen breiter Bevölkerungsschichten. Demokratie statt Effizienzdiktat Der Erhalt von Bargeld ist kein nostalgisches Projekt, sondern ein demokratisches Gebot. Wahlfreiheit bedeutet: Jeder entscheidet selbst, wie er bezahlt. Oder wie Prof. Rieck von der Frankfurt University of Applied Sciences treffend formuliert: „Es muss so etwas geben wie ein Recht auf analoges Leben.“ Michael Mewes

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