GELD UND WERT 28 DSD 4 | 2025 Reihen nationaler und internationaler Institutionen und politischer Entscheidungsträger, die den digitalen Euro in den höchsten Tönen preisen. Seit der Einführung des Euro haben sich der Zahlungsverkehr und die Technologie radikal verändert und das Bargeld habe an Bedeutung verloren. Daher müsse es zum Bargeld eine „digitale Alternative“ geben. Der digitale Euro sei das zukünftige„digitale Bargeld“, so die Europäische Kommission. Mit seiner digitalen Form werde das Bargeld sogar verteidigt. Europa müsse mit der Technologie und dem digitalen Zeitalter Schritt halten, ja sogar Vorreiter sein. Allen Befürchtungen, der digitale Euro werde das Bargeld verdrängen, wird vehement widersprochen: „Der digitale Euro ist ein strategisches Instrument und keine Bedrohung für Bargeld oder Banken“, so der EU-Politiker Vladis Dombrovski. Er werde die Währungssouveränität Europas stärken und den Zahlungsverkehr im gesamten Euroraum modernisieren, ohne dabei Bargeld zu ersetzen oder Banken zu verdrängen. Soweit die vielversprechenden und schön klingenden Beschreibungen einer schönen neuen digitalen Welt, in der auch der Zahlungsverkehr digital und möglichst ohne Bargeld ist. Mit solchen Argumenten versucht die europäische und nationale Politik die Einführung einer digitalen Währung, eines digitalen Euro zu rechtfertigen. Zugegeben: Das klingt alles wunderbar: europäisch, chic, modern, fortschrittlich, innovativ und vor allem digital. Wer mag dem widersprechen? Aber zeigen uns diese Hochglanzbeschreibungen tatsächlich sämtliche Facetten dieser neuen Entwicklung im Zahlungsverkehr? Zunächst muss festgehalten werden, dass der digitale Euro die europäische Form eines digitalen Zentralbankgeldes (Central Bank Digital Currency, CBDC) ist. In mehr als 130 Ländern weltweit wird derzeit an der Entwicklung und Einführung von CBDCs gearbeitet, mit dem Ziel, die Bargeldfreiheit und die Anonymität im Zahlungsverkehr zu beenden. Hinzu kommt, dass es sich bei allen Formen von digitalem Zentralbankgeld um programmierbares Geld handelt, auch beim digitalen Euro. Jede Transaktion wird mit dem digitalen Euro transparent und kontrollierbar. Bargeld demgegenüber ist und bleibt „geprägte Freiheit“, es ist ein Bestandteil der finanziellen Selbstbestimmung. Daher ist es richtig, dass die Implementierung einer digitalen Zentralbankwährung ein massiver Eingriff in die finanzielle Freiheit, in die informationelle Selbstbestimmung der Bürger bedeutet. Wenn also weltweit an der Schaffung von digitalem Zentralbankgeld gearbeitet wird, dann bleibt die Frage: Was sind die Ziele? Geht es um die Abschaffung des Bargelds oder, um noch weiter auszuholen, geht es um die Abschaffung der Anonymität und letztendlich, im Kontext der weiteren Initiativen zur Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche (z. B. mit der EUDI-Wallet für die digitale Identität), also tendenziell um die Totalüberwachung der Bürger? Zwar behaupten EU-Kommission und EZB, dass der digitale Euro komplementär zum Euro-Bargeld eingeführt werden würde, dass er das Bargeld nicht verdrängen, sondern nur ergänzen werde, aber der digitale Euro wird alles andere sein als ein weiteres Zentralbankgeld in Ergänzung zum Euro-Bargeld. Wie das Bargeld wird auch der digitale Euro den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels bekommen. Als Konkurrent zum Bargeld und mit der massiven Bewerbung durch die Politik wird der digitale Euro das Bargeld zwangsläufig verdrängen. Insbesondere weil der Gesetzestext für den digitalen Euro, im Gegensatz zum Euro-Bargeld, einen aus
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