DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 21 DSD 4 | 2025 Zugang zu digitalen Zahlungsmitteln. Und wird durch eine abnehmende Akzeptanz von Bargeld im Handel oder der öffentlichen Verwaltung noch verschärft: Immer mehr Geschäfte, Gastronomiebetriebe und öffentliche Verwaltungen lehnen Barzahlungen ab, was die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbrauchern einschränkt.7 Laut Verbraucherzentrale konnte etwa ein Viertel der Befragten in der zweiten Jahreshälfte 2023 mindestens einmal nicht mit Bargeld bezahlen.8 Die Probleme des erschwerten Zugangs zu und die sinkende Akzeptanz von Bargeld verschärfen sich gegenseitig: Je schwieriger es wird, Bargeld für Zahlungen zu nutzen, desto weniger wird es von Verbraucherinnen und Verbrauchern verwendet. Dies wiederum führt dazu, dass Bargeldinfrastruktur aufgrund niedrigerer Nachfrage abgebaut wird und Bargeldzahlungen weiter erschwert werden. Setzt sich diese Entwicklung fort, ist Bargeld nicht mehr einfach als Zahlungsmittel für Verbraucherinnen und Verbraucher nutzbar und ein Wiederaufbau der Bargeldinfrastruktur umständlich und teuer, wie es gerade in Schweden deutlich wird. Daher 7 Deutsche Bundesbank: Zahlungsverhalten in Deutschland 2023, 2024, S. 31 8 Verbraucherzentrale Bundesverband: Bargeldforum: Bezahlen zukunftsfest machen, 2024 [online] ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine nachhaltige und effiziente Bargeldinfrastruktur zu gewährleisten. Europäische Maßnahmen zum Schutz von Bargeld Auf Ebene der Europäischen Union wird seit 2023 an einer Verordnung zum Status von Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel gearbeitet. Diese soll verbindliche Regeln für die Akzeptanz von Bargeld und Zugang zu Bargeld festlegen. Im europäischen Ausland werden bereits jetzt private und öffentliche Maßnahmen zum Schutz des Zugangs und der Akzeptanz von Bargeld ergriffen. Diese umfassen beispielsweise von den Banken gemeinsam betriebene Geldautomaten-Netzwerke wie in Belgien, Finnland, Portugal oder den Niederlanden, durch die Banken sich die Kosten für den Betrieb von Bargeldinfrastruktur teilen können. Diese privaten Maßnahmen erweisen sich aber nicht immer als effektiv zur Absicherung von Bargeld. In Belgien wird nach Druck der Wettbewerbsbehörde das von vier Großbanken betriebene geteilte Geldautomaten-Netzwerk Batopin bis Ende 2026 ausgeweitet, um eine flächendeckende Bargeldversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Weiterhin wurde beispielsweise in Irland der„Finance (Provision of Access to Cash Infrastructure) Act 2025“ verabschiedet oder in den Niederlanden 2023 ein Gesetzentwurf, der „Cash Payments Act“ eingebracht. Diese Regularien sollen unter anderem durch die Festlegung von Zugangskriterien in Form von Distanzregeln und Anzahl an Geldautomaten den Zugang zu Bargeld absichern. Im Rahmen des niederländischen Gesetzentwurfs wird zudem ein Recht für Verbraucherinnen und Verbraucher, bis zu 3.000 Euro bar zahlen zu können, diskutiert. Zugang und Akzeptanz von Bargeld müssen in Deutschland gewährleistet sein Auch in Deutschland muss sichergestellt werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin problemlos mit Bargeld bezahlen können. Dafür braucht es zwei Dinge: erstens die Durchsetzung der Akzeptanzpflicht für Bargeld. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten überall in Deutschland mit Bargeld zahlen können, ohne dass Bargeldzahlungen im Voraus ausgeschlossen werden – etwa durch Hinweise wie„Nur Kartenzahlung möglich“. Auch Hindernisse für Barzahlungen, wie keine in ausreichender Anzahl vorhandenen Parkscheinticketautomaten oder Kassen im Supermarkt, die Bargeld akzeptieren, müssen reduziert werden. Solche Einschränkungen gefährden die Wahlfreiheit beim Bezahlen. Zweitens muss der Zugang zu Bargeld – etwa über Geldautomaten oder Bankfilialen – flächendeckend und dauerhaft gewährleistet sein. Dieser Zugang sollte barrierefrei gestaltet, effizient organisiert und gesetzlich abgesichert sein. Bargeld absichern heißt, die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen. Es geht um mehr als Nostalgie – es geht um Teilhabe, Datenschutz und Versorgungssicherheit. Eine stabile Bargeldinfrastruktur ist ein Eckpfeiler einer gerechten und resilienten Zahlungslandschaft. Die Politik ist gefordert, diesen Pfeiler zu stärken – bevor er bröckelt.

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