GELD UND WERT 13 DSD 4 | 2025 Erinnern Sie sich noch, als Ende April 2025 auf der iberischen Halbinsel plötzlich der Strom ausfiel? Im Verkehr kam es zu starken Einschränkungen, Krankenhäuser schalteten auf Notstromversorgung und Geschäfte mussten schließen. Kassenterminals, Bankfilialen und Geldautomaten standen ebenfalls nicht zur Verfügung. Unvermittelt befanden sich zahlreiche Menschen in einer echten Ausnahmelage. Diese Extremsituation unterstreicht, wie wichtig Bargeld als verlässliche Reserve ist, wenn die digitale Infrastruktur ausfällt. Denn als physisches Zahlungsmittel kann Bargeld notfalls auch ohne Strom eingesetzt werden und trägt somit entscheidend zur Resilienz unserer Gesellschaft bei. Doch auch abseits außergewöhnlicher Notlagen gilt: Bargeld ist mehr als ein bloßes Zahlungsmittel. Es bleibt ein fester Bestandteil unseres kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. In Deutschland genießt Bargeld daher aus guten Gründen einen besonderen Stellenwert. Es bewährt sich eben nicht nur in Krisenzeiten, sondern schützt auch die Privatsphäre, da es keine digitalen Spuren hinterlässt. Es dient als verlässliches Mittel zur Wertaufbewahrung und als inklusives Zahlungsmittel, da es allen Gruppen der Bevölkerung die gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Insbesondere Kinder lernen mit Bargeld den Umgang mit Geld. All diese Vorzüge unterstreichen eindrucksvoll: Ja, unser Bargeld verdient es, bewahrt zu werden. Dabei steht für die Deutsche Bundesbank außer Frage, dass sowohl bare als auch digitale Bezahlverfahren zu einer modernen, vielfältigen Zahlungslandschaft gehören, wie Bundesbankvorstand Burkhard Balz schon im Grußwort auf Seite 3 dieser Ausgabe betont. Damit Bargeld jedoch auch künftig diese zentrale Rolle erfüllen kann, bedarf es zweier grundlegender Voraussetzungen: einer anhaltenden Nachfrage und zugleich eines flächendeckenden, verlässlichen Angebots. Die anhaltende Nachfrage nach Bargeld als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel spiegelt sich eindrucksvoll in der Entwicklung des Euro-Banknotenumlaufs wider. Ende September 2025 liefen Euro-Banknoten im Wert von insgesamt 1.589 Mrd. Euro um, wovon die Deutsche Bundesbank rechnerisch 975 Mrd. Euro in den Umlauf gegeben hat. Auch wenn sich der EuroBanknotenumlauf des Eurosystems seit den starken Zuwächsen in der Coronavirus-Pandemie zuletzt eher seitwärts bewegte, zeigt sich die Nachfrage nach Banknoten als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel doch insgesamt ausgesprochen robust. Auch am Point of Sale wird Bargeld weiterhin stark nachgefragt. Zwar ist den Angaben der Zahlungsverhaltensstudie der Deutschen Bundesbank zufolge der Anteil der Barzahlungen zwischen 2021 und 2023 um sieben Prozentpunkte gesunken, dennoch bleibt Bargeld das meistgenutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Nach wie vor werden mehr als die Hälfte aller Zahlungen (51 %) in bar abgewickelt. Die Debitkarte folgt mit etwas über einem Viertel (27 %), verzeichnete aber im gleichen Zeitraum einen deutlichen Zuwachs von fünf Prozentpunkten. Diese Entwicklung verdeutlicht die Verschiebung persönlicher Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger zugunsten unbarer Zahlungsmittel. Vor allem der Trend zum mobilen Bezahlen setzt sich unverändert fort: Dieser Anteil verdreifachte sich seit der letzten Erhebung im Jahr 2021 von 2 Prozent auf 6 Prozent aller Zahlungen. Doch wie steht es um das Angebot von Bargeld? Entscheidend sind die flächendeckende Verfügbarkeit und Akzeptanz von Bargeld, die auf einer leistungsfähigen Bargeldinfrastruktur beruht. Dabei wirken zahlreiche Akteure zusammen – von der Zentralbank über die Kreditinstitute und Handelsunternehmen bis hin zu den Geld- und Wertdienstleistern. Leiter des Zentralbereichs Bargeld der Deutschen Bundesbank www.bundesbank.de Stefan Hardt Bargeld bewahren: Engagement für eine stabile Bargeldinfrastruktur Von Stefan Hardt
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==