67 DSD 3 | 2025 WIRTSCHAFTSSCHUTZ KRITIS unter Druck: was das neue Dachgesetz leisten muss Weichenstellung für mehr Resilienz Kritischer Infrastrukturen Von Andreas Albrecht Strom, Wasser, IT, Transport: Kritische Infrastrukturen werden zunehmend zum Ziel hybrider Angriffe. Das geplante KRITIS-Dachgesetz soll für mehr Schutz sorgen. Doch was ist genau geplant? Wer ist betroffen? Und was bedeutet das für die Sicherheitswirtschaft? Ein Überblick. Wenn der Strom ausfällt, ist schnell mehr betroffen als das Licht. Ohne Energie stehen Produktionsanlagen still, Kühlketten sind unterbrochen, Krankenhäuser geraten in Notbetrieb, der Verkehr kollabiert: In Marc Elsbergs Bestseller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ legt ein gezielter Hackerangriff die gesamte europäische Stromversorgung lahm. Die Folgen sind katastrophal: Chaos, Verunsicherung und Kontrollverlust erfassen innerhalb weniger Tage Gesellschaft, Wirtschaft und staatliche Strukturen. Was im Roman noch Fiktion war, wird heute immer mehr zu einem möglichen realistischen Szenario. Denn die Zahl gezielter Angriffe auf Kritische Infrastrukturen (KRITIS) nimmt stetig zu, und diese verlaufen selten eindimensional. Sabotage trifft auf Cyberattacke, Erpressung auf menschliches Versagen, digitale Schwachstellen auf physische Lücken: Immer häufiger sind es hybride Bedrohungen, die Sicherheitsverantwortliche vor immer größere Herausforderungen stellen, im Energiesektor ebenso wie in der Gesundheitsversorgung, bei Wasserwerken, im Transport oder in der Logistik. Das KRITIS-Dachgesetz kommt – aber wann? Der politische Wille, Kritische Infrastrukturen besser zu schützen, ist deutlich erkennbar, wie unter anderem die intensiven Bemühungen um das KRITIS-Dachgesetz zeigen, das auf einer klaren europäischen Vorgabe basiert. Konkret geht es um die Umsetzung der EU-Richtlinie über die Resilienz kritischer Einrichtungen (CERRichtlinie), die im Januar 2023 in Kraft getreten ist. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, verbindliche nationale Regelungen zu schaffen, die den Schutz Kritischer Infrastrukturen sektorenübergreifend verbessern, im digitalen, aber vor allem auch im physischen Bereich. Die neue Bundesregierung hat diesen Anspruch bereits Ende Februar 2025 im Koalitionsvertrag verankert, wenn auch äußerst lakonisch. Mit einem einzigen Satz wird hier ein KRITISDachgesetz angekündigt (Zeile 2698), erklärt wird nichts. Auch ein endgültiger Gesetzestext lässt weiter auf sich warten. Nach der Verschiebung des ursprünglich für Oktober 2024 vorgesehenen Gesetzes gilt unter Branchenexperten aktuell eine Verabschiedung Ende 2025 bis Anfang 2026 als realistischer Zeitrahmen. Klar ist aber bereits jetzt: Im Zentrum des KRITIS-DachgesetFreier Fachredakteur und Journalist Andreas Albrecht Bild: Dmytro Vynohradov / unsplash.com
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