62 DSD 3 | 2025 GESUNDHEITSSCHUTZ es treten nicht nur die erhofften Wirkungen im gewünschten Rahmen und in der beabsichtigten Intensität auf. Cannabis kann sowohl sedierend als auch euphorisierend wirken. Der Konsum von Cannabis wirkt sich nicht nur akut aus, sondern kann auch für dauerhafte Schädigungen sorgen. Je regelmäßiger und intensiver der Cannabiskonsum, desto eher können sich körperliche und psychische Störungen entwickeln. Zu den möglichen akuten körperlichen Nebenwirkungen bei Cannabiskonsum zählen beispielsweise Veränderungen von Blutdruck und Sehvermögen, Schwindel, Lichtempfindlichkeit, gerötete Augen, verwaschene Sprache, ein trockener Mund, gesteigerter Appetit, Müdigkeit und Herzrasen. Außerdem kann es zu einer Intensivierung der Sinneseindrücke, zu Verzerrung der optischen und akustischen Wahrnehmung bis hin zu Halluzinationen und zu einer Veränderung des Zeit- und Raumgefühls kommen. Neben einer verlangsamten Reaktionsgeschwindigkeit und gestörter Koordinationsfähigkeit sind Gleichgültigkeit, Interessenverlust und Antriebsstörungen sowie Verschlechterung der kognitiven Funktionen möglich. Aber auch Angst- und Panikzustände können auftreten. Bei hoch dosiertem Langzeitkonsum treten häufig Persönlichkeitsveränderungen auf und das Risiko für ein vorzeitiges Eintreten einer psychischen Erkrankung steigt. Viele langfristige Veränderungen beginnen schleichend und werden selbst oft nicht wahrgenommen. Ein früher Beginn des Cannabiskonsums ist besonders kritisch, da das Gehirn bis zum 25. Lebensjahr einen Reifungsprozess vollzieht. Im Allgemeinen ist bei einem dauerhaften und regelmäßigen Cannabiskonsum eine Abnahme der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit erwartbar. Alkoholmissbrauch am Arbeitsplatz lässt sich, wie im Straßenverkehr auch, seit Jahrzehnten einfach und sicher nachweisen bzw. bestimmen. Wie stellt sich dies bei Cannabis dar? Dr. Juliane Falkenberg: Bei Alkohol besteht bei gewöhnlichem Konsum ein gut voraussagbarer Effekt auf den Organismus. Diese eindeutige Analogie gibt es bei Cannabis nicht. Dies liegt an den bereits geschilderten Faktoren und individuellen Gegebenheiten. Zudem sind der Nachweis und insbesondere die Interpretation von Cannabistests komplexer als bei den etablierten Alkoholtests. Cannabistests können über Urin, Blut, Stuhl, Haare und Mundsekret (sogenannte Speicheltests) erfolgen. Dabei werden je nach Test verschiedene Substanzen und ihre Abbauprodukte gemessen. Der Abbau von THC im Körper erfolgt über verschiedene Stoffwechselzwischenprodukte (Metabolite), die teilweise auch das Bewusstsein beeinflussen, bis hin zur TBC-Carbonsäure (THCCOOH), die selbst keine psychoaktive Wirkung mehr entfaltet. Die aktiven Metabolite sind im Gegensatz zur THC-Carbonsäure nur in einem vergleichsweise kurzen Zeitfenster ermittelbar. Daher ist es wichtig zu wissen, was mit dem jeweiligen Test genau gemessen wird. Zudem spielt es auch eine Rolle, ob mit der Methode nur ein positives bzw. negatives Ergebnis detektiert oder auch eine Quantifizierung, d. h. ein Messwert, generiert werden kann. Den psychoaktiven Wirkstoff verlässlich messen, können in der Regel nur Bluttests. Der Nachteil dabei ist, dass das Ergebnis nicht unmittelbar vorliegt und der Aufwand für eine Blutserumprobe hoch ist. Grundlage vieler Tests ist die THC-Carbonsäure. Sie ist aber als Messparameter nur bedingt geeignet, da dieser Metabolit nicht mehr psychoaktiv wirksam ist und relativ lange nachgewiesen werden kann. Bei seltenem/gelegentlichem Cannabiskonsum liegt in der Regel der Messwert nach einem Tag unter der Nachweisgrenze und die Person kann somit als negativ bewertet werden. Bei häufigem/regelmäßigem Konsum kommt es zur Speicherung von THC-Carbonsäure im Fettgewebe und damit zu einer langfristigen Ausscheidung, respektive Detektierbarkeit. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass die Person aktuell unter einem psychotropen Effekt von Cannabis steht. Somit lässt sich in solchen Fällen mit diesem Parameter nicht ableiten, ob die letzte Einnahme von Cannabis lange genug zurückliegt bzw. ob eine bewusstseinsbeeinträchtigende Wirkung mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Bild: # 1224410530 / istockphoto.com
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