DER SICHERHEITSDIENST

47 DSD 3 | 2025 shing-Nachrichten und Webseiten mit Täuschungsabsicht zu erzeugen, lauffähige Schadcodes zu generieren oder zu verfeinern. Firmeninterne Sprachmodelle werden von Kriminellen kompromittiert und zur Exfiltration oder Manipulation von Daten genutzt (Lagebericht 2024 des BSI, Seite 41). Trainingsdaten eines KI-Modells lassen sich so manipulieren, dass das Modell falsche Muster lernt und Daten falsch klassifiziert. Andererseits revolutioniert KI die Sicherheitstechnik: KI optimiert die Bildanalyse der Videoüberwachung, erkennt und klassifiziert Objekte, analysiert Bewegungen und Verhaltensmuster. Die Weiterentwicklung der Brandfrüherkennung aus regelbasierter Analyse und Deep Learning ermöglicht es, Rauch und Flammen selbst bei Anwendungen in offenen Flächen, hohen Lagerräumen und unter rauen Umgebungsbedingungen zu erkennen. KI unterstützt die Maschinensicherheit in vielfältiger Weise und berechnet den optimalen Wartungszeitpunkt (perspective maintenance). Und sowohl die Weiterentwicklung bestehender als auch die Entstehung neuer Risiken können mit Unterstützung intelligenter Algorithmen ziemlich zutreffend prognostiziert werden. Eine besonders wichtige Rolle spielt KI in der IT-Sicherheit. Auf „Machine Learning“ basierende Schwachstellen-Scanner erkennen Sicherheitslücken und typische Schwachstellenmuster (im Einzelnen: Reinhard Rupprecht, KI in der Sicherheitstechnik, in Technische Sicherheit, 7-8/2024, Seite 13 ff.). Unterschiedliche Tendenzen im Diebstahlsbereich Die Entwicklung der Diebstahlskriminalität 2024/2025 zeigt keinen eindeutigen Trend. Während die Anzahl der 2024 in der PKS registrierten Diebstähle das Niveau des Vorcoronajahres 2019 um 6 Prozent übertrifft, ist der Wohnungseinbruchdiebstahl in dieser Zeitspanne um 10 Prozent, der Diebstahl aus Dienst-, Büro- und Lagerräumen sogar um 20 Prozent zurückgegangen. Besonders alarmierend ist der sprunghafte Anstieg der Schadenssumme um 25 Prozent auf 340 Millionen Euro. Zunehmend scheitern Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium (2024 über 46 %), was auch auf den Einsatz von Sicherheitstechnik zurückzuführen ist. Die AQ ist mit 15,3 Prozent bedauerlich niedrig, trotz eines leichten Anstiegs gegenüber dem Vorjahr. Gravierende Veränderungen sind 2025 nicht zu erwarten. Um den auch 2025 häufigen Baustellendiebstahl einzudämmen, haben das Bauunternehmen Otto Heil und die Syfit GmbH den „digitalen Bauhof“ erfunden, meldet die FAZ am 6. Februar. Batteriebetriebene Sender werden in Baugeräten und an Betriebsmitteln verbaut. Sie senden kontinuierliche Signale an mobile Empfangsgeräte und alarmieren, wenn das Gerät unautorisiert die Baustelle verlässt. Die Inventurverluste im Einzelhandel sind nach der am 24. Juni veröffentlichten Studie des EHI Retail Institute 2024 um 3 Prozent gestiegen. Die meisten Diebstähle werden von Kunden verübt (2024 im Wert von 2,95 Milliarden Euro), gefolgt vom Diebstahl durch Angestellte (890 Millionen Euro) und durch Personal von Lieferanten und Servicefirmen (370 Millionen Euro). Aber nach den Ergebnissen der Studie bleiben 98 Prozent der Diebstähle unentdeckt. Mit der Einführung der „Self Checkout-Kassen“ sind neue Modi Operandi aufgekommen, vor allem die Täuschung durch „Umettikettierung“ (Benjamin Guth, Revisor bei Globus, in der FAZ am 26. Juni 2025). Wirtschaftskriminalität und Betrug Die Fallzahlen im Deliktsbereich Wirtschaftskriminalität unterliegen verhältnismäßig starken Schwankungen aufgrund des Abschlusses mehrjähriger Ermittlungsverfahren. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass der Anstieg 2024 um über 57 Prozent auf über 61.000 Fälle 2025 anhält. Die Entwicklung der Betrugsfälle ist bundesweit nicht einheitlich. Der erneute Rückgang bei Waren- und Warenkreditbetrug um über 10 Prozent resultiert wohl aus dem Anzeigeverhalten der Geschädigten und der Einführung sicherer Zahlungsmöglichkeiten. Im Übrigen zeigt die PKS nicht das volle Ausmaß der Betrugskriminalität. Den ca. 743.000 Betrugsfällen sind weitere über 513.000 hinzuzurechnen, deren Täter im Ausland leben und agieren. Zunehmend werden Betrügereien unter Missbrauch des Internets begangen. Die Quote lag schon 2024 bei über 55 Prozent. Reisekostenbetrug wird zunehmend mithilfe von KI begangen. Ein plausibler „Prompt“ (Eingabeaufforderung) genügt, um realistisch wirkende Tank- oder Restaurantbelege zu erzeugen, die mit bloßem Auge kaum als Fälschung zu erkennen sind. Andererseits hat das Unternehmen Rydoo eine Software entwickelt, die mithilfe von KI Unregelmäßigkeiten in Spesenabrechnungen erkennt (SEDUPEDIA). Der Computerbetrug hat sich in den letzten Jahren verfünffacht. Die Callcenter-Kriminalität nimmt ebenfalls tendenziell zu. Und KI lässt den Finanzbetrug florieren. Unsichere Produkte stellen eine ständige Gefahrenquelle für Nutzer dar. 2023 und 2024 hat die Bundesnetzagentur jeweils ca. 8.000 Geräte aus dem Verkehr gezogen, weil sie nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprachen (heise. online am 6. Februar). Die größte Herausforderung für die Produktsicherheit bildet aktuell der Onlinehandel. Die BAuA-Fachgruppe „Grundsatzfragen der Produktsicherheit“ ist Kontaktstelle im europäischen Schnellwarnsystem Safety Gate. Produktfälschungen fügen den betroffenen Unternehmen einen hohen Schaden zu. Allein Amazon hat nach seinem aktuellen Markenschutzbericht mehr als 7 Millionen gefälschte Produkte auf seinen Onlinemarktplätzen identifiziert. Das Amt der EU für geistiges Eigentum (EUIPO) WIRTSCHAFT UND POLITIK Bild: # 1781271560 / istockphoto.com

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