44 DSD 3 | 2025 WIRTSCHAFT UND POLITIK Sicherheitslage 2025 Von Reinhard Rupprecht Die aktuelle Lage der Inneren Sicherheit in Deutschland ist als sehr differenziert zu bewerten, sowohl hinsichtlich der vielfältigen Bedrohungsursachen als auch hinsichtlich der Betroffenheit von Personen oder Institutionen, staatlichem Bereich oder Wirtschaftsbranchen. Der nachfolgende Beitrag erläutert die Sicherheitslage anhand von Trendbeobachtungen, Kriminalitätsfeldern, Sicherheitsvorfällen und Ermittlungserfolgen. Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 als Trendbasis Die jährliche PKS misst zwar nur das Hellfeld entdeckter und angezeigter Verdachtsfälle, sodass das je nach Deliktsart unterschiedlich große Dunkelfeld unberücksichtigt bleibt. Sie ist aber ein zuverlässiger Maßstab für die im Hellfeld erfassten Kriminalitätssegmente, vor allem in der Langzeitbeobachtung. Die registrierte Gesamtkriminalität – ohne Verkehrskriminalität und PMK – schwankt langfristig leicht in einem Korridor von 6,3 Millionen Fällen im Jahr 2001, 5,6 Millionen 2022 und 5,8 Millionen 2024. Die Gesamtzahl wird sich 2025 nur wenig verändern. Die Häufigkeitszahl (HZ: Fallzahl pro hunderttausend Einwohner) betrug 2015 7.797 und 2024 6.995. Die Aufklärungsquote war 2024 mit 58 Prozent erfreulich hoch (2011: 54,7 %). Auch hier ist 2025 keine gravierende Änderung zu erwarten. Die Gewaltkriminalität ist zwar 2024 „nur“ um 1,5 Prozent auf über 217.000 Fälle angestiegen. Langfristig ist aber die Zunahme besorgniserregend (von 2021 bis 2024 ein Anstieg um 32 %). Steigerungen sind im Bereich der Gewaltkriminalität insbesondere bei nichtdeutschen Tatverdächtigen zu beobachten (2024 gegenüber dem Vorjahr um 7,5 % auf 85.000). Unter der konsequenten Migrationspolitik der Bundesregierung dürfte sich die steigende Tendenz 2025 nicht fortsetzen. Die Straßenkriminalität hat tendenziell langfristig abgenommen (von fast 1,5 Millionen 2011 auf 1,1 Millionen 2024). Hier ist keine gravierende Änderung im Jahr 2025 zu erwarten. Die registrierte Betrugskriminalität ist seit 2010 um ca. 25 Prozent auf 743.000 Fälle scheinbar stark zurückgegangen. Aber nicht erfasste 513.000 von Tatverdächtigen im Ausland zulasten Betroffener in Deutschland begangene Delikte zeigen eine steigende Tendenz, die 2025 anhalten dürfte. Anschläge und Amoktaten Die Sicherheitslage wird 2025 bedroht durch teilweise politisch oder rassistisch motivierte Angriffe und Anschläge. 2024 wurden über 15.700 Messerangriffe angezeigt, das waren 40 Prozent aller Tötungsdelikte. Da das Mitführen von Messern inzwischen gesetzlich weitgehend verboten wurde und die Polizei dieses Verbot konsequent umsetzt, ist 2025 ein Rückgang dieser Bedrohung jedenfalls im öffentlichen Raum zu erwarten. Besonders belastet wird die öffentliche Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Bürger durch Amokfahrten in Menschenansammlungen hinein, wie dies 2016 auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin und am 20. Dezember 2024 auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt geschah. Veranstalter und Kommunen haben inzwischen darauf reagiert und durch Poller oder mobile Hindernisse Menschenansammlungen im öffentlichen Raum weitgehend geschützt (im Einzelnen Reinhard Rupprecht, Schutz öffentlicher Räume, in DSD 1 I 2025, Seite 20 ff.). Viel schwieriger vor Amokfahrten zu schützen sind Umzüge und Demonstrationszüge. So gelang es einem Amokfahrer am 13. Februar, in einen Demonstrationszug in der Münchner Innenstadt von der Rückseite her hineinzufahren. Das BKA registrierte 2024 über 84.000 politisch, ideologisch oder extremistisch motivierte Straftaten, insgesamt 3.000 extremistische Gewaltdelikte. So wurden z. B. in der Nacht zum 18. Juni 2025 in Berlin 36 Transporter an zwei Firmenstandorten in Brand gesetzt. Zu der Tat bekannte sich die linksextremistische Gruppe „Antimilitaristische Aktion“. Der Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2024 beschreibt ausführlich die Bedrohung der Sicherheitslage durch rechts- oder linksextremistischen sowie islamistischen und auslandsbezogenen Extremismus und Terrorismus. Der Bericht dürfte für das Jahr 2025 nicht günstiger ausfallen. Vizepräsident des BKA a.D., Ministerialdirektor beim BMI a.D. und heute als unabhängiger Berater in Sicherheitsfragen tätig. Reinhard Rupprecht
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