43 DSD 1 | 2025 Desinformation als hybride Bedrohung Von Holger Köster Desinformationskampagnen sind darauf ausgelegt, gezielt Zweifel, Misstrauen und Spaltung zu fördern. Dabei greifen sie auf verschiedene Methoden zurück, um ihre Wirkung zu maximieren. Eine der zentralen Taktiken besteht darin, Emotionen gezielt anzusprechen. Inhalte, die Angst, Wut oder Empörung auslösen, werden in sozialen Medien deutlich häufiger geteilt und verbreitet als sachliche Informationen. Durch die gezielte Emotionalisierung lassen sich Menschen leichter manipulieren, da emotionale Reaktionen häufig einer rationalen Faktenprüfung im Wege stehen. Ein weiterer wichtiger Mechanismus ist die Nutzung algorithmischer Verstärkung. Soziale Netzwerke sind darauf programmiert, Inhalte basierend auf Interaktionsraten zu priorisieren, was dazu führt, dass polarisierende und reißerische Beiträge eine größere Reichweite erzielen. Dies begünstigt die Bildung von„Echokammern“, in denen Nutzerinnen und Nutzer nur noch mit Informationen konfrontiert werden, die ihre bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen. Dadurch verstärken sich gesellschaftliche Spaltungen und ein konstruktiver Diskurs wird erschwert. Die gezielte Verbreitung gefälschter oder verzerrter Informationen erfolgt oft über ein Netzwerk aus gefälschten Accounts, sogenannten Bots, sowie durch den gezielten Einsatz von Influencern und Meinungsmachern, die entweder bewusst oder unbewusst Falschinformationen weiterverbreiten. Dabei kommen zunehmend auch Deepfake-Technologien zum Einsatz, mit denen manipulierte Videos und Bilder erstellt werden können, die auf den ersten Blick authentisch wirken. Diese technologischen Fortschritte machen es immer schwieriger, Wahrheit von Fiktion zu unterscheiden, und stellen eine ernsthafte Herausforderung für die Medienkompetenz der Gesellschaft dar. Im Rahmen hybrider Bedrohungen wird Desinformation gezielt eingesetzt, um politische Gegner zu destabilisieren oder eigene Interessen durchzusetzen. Besonders autoritäre Staaten wie Russland und China nutzen strategische Desinformationskampagnen, um Einfluss auf westliche Demokratien zu nehmen und internationale Narrative zu steuern. Ein bekanntes Beispiel ist die russische Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahlen 2016, bei der durch gezielte Desinformation versucht wurde, gesellschaftliche Konflikte zu verschärfen und das Vertrauen in demokratische Prozesse zu untergraben. Ein weiteres Beispiel sind Desinformationskampagnen im Zusammenhang mit der COVID19-Pandemie. Hier wurden bewusst Falschinformationen über Impfstoffe, die Herkunft des Virus und angebliche Verschwörungen verbreitet, um Misstrauen gegenüber Regierungen und WissenBild: # 1308579416 / istockphoto.com WIRTSCHAFTSSCHUTZ
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