DER SICHERHEITSDIENST

34 DSD 1 | 2025 kann daher durchaus als ein erster wichtiger Schritt zu einer guten finanziellen Allgemeinbildung verstanden werden. Eine weitere Bevölkerungsgruppe, die besonders auf das Bargeld angewiesen ist, befindet sich am anderen Ende des Altersspektrums, nämlich unsere lebensälteren Mitbürgerinnen und Mitbürger. Aus unserer Studienreihe zum Zahlungsverhalten wissen wir, dass sich gerade ältere Menschen mit bargeldlosen Bezahlmethoden oft schwertun. Wir sollten aber nicht mit Gleichgültigkeit oder gar Überheblichkeit reagieren, wenn Menschen von der Digitalisierung überfordert sind und an Bewährtem und Liebgewonnenem festhalten wollen. Bargeld bedeutet für sie ein Stück Vertrautheit und Verlässlichkeit in einer schnelllebigen und sich rasant verändernden Welt. Darüber hinaus gibt es auch unter den Jüngeren einige Skeptiker gegenüber digitalen Bezahlverfahren, insbesondere unter denjenigen, denen der Schutz ihrer Daten besonders am Herzen liegt. Die dritte Gruppe mit besonderer Abhängigkeit vom Bargeld sind Menschen mit geringem finanziellen Spielraum. Am anschaulichsten lässt sich das am Beispiel von wohnungslosen Menschen aufzeigen, denen man eine Zuwendung hierzulande in aller Regel nach wie vor mit Bargeld zukommen lässt und von denen eine große Zahl eher nicht über ein Bankkonto verfügen dürfte. Darüber hinaus ist für viele Menschen mit gerin5 Vgl. Eschelbach, Martina (2017), Pay cash, buy less trash? – Evidence from German payment diary data, International Cash Conference 2017 – ‘War on Cash: Is there a Future for Cash?’, Deutsche Bundesbank. 6 Vgl. Carin van der Cruijsen, Jelmer Reijerink (2023), Uncovering the digital payment divide: understanding the importance of cash for groups at risk, DNB Working Paper 781. gen finanziellen Möglichkeiten die gute Ausgabenübersicht, die Bargeld bietet, eine wertvolle Hilfe bei der Bewältigung ihres Alltags. Wir wissen zudem, dass man sich mit Bargeld weniger schnell zu unüberlegten Käufen hinreißen lässt, die man später bereuen könnte.„Pay cash, buy less trash?“ lautet der treffende Titel einer sehr interessanten Studie zu diesem Thema.5 Als vierte und letzte Gruppe möchte ich zudem die Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen nennen. Auch hier wissen wir aus Studien, dass für diese Gruppen eine erhöhte Abhängigkeit vom Bargeld besteht. So beschäftigt sich beispielsweise die niederländische Zentralbank mit diesem Thema und sieht angesichts der dort fortgeschrittenen Bargeldverdrängung Handlungsbedarf.6 Wer also eine bargeldlose Gesellschaft propagiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass wir damit den Alltag vieler Menschen weiter erschweren und neue zusätzliche Barrieren aufbauen. Das sollten wir nicht tun! Bargeld stärkt die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft In der Soziologie wird Resilienz als die Fähigkeit von Gesellschaften definiert, externe Störungen ohne größere Schwierigkeiten zu verkraften und die Systemfunktionen aufrechtzuerhalten. Grob gesagt, könnte man den Begriff mit „Widerstandskraft“ übersetzen. Wie wir gesehen haben, trägt das Bargeld dazu bei, unsere Gesellschaft widerstandsfähiger zu machen – und zwar sowohl die Gesellschaft als Ganzes als auch einzelne Teilgruppen. Die Bundesbank und auch die privaten Bargeldakteure sind daher gefordert, den Zugang und die Akzeptanz von Bargeld für alle Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft sicherzustellen und den eingangs aufgezeigten Entwicklungen entschieden entgegenzutreten. Ein wichtiger Schritt dazu war die Gründung des Nationalen Bargeldforums zu Beginn dieses Jahres, in dem alle wesentlichen Akteure des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zusammenkommen und Lösungen für genau diese Fragen diskutieren. Digitale Bezahlmethoden haben ohne Frage ihre Berechtigung, und die digitale Welt bietet viele Vorteile. In dieser Welt hat das Bargeld aber nach wie vor seine Berechtigung und alle Akteure im Bargeldkreislauf sind gut beraten, auch weiterhin auf das Bargeld zu setzen. GELD UND WERT 2014 2017 2021 2023 durchschnittlicher Bargeldbestand (in €) 103 107 100 103 davon Münzen (in €) 6 6 6 5 durchschnittliche Anzahl Banknoten 5 5 4 4 durchschnittliche Anzahl Münzen 14 16 14 12 kein Bargeld im Portemonnaie (in % der Befragten) 1 2 4 4 keine Banknoten im Portemonnaie (in % der Befragten) 4 4 9 9 keine Münzen im Portemonnaie (in % der Befragten) 6 3 9 15 Bargeldbestand im Portemonnaie gemäß Zahlungstagebuch Basis: Alle Befragten mit Zahlungstagebuch. Frage: Welche Euro-Münzen und Euro-Banknoten hatten Sie zu Beginn des Tages in Ihrem Portemonnaie / trugen Sie bei sich? Hinweis: Befragte ohne Bargeldbestände gehen in die Berechnung der Durchschnitte mit dem Wert 0 ein. Quelle: Deutsche Bundesbank

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