34 DSD 4 | 2024 sche Gruppe Kabel, die die Baustelle des Tesla-Werks in Grünheide (BB) mit Strom versorgten, in Brand gesetzt. Immer wieder kam es 2024 wie schon 2023 zu aufsehenerregenden Sicherheitsvorfällen im Flughafenbereich, die zu kostenträchtigen Flugausfällen und Verspätungen führten: Am 25. Mai 2023 gelang es dem Fahrer eines privaten Fahrzeugs, sich in die Kolonne des Bundeskanzlers einzureihen, die auf das Rollfeld des Frankfurter Flughafens fuhr. Am 4. November 2023 durchbrach ein türkischer Staatsangehöriger mit brachialer Gewalt mit einer Geisel in seinem Auto die Absperrung an einem Tor zum Rollfeld des Hamburger Flughafens. Mehrfach durchtrennten Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ den Perimeterzaun von Flughäfen, um sich auf dem Rollfeld festzukleben: so am 13. Juli 2023 in Düsseldorf, am 25. Juli 2024 in Frankfurt, am 15. August in Köln/Bonn und Nürnberg. Auch die steigende Zahl der Drohnen stellt eine wachsende Behinderung des Flugverkehrs dar. Allein im 1. Halbjahr 2024 wurden 75 Behinderungen gemeldet. 77 Prozent haben sich nach Angaben der Flugsicherung im Großraum eines Flughafens ereignet. Wirtschaftskriminalität Auch 2024 hat Wirtschaftskriminalität hohen volkswirtschaftlichen Schaden verursacht. 2023 ist zwar die Anzahl der in der PKS erfassten Fälle gegenüber dem Vorjahr um 47 Prozent auf fast 39.000 zurückgegangen. Da es sich aber zumeist um „Kontrollkriminalität“ handelt, ist von einem erheblichen Dunkelfeld nicht erkannter Straftaten auszugehen. Der erfasste monetäre Schaden ist von 2 Mrd. Euro auf 2,68 Mrd. Euro angestiegen, besonders stark bei den 7.180 ermittelten Insolvenzdelikten (um über 50 % auf ca. 1,3 Mrd. Euro). Hinzu kommt beträchtlicher immaterieller Schaden durch Wettbewerbsverzerrungen, Vertrauensverluste und Reputationsschäden. Die Schadensbilanz wird 2024 – auch wegen der anhaltenden Rezession – nicht besser ausfallen. Produktfälschungen fügen den betroffenen Unternehmen einen hohen Schaden zu. Allein Amazon hat nach seinem aktuellen Markenschutzbericht mehr als sieben Millionen gefälschte Produkte auf seinen Onlinemarktplätzen identifiziert. Das Amt der EU für geistiges Eigentum (EUIPO) hat in einer Studie bekannt gegeben, dass Produktpiraterie in der EU einen Schaden von bis zu 16 Mrd. Euro verursacht und europaweit etwa 200.000 Arbeitsplätze in der Bekleidungs-, Konsumgüter- und Spielzeugindustrie gefährdet (FAZ am 27. März 2024). Die Zahl der in der PKS 2023 erfassten Fälle betrügerischer Wirtschaftskriminalität ist zwar ganz erheblich zurückgegangen (von ca. 54.000 auf 18.000), aber dafür hat sich der Computerbetrug in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Allein Amazon berichtet, 2023 ca. 70.000 Betrugsversuche durch Schließung der Verkäuferkonten gestoppt zu haben. Die Callcenter-Kriminalität nimmt tendenziell zu. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern ermittelt seit Jahren gegen eine kriminelle Gruppe, die von Bulgarien aus leichtgläubige Anleger mit hohen Renditeversprechen um ihre Ersparnisse bringt und bisher einen geschätzten Schaden von mehr als 100 Mio. Euro verursacht hat. Dem LKA Baden-Württemberg ist es gelungen, mit Unterstützung von EUROPOL einen Ring von Callcenter-Betreibern zu zerschlagen. In einem im LKA eingerichteten „parallelen“ Callcenter konnte die Polizei 1,3 Millionen kriminelle telefonische Betrugsversuche dokumentieren. Wie DIE ZEIT am 8. Mai 2024 berichtete, hat eine Betrügerbande weltweit mindestens 76.000 „Fake Shops“ mit Bestellseiten im Internet aufgebaut. Gefälschte Websites ließen sich zu Servern in China verfolgen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kann mit einem „Fake-Shop-Finder“ mittels Sprachanalyse und künstlicher Intelligenz potenzielle Fake Shops ermitteln und Hilfesuchende warnen. Aber KI lässt auch den Finanzbetrug florieren. Nach der jüngsten Untersuchung des norwegischen Unternehmens Signicat ist bereits in mehr als 42 Prozent ermittelter Betrugsversuche im Finanz- und Zahlungsverkehr KI zum Einsatz gekommen. Den Anteil der Schattenwirtschaft am BIP 2024 schätzt eine Studie des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Linz auf 11,3 Prozent, also auf 480 Mrd. Euro. Seit 2021 steigt dieser Wert tendenziell an. Allein zwei Drittel entfallen auf Schwarzarbeit. Die polizeilich ermittelten Fälle von Geldwäsche haben schon 2022 zugenommen, 2023 sogar um 44 Prozent auf fast 32.600. Die Fallzahl wird 2024 weiter zunehmen, denn die EU wird mit ihrer Anti-Moneylaundering Authority den Kampf gegen Geldwäsche verstärken. Korruption ist wegen des Zusammenwirkens von„Gebern“ und „Nehmern“ sehr schwer zu ermitteln. Umso beachtlicher ist nach dem am 10. September 2024 vom BKA veröffentlichten Bundeslagebild 2023 der hohe Anteil„nicht tatbereiter Nehmender“, wohl verursacht durch den Auf- und Ausbau von Compliance-Strukturen in Unternehmen. Ermittelt wurden 2023 insgesamt 3.841 Fälle. Die Anzahl ist im geschäftlichen Verkehr um 70 Prozent zurückgegangen, im Gesundheitswesen dagegen um 370 Prozent angestiegen. Dabei dürften Bestechungen im Zusammenhang mit Bestellungen von Schutzmitteln zur Abwehr von Coronainfektionen nachwirken. Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage ist für eine Industrienation wie Deutschland besonders gefährlich. Die größte Gefahr geht von China aus. Das chinesische Geheimdienstgesetz verpflichtet chinesische Bürger und Organisationen zur Kooperation mit chinesischen Geheimdiensten. Ein Großteil der sensiblen Informationen wird von sogenannten „non-traditional collectors“, vor allem im Forschungsbereich, gesammelt. Am 22. April 2024 hat die Bundesanwaltschaft drei Deutsche festnehmen lassen, die für China Militärtechnologie beschafft haben sollen. Mit Sorge blicken deutsche Sicherheitsbehörden auf deutsch-chinesische Hochschulkooperationen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist eine mögliche Ursache für verstärkte Rüstungsspionage. Nachdem es im August 2024 in mehreren Bundeswehrstandorten Meldungen über mögliche Eindringversuche gab, hat die Bundeswehr deutschlandweit technische Sicherheitsanlagen überprüft, Kontrollen und Bestreifungen von Militärbasen verstärkt. Am 19. Oktober berichtete die Zeitung DAS PARLAMENT, dass die Chefs der deutschen Nachrichtendienste BND, BfV und MAD im Parlamentarischen Kontrollgremium übereinstimmend erklärt haben, dass russische Geheimdienste mehr denn je spionieren und sabotieren. Wahrgenommen würden vor allem Drohneneinsätze zur Aufklärung militärischer Einrichtungen und Kritischer Infrastrukturen. WIRTSCHAFT UND POLITIK
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