DER SICHERHEITSDIENST

22 DSD 4 | 2024 GELD UND WERT Bundeslagebild Angriffe auf Geldautomaten 2023 Die Anzahl der im Jahr 2023 bundesweit registrierten Geldautomatensprengungen betrug 461. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Fallzahl leicht zurück (–7,1 %). Auch die Beutesumme ist mit ca. 28,4 Mio. Euro weiterhin erheblich. Die 461 festgestellten Fälle stellen trotz des Rückgangs das zweithöchste Fallaufkommen seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2005 dar. Die Bedrohungslage in Deutschland ist weiter als sehr hoch einzuschätzen. Anstieg an Sprengungen mit festen Explosivstoffen In den vergangenen Jahren hat sich der Trend zur Sprengung von Geldautomaten mithilfe fester Explosivstoffe verstärkt. In fast 90 Prozent der durchgeführten Sprengungen verwendeten die Täter feste Explosivstoffe. Dabei kommen insbesondere pyrotechnische Sätze zum Einsatz, vermehrt aber auch militärische Sprengstoffe und in seltenen Fällen selbst gebaute Sprengsätze. Hohes Risikopotenzial für Dritte Die Sprengungen sind hochgefährlich. So bergen schlagartig verbreitete Trümmerteile und Splitter hohe Risiken für Unbeteiligte. Auch Einsatzkräfte sind aufgrund von noch einsatzbereiten Sprengpaketen am Tatort oder Explosivstoffen in zurückgelassenen Fluchtfahrzeugen einer erheblichen Gefährdung ausgesetzt. Die Taten gehen außerdem häufig mit einem rücksichtslosen Fluchtverhalten einher. Im Berichtsjahr 2023 wurden erstmalig auch Todesfälle im Zusammenhang mit solch riskanten Fluchtfahrten, für die die Täter regelmäßig hochmotorisierte Fahrzeuge verwenden, registriert. Internationale Täternetzwerke Sprengungen von Geldautomaten werden in der Regel arbeitsteilig durch Tätergruppierungen begangen; nur in wenigen Fällen von Einzelpersonen. Der Polizei gelang es, 2023 erheblich mehr Tatverdächtige als im Vorjahr zu ermitteln (201 Tatverdächtige; 2022: 128, +57 %). Fast 90 Prozent der Tatverdächtigen sind zur Tatbegehung aus dem Ausland eingereist. Der überwiegende Teil dieser Tatverdächtigen (136 Personen) war im Besitz einer niederländischen Staatsangehörigkeit. Nationale und internationale Zusammenarbeit Sprengungen von Geldautomaten werden auch in nahezu allen Nachbarstaaten Deutschlands durchgeführt, zuletzt insbesondere in Österreich und vor allem in der Schweiz. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit der beständigen intensiven Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und ausländischen Partnern. Während auf internationaler Ebene eine Arbeitsgruppe (Operational Task Force) unter Einbeziehung von Europol gebildet wurde, gibt es auf nationaler Ebene unter anderem eine Gemeinsame Ermittlungsdatenbank (GED) der Strafverfolgungsbehörden, um relevante Erkenntnisse zusammenzuführen und so die Ermittlungen zu unterstützen. Der Rückgang der Fallzahlen und die deutlich gestiegene Anzahl an ermittelten Tatverdächtigen sind auch auf die intensivierte nationale und internationale Zusammenarbeit zurückzuführen. www.bka.de Bild: 1388235450 / istockphoto.com

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