12 DSD 4 | 2024 GELD UND WERT Glosse: Streiken für die eigene Abschaffung Von Uwe Wendorf ver.di hat sich mal wieder in Stellung gebracht, dieses Mal für die Geld- und Wertdienstleister. Man könnte fast meinen, die Gewerkschaft hätte sich in ihrer jüngsten Streikfreude ein neues Ziel gesetzt: die eigene Branche abzuschaffen. Denn wer sich die aktuellen Forderungen ansieht, wird sich fragen, ob ver.di hier nicht versehentlich das Bargeld selbst zu Grabe trägt. ver.di fordert im Geld- und Wertdienstleistungssektor stetige Lohnerhöhungen, die mittlerweile beeindruckende Höhen erreicht haben. Man bedenke: In den letzten zehn Jahren wurden die Löhne in der Branche um mehr als 50 Prozent gesteigert. Das klingt nach einer ordentlichen Gehaltserhöhung, doch ver.di will noch mehr. Tatsächlich liegt der Brutto-Stundengrundlohn für eine ungelernte Tätigkeit inzwischen um und bei 20 Euro – eine Zahl, die sich gewaschen hat. Nun, was tut eine Gewerkschaft, wenn sie merkt, dass ihre Forderungen nicht direkt erfüllt werden? Genau, sie streikt. Und wie reagiert der Handel? Er lacht und freut sich insgeheim über die Werbung für das kontaktlose Bezahlen. Mit jedem Streiktag, an dem die Bargeldversorgung stockt, gewöhnen sich die Verbraucher mehr und mehr an das bargeldlose Zahlen mit Karte oder Smartphone. Die COVID-19-Pandemie, die den Konsum von Bargeld ohnehin schon drastisch reduziert hat, gibt dem noch den nötigen Schwung. Da fragt man sich doch: Wem nützt das alles? ver.di streitet für höhere Löhne, aber währenddessen sinkt die Nachfrage nach Bargeld rapide. Banken und Händler, die zunehmend auf elektronische Zahlungsmethoden setzen, denken bereits darüber nach, ob es den aufwendigen und teuren Bargeldtransport überhaupt noch braucht. Und ver.di? Die läuft Gefahr, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzt. Die Arbeitgeber haben sich sogar für maßvolle Tariferhöhungen offen gezeigt. Aber ver.di will mehr. Nicht genug damit, dass die Kosten für Bargeldtransporte in den letzten Jahren ohnehin gestiegen sind. Durch die aktuellen Forderungen der Gewerkschaft wird der Bargeldtransport zu einem Luxusgut. Doch während ver.di für mehr Lohn kämpft, blockiert sie gleichzeitig technologische Innovationen, die helfen könnten, die Kosten zu senken. So wird beispielsweise Geschäftsführer der ExSiRo GmbH Rostock und stellv. Vorstandsmitglied der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste www.exsiro.de Uwe Wendorf Bild: # 8347436 / istockphoto.com
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